1.3.2018 Ein Rundtörn in Süditalien im Winter ist beschwerlich

Es war mit der Entscheidung klar, dass der Rückflug von Marius nach Berlin von Neapel aus stattfinden wird und dass wir für den gemeinsamen Törn innerhalb der Bucht von Neapel bleiben würden. Mit der Erfahrung aus der ersten Teilstrecke nach Ischia hatten wir und dazu entschlossen, etwas kleinere Brötchen zu backen und die Tagesstecken zu verkürzen. Diese Entscheidung wurde auch dadurch befördert, dass die Temperaturen auf einstellige Werte sanken und uns der Windchill zunehmend belastete.

So verließen wir unsere Ankerbucht in Pozzuoli zunächst in Richtung der Marina im großen Fährhafen, um dort den Dieseltank wieder aufzufüllen. Das war an einem winterlichen Sonntag ein nicht erfolgreiches Unterfangen. So verließen wir diesen Ort in Richtung der Insel Procida, die zwischen dem Festland und Ischia liegt und zahlreiche Ankerbuchten aufweist. Dabei trieb uns die Tatsache, dass das Wetter sehr schnell variierte und wir die Nacht stets geschützt vor Wind und Schwell verbringen wollten. Nun sind zwar sehr malerische Ankerbuchten auf der Karte zu erkennen, aber diese stellen sich bei einem Besuch vor Ort als ungeeignet deshalb heraus, weil die Felsen so steil in die See herabfallen, dass der Anker sehr tief ausgebracht und der Schwojenkreis, der Kreis, den das Heck bei einer vollen Umdrehung des Schiffes um den Anker beschreibt, wenn der Wind dreht, sehr groß ist. Einzig ein winzig kleiner, aber malerisch schön gelegener Fischerhafen mit einem sehr ansprechenden Ambiente auf der Südseite der Insel schien daher geeignet. Eine langsame Durchfahrt durch diesen Naturhafen belehrte uns allerdings, dass es dort für die Odd@Sea weder genügend Platz noch eine freie Muring gab.

Schön sieht diese Bucht aus, aber es gibt keinen Ankergrund
Hinter einer Festung wird auf der Südseite von Procida eine kleine Ortschaft sichtbar, die einen Naturhafen vor sich hat
… mit vielen eng liegenden Fischerbooten bleibt wenig Platz für uns bei der Durchfahrt
… die Kulisse ist wirklich einladend
Das wäre doch unsere Ankerbucht, wenn denn der Platz für unser Schiff ausreichend wäre.
Eine weitere sehr schöne Bucht zwischen den Felsen, jedoch auch ohne ausreichenden Ankergrund

Also setzten wir unsere küstennahe Suchfahrt fort und fanden an der Süd-West-Spitze einen ebenso malerischen Hafen, in welchem zahlreiche Motor- und Segelyachten an Stegen lagen. Da wir dort eine Tankstelle sahen, legten wir zunächst einmal dort an. Ein Einheimischer, wahrscheinlich ein Fischer oder ein Offizieller des Hafens, machte uns klar, dass wir hier kein Diesel bekommen könnten, da die Tankstelle geschlossen wäre. Meine Frage, ob denn der Liegeplatz davor für die Nacht frei sei, bejahte er zu unserer gemeinsamen Verblüffung. Gesagt, getan. Der nächste Tag war wiederum nur zum Abwettern tauglich und wir lagen deshalb zwei Tage und Nächte in diesem wunderschönen Hafen auf einer ebenso reizenden Insel mit einem Dorf, in welchem sowohl eine offene Cafeteria als auch ein Supermarkt vorhanden war. Herz, was willst Du mehr. Zwei Tage spazierten wir über diese bergige Insel mit Vergnügen, wobei der zweite Tag uns am Morgen bereits mit Schnee und im Laufe des Tages mit ziemlicher Kälte bedachte. WEBASTO sei Dank, haben wir die Nacht gut überstanden und am Morgen mit Freude zur Kenntnis genommen, dass wir brauchbares Segelwetter bekommen werden für die Überfahrt in Richtung der Südgrenze des Golfes von Neapel. Als wir uns für die Abfahrt vorbereiteten, kamen zwei freundliche Polizisten, die uns sagten, dass wir hier nicht liegen bleiben dürfen, da die Tankstelle gesperrt sein. Das konnte ich beantworten mit der die Beamten zufrieden stellenden Antwort, dass wir bereits am Ablegen seien. Zwei Tage ohne Hafengebühren sind natürlich für diese Gegend ein kleiner Lichtblick, was die Bordkasse angeht.

Diese Hafeneinfahrt läd doch geradezu zu einem Besuch ein
Dahinter versteckt sich eine kleine verschlafene Marina direkt inmitten einer kleinen Ortschaft
Die Odd@Sea mit dem Skipper vor der Pier einer stillgelegten Tankstelle. Besser und kostenfreier geht nicht!

Die nächste Ankerung sollte in einer Bucht stattfinden, die zumindest von einem Ort umgeben und mit einem Anleger ausgestattet sein sollte. Wirklich schön unter hohen Felsen und mit einem kleinen Sandstrand ausgestattet gelegen war die Entscheidung vor Ort schnell getroffen. Der Anker fiel und hielt prächtig. Was wir am nächsten Morgen allerdings feststellen mussten war, dass das Halten des Ankers auch dadurch begünstigt wurde, weil er sich zwei Muringleinen gegriffen hatte. Mit der bereits gelernten Methode im Repertoire, war das allerdings kein großes Problem. Wir lagen wunderbar ruhig, mit nur leichtem Schwell und genossen eine weitere Nacht auf See. Das Baggerschiff, das sich in der Ausfahrt aus der Bucht am Morgen festgemacht hatte, störte unsere Abfahrt kaum. Die Fahrt an diesen Ort konnten wir größtenteils unter Vollbesegelung fahren, weil die Strecke mit ca. 30 km nicht lang und wir sehr viel Zeit hatten. Diese Zeit brauchten wir auch, denn der Wind war mit weniger als 10 Knoten schwach und kam direkt von Hinten.

Den Abschluss des Besuchs von Marius an Bord bildete ein zweiter Besuch der innenstadtnahen Marina von Neapel, in der ich bereits meine ersten Nacht dort verbracht hatte, dieses Mal allerdings im Bereich eines edlen Yachtclubs, der uns mit seinen Gebührenforderungen allerdings etwas schockierte. Ein kleines Lotsenboot wies uns den Liegeplatz einfach zu. Frustration hin und her, des Abend endete nach einer ausgiebigen Besichtigung der eindrucksvollen Festungsanlagen und dem Einkaufen von Essbarem, mit einem ausgiebigen und sehr schmackhaften Abendessen, welches zugleich unser letztes gemeinsames sein sollte. Ich begleitete Marius am späten nächsten Morgen zum Flugplatz, wo dann unser gemeinsames Abenteuer ein Ende fand. Bei meiner Rückkehr musste ich allerdings feststellen, dass der Wind stark zugenommen hatte und man im Hafen sich auf Sturm vorbereitete. Auf jeden Fall werde ich wohl noch einmal in den sauren Apfel einer weiteren Übernachtung in dieser Marina beißen müssen, denn der nächste Tag wird wohl wegen Starkwinds mit bis zu 38 Knoten nicht fahrbar sein. Süditalienischer Winter eben. Nun sitze ich in meiner stark schwankenden, aber mit doppelten Muringleinen gesicherten Blechbüchse bei heulendem Wind in den Wanten und genieße, dass ich wieder einmal ein funktionierendes WLAN nutzen kann. Das war in der Inselwelt vor Neapel nicht immer der Fall. Hinausschauen mag ich aber nicht, denn die Schiffe im Hafen um mich herum tanzen im Licht der Laternen in beängstigender Weise und zerren an ihren Muringleinen. Hoffentlich löst sich keines davon.

Wenn es das Wetter zuläßt, werde ich mich nun auf den Weg entlang der Küste nach Norden machen, um in der Höhe von Genua über die Insel Elba nach Korsika und danach nach Sardinien zu fahren. Ich glaube, dass ich dazu ein paar kräftig gedrückte Daumen benötige.

 

Ein Gedanke zu „1.3.2018 Ein Rundtörn in Süditalien im Winter ist beschwerlich“

  1. Hallo Papa, ein kleiner Hinweis am Rande: Wir sind mittlerweile in Sachen Temperatur wieder im zweistelligen Bereich, allerdings im Minus! Nachts sind es bis zu -18Grad! Das nenne ich kalt! Das schöne ist aber: Der Schnee bleibt schon seit Tagen liegen und ist uns allen eine Freude.
    Viele Grüße aus dem frostigen Hamburg!
    Anna

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