10.8.2018 Das war es doch einmal mit dem Wind

Ich möchte mit den heutigen Bemerkungen eine kurze Bilanz der letzten drei Tage ziehen. Diese war geprägt durch eine Fahrt von Scheveningen nach den Helder, einem sehr großen militärischen Hafen an der Südkante des Ijsselmeers. Meine Hoffnungen auf einen guten Wind wurden bei der Ausfahrt aus Hafen von Scheveningen zunächst voll erfüllt. Zuvor hatte ich noch meinen kostenlosen Liegeplatz für zwei Tage in einer der Seitenhäfen, die zwar mit modernen Schwimmpollern ausgestattet sind, jedoch öffentlich zugänglich und keine Ausstattung wie Strom und Wasser haben, verlassen, um in dem Hafenbecken der großen Marina an einem Tankschiff anzulegen. Dort füllte ein sehr netter Tankwart meinen Tank und ließ mich, da er keine Kreditkartenbezahlung mangels elektronischer Ausrüstung annehmen konnte, erst einmal wieder abfahren. Die Fahrt war allerdings nur kurz, denn es ging lediglich auf die andere Seite des Hafenbeckens, wo ich an einem weiteren Schiff anlegen und in wenigen Schritten an Land einen Bargeldautomaten aufsuchen konnte. Sein Geld bekam er dann bar bei meiner Rückkehr zu seinem Schiff, sozusagen bei der Vorbeifahrt über seine Reling gereicht. Ein sehr einfaches, auf Vertrauen basierendes Verfahren.

Leider nahm auf der Strecke mit dem Wind auch die Welle sehr rasch in unangenehmer Weise zu, sodass ich, um dem Autopiloten eine Chance zu geben, mehrfach verschiedene Segelkonfigurationen mit und ohne Reffs ausprobieren musste, um nach etwa einer Stunde sich dann auf ein wunderbares Mittelmaß zu stabilisieren. Ab diesem Zeitpunkt war bis zum Zielhafen nur noch wunderbares Segeln mit 6 bis 7, zuweilen auch einmal kurz mit 8 Knoten achterlichen und später dann halben Wind angesagt. Es war eine der seltenen Momente meiner gesamten Reise, wo das Segeln wirklich seinen Namen zu Recht trug. Trotz der kurzen, steilen Wellen, die regelmäßig bis zu 30 Grad Kursänderungen verursachten, einfach schön. Deutlich schneller, als gedacht kam ich dann in den Helder an und machte in der kleinen Marina meine Leinen mit einem nahezu vollem Tank fest. Ein Blick auf den Wetterbericht sagte mir sofort, dass ich hier wohl mindestens zwei Tage verweilen werden muss, denn es war für die Nacht Sturm mit weit über 50 Knoten angesagt, der dann in abgeschwächter Form den ganzen Tag anhalten sollte. So war es klar, dass ich meinen letzten großen Reiseabschnitt nach Cuxhaven erst morgen beginnen konnte. Der Tag dazwischen war zum Catern und zu einem kleinen Besichtigungsgang durch das Militärmuseum gerade recht. Hier werden in sehr aufwändiger Weise Militaria vorgeführt, von denen sicherlich ein relativ modernes U-Boot die meisten Besucher anzieht. Diese Themen sind natürlich nicht jedermanns Sache, auch meine nicht, jedoch war ich von der Organisation und dem Zustand der Exponate und der Räumlichkeiten sehr beeindruckt. Geld schien bei der Erstellung keine Rolle gespielt zu haben. Genauso beeindruckte mich das kleine Städtchen den Helder, welches natürlich auch durch den Militärhafen, in dem ein großer Teil der holländischen Marine stationiert ist, aber auch durch die vielen sauber angelegten Entwässerungsgräben und den eher kleinen gemütlichen Häusern geprägt ist. Die großen, repräsentativen Gebäude in dieser Stadt werden natürlich vom Verteidigungsministerium finanziert.

Ich erwarte morgen guten Wind für einen Tages-Nacht-Törn, der mich in einem Rutsch bis in die Elbemündung führen soll. Der Wetterbericht gibt mir in meiner Einschätzung jedenfalls Recht. Mal sehen, was kommt.

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