11.8.2018 So schnell der nächste Blogbeitrag? Die Odd@Sea sollte doch erst morgen in Cuxhaven eintreffen!

Ich möchte die Verwirrung schnell aufklären. Ja, ich war unterwegs von Den Helder nach Cuxhaven, und ja, ich musste meine Fahrt nach etwa einer Stunde wieder einmal ohne einen funktionierenden Autopiloten fortsetzen. Ohne diesen nützlichen und für einen Einhandsegler absolut notwendigen Helfer kann man, wenn man an seine körperlichen Grenzen geht, gerade einmal eine kurze Tagesetappe fahren, denn der Skipper muss dann ununterbrochen am Steuer stehen und harte körperliche Arbeit verrichten, insbesondere dann, wenn das Wetter so war wie heute. Es gab bereits einen deutlich stärkeren als den prognostizierten Wind als ich das Stück Gegenwindstrecke von Den Helder hinaus auf das Meer fuhr. Da war ich das erste Mal schockiert, da der Autopilot ausfiel. Der Grund war schnell gefunden: Der Sicherungssplint der die Verbindung zwischen dem Aktuator und dem Bolzen am Ruderhebel sichert, war abgefallen und lag zusammen mit der Sicherungsscheibe unter dem Aktuator. Zudem war der Bolzen wieder einmal so lose, dass er hätte brechen können. Das war schon einmal so und war, nachdem ich die Bolzenmutter wieder angezogen hatte, nicht wieder aufgetreten.

Es ist zwar äußerst unkomfortabel bei einer steilen und hohen Welle an Bord Reparaturarbeiten in dem beengten Raum unterhalb des Steuerstands auszuführen, aber wenn es weiter gehen soll, dann muss es eben sein. Gedacht, getan. Es ging nach erfolgreich erfolgter Maßnahme wieder weiter. Das war sehr gut, denn der achterliche Wind mit bis zu 25 Knoten sollte mich nun eigentlich schnell wieder in die Heimat bringen. Das Glück dauerte jedoch nur eine halbe Stunde. Dann versagte der Autopilot wieder. Offensichtlich wieder ein mechanischer Schaden, denn die Elektronik spielte ordentlich weiter und der Aktuator war auch mit dem Ruderhebel verbunden. Jetzt war die Welle aber bereits so hoch und die brechenden Schrägläufer benötigten meine ganze Kraft mit Armen und Beinen, um das Schiff einigermaßen auf Kurs zu halten. An Segelmanöver war nicht mehr zu denken, denn die Odd@Sea drehte sich, sobald ich das Steuerrad losgelassen habe, so schnell in den Wind, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Ich hatte übrigens nur ein gerefftes Großsegel in Betrieb. Meine Antwort: Etwa 5 Stunden im Handbetrieb durchhalten so gut es geht und den nächsten Hafen anlaufen. Zurück zum Ausgangspunkt gegen den Wind schien mir zu riskant zu sein. Um nach Vlieland zu kommen, war eine betonnte Zufahrt im Wattenmeer zu benutzen, denn daneben ist es so flach, dass auch mein Schiff Probleme bekommen hätte. Ausserdem konnte ich mich nicht um die Verstellung des Schwerts und des Ruder kümmern. Es war schon schwierig genug, das Großsegel vor dem Hafen wieder zu bergen, denn das Schiff drehte dabei Vollkreise. Man bekommt das Segel aber nur herunter, wenn es im Wind steht. Völlig platt bin ich letztlich dort angekommen und möchte dergleichen nie wieder in meinem Leben erleben müssen.

Die Prüfung des Befundes im Hafen ließ mir den Atem stocken: Alle vier Standbolzen der axialen Aktuatorlagerung waren gebrochen. Der Aktuator lag herum, bewegte jedoch nur noch seinen eigenen Lagerbock und nicht mehr das Ruder. Ich bin wirklich schockiert, denn ich habe diese Platte mit einem neu eingeschweißten Stehbolzen vor nicht allzu langer Zeit selber eingebaut und dabei versucht, die erkennbaren Werksmethoden zu reproduzieren. So waren auch alle Fügungen mit Silkagel abgedichtet. Möglicherweise habe ich etwas zu viel davon verwendet und damit den Abstand der Platte von der Bootsstruktur um ein paar Zehntel Millimeter vergrößert. Ich bin ratlos. Letztlich möchte ich den Grund des Versagens schon wissen, damit ein Wiederholung vermieden werden kann. Wer hat einen Rat?

Die Metallplatte wird von unten aus der Achterkoje mit den vier Bolzen nach oben in die Plicht gesteckt. Alle vier sind abgebrochen. Bei dem Schwarzen handelt es sich um Silkagel, welches zum Abdichten der Koje gegen das Wasser von aussen wirken soll. Die wie Hülsen aussehenden, senkrecht stehenden Gebilde sind ebenfalls aus Dichtmittel.

Nun werde ich morgen einen Mechanikbetrieb hier in der Gegend aufsuchen und hoffe, dass dort jemand die Schweißarbeiten durchführen kann. Wenn ich Glück habe, dann geht es übermorgen frühestens weiter. Aber das mit dem Glück ist so eine besondere Sache.

Ich bin also nicht von der See gefressen worden, wenn ich auch nicht am geplanten Zielort angekommen bin. So sollte es immer sein.

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