12.8.2018 Nach einer harten Nacht des Nachdenkens eine realistische Erklärung für den erneuten Bruch in der Autopilotanlage

Schlaflose Nächte sind so unnötig wie ein Kropf. Manchmal kommt aber doch etwas Sinnvolles dabei heraus. So war es in dieser Nacht. Meine Gedanken reichten von der Aufgabe meines Vorhabens kurz vor dem Abschluss bis hin zum Verkauf des Schiffes. Wenn die wesentliche Frage nach der Ursache der strukturellen Probleme nicht geklärt ist, werden sämtliche Aktionen letztlich zu aufwändigen Probieraktionen mit letztlich ungewissem Ausgang. Dass ich dann doch noch meinen Schlaf gefunden habe lag an der Einsicht, dass ich mir das Schadensbild am nächsten Morgen noch einmal genau anschaue. Da ich am Sonntag ohnehin keinen Schweißer aktivieren kann, habe ich ja noch einen ganzen Tag zur Analyse vor mir. Gleich nach dem Frühstück habe ich die betroffenen Teile intensiv gereinigt und noch einmal in die Bauzeichnungen vom Hersteller des Autopiloten hineingeschaut. Und siehe da, es stellt sich Frage, warum eigentlich die vier Stehbolzen mit 8 mm eingebaut sind, obwohl die Bohrungen am Fuß des Aktuatorlagers 11 mm aufweisen. Normalerweise wird eine Bohrung 0,5 mm größer ausgeführt, als der Durchmesser der Schraube, die dort hineingesteckt werden soll. Dass einer der Bolzen (siehe Bild) eine deutliche Verbiegung aufweist, bestätigt mir, dass hier etwas falsch gemacht wurde. Unterdimensionierte Bolzen führten also eindeutig zum Versagen der Aktuatorlagerung. Es ist ein Leichtes, die richtigen Bolzen anstatt der zerstörten aufzuschweißen. Mir sind die zu großen Bohrungen bereits bei der ersten Reparaturaktion aufgefallen und ich erklärte mir dieses mit dem Versuch des Herstellers, eine galvanische Entkopplung des Stahl vom Aluminium der tragenden Struktur zu ermöglichen, zumal er (oder jemand, der hier bereits herumgepfuscht hat) sehr viel Silkagel als Dichtmittel in diese zu großen Bohrungen eingebracht hatte.

Die Grundplatte aus Nirostastahl mit den Resten der abgerissenen Bolzen (rechts), von denen die beiden linken mehr oder weniger stark verbogen sind.
Die Bruchflächen der Bolzen zeigen, dass es sich um Gewalt- und nicht um Ermüdungsbrüche handelt.

Wie auch immer, ich habe meinen Seelenfrieden, der mir in der Nacht richtig abhandengekommen war, wiedergefunden und werde morgen die benötigten Teile und ggf. einen Schweißer auftreiben, der die Bolzen wieder an die Grundplatte anbringen kann. Sollte ich hier keinen geeigneten Handwerker finden, dann werde ich einfach nur größere Bolzen mit Sechskantkopf von unten (in der Decke der Achterkoje) durchstecken und den Lagerbock damit festschrauben. Die Festigkeit dieser Schrauben liegt dann wesentlich höher als die der jetzt verbauten, sodass ich nun wieder guter Dinge bin und auf ein störungsfreies Funktionieren meines Autopiloten hoffen kann.

Noch kann ich theoretisch meinen geplanten Ankunftstermin, den 16.8.2018 in Hamburg halten. Aber dann darf ab jetzt weder technisch noch wettermäßig etwas Behinderndes dazwischenkommen.

2 Gedanken zu „12.8.2018 Nach einer harten Nacht des Nachdenkens eine realistische Erklärung für den erneuten Bruch in der Autopilotanlage“

  1. Hallo Jürgen,
    seit deinem Anruf aus Bormes bei Andreas im April habe ich deine Fahrt verfolgt. Du schilderst so anschaulich deine Erlebnisse auf der Odd@Sea, so dass ich mich schon fast auf den Planken fühlte. Dabei kenne ich nur die Planken der Jolle von Andreas auf der Havel (so 1968?) – weiter habe ich es auf dem Wasser nicht gebracht.
    Du hast alle technischen Probleme gemeistert und nicht aufgegeben -toll. Du hast (meistens) nette, hilfsbereite Mitmenschen getroffen, und in deinen Worten kommt auch die Wertschätzung dafür zum Ausdruck – toll. Du hast mit der Natur gelebt und sie akzeptiert und mit der Technik als Hilfsmittel die Fahrt durch und um Europa als Einhandsegler geschafft – toll.
    So wünsche ich dir auf den letzten Seemeilen immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel und eine schöne Fahrt nach Cuxhafen / Hamburg.
    Alles Gute, bleib gesund
    Michael aus Baden-Baden

  2. Hallo Jürgen,
    Toll von Dir zu hören. Andreas Baatz teilte mir Deine Blog-Adresse mit.
    Lese Deine Einträge mit großem Interesse. Würde mich riesig freuen wenn wir uns in HH treffen könnten. Bin noch bis Ende Okt. im Lande. Ruf doch einfach mal an.
    Alles Gute,
    Harald

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