13.10.17 Die Zeit der vielen richtig großen Schleusen ist angebrochen

Von Eibelstadt, wo ich meinen Dieseltank aufgefüllt habe, führte mich mein Weg weiter über Obereisenheim, Eltmanm, Forchheim nach Nürnberg. Der Main-Donau-Kanal ist, wie eigentich alle Kanäle, eher langweilig, aber wegen der Schleusen sehr anspruchsvoll. Die Schleusenwärter bemühen sich sehr um ein optimales Fortkommen der von Ihnen betreuten Skipper, sind aber manchmal auch ein wenig vergesslich. So kann man durchaus einmal vor einem roten Licht bei der Ein- oder Ausfahrt stehen, obwohl das Schleusentor schon für einige Zeit offen ist. Ein kurzer Funkruf hilft dann aber wie ein Wunder und die Reise geht weiter. Mit Bayern 1 auf den Aussenlautsprechern lässt es sich auf dem Mai-Donau-Kanal (NDK) jedenfalls sehr gut fahren und die gebotene Landschaft geniessen. Mir gehörte heute der Kanal vollständig allein. Nur ein einziges Frachtschiff kam mir entgegen und die Schleusentore waren stets offen und ich konnte immer direkt in die Kammern einfahren. Die Gegenströmung ist dann auch nur noch sehr gering, sodass ich mit gut 11, manchmal mit bis zu 12 km/h vorankomme. So war meine Fahrt heute auch schon um 4:00 Uhr beendet und ich konnte den Nachmittag zur Besorgung eines dringend benötigten Werkzeugs mit dem Fahrrad in der Stadt nutzen.

Der MDK ist in diesem Abschnitt die Strecke der Mamutschleusen, die sich dadurch auszeichnen, dass es ziemlich turbulent in den Kammern zugeht und es mich alle Kraft benötigt, um mein Schiff zu bändigen. Es handelt sich dabei um phänomenale Bauwerke, die einem wirklich sehr viel Respekt einflößen, wenn man mit einem so winzigen Boot alleine in den Kanmmern an einem Poller festgemacht hat. Insbesondere beim Wechsel zum nächsthöheren Poller, es gibt davon bis zu 13 Stück mit jeweils etwa 1,5 m Höhenabstand, woraus sich ein Hub von bis zu 20 m insgesamt ergibt, wird es schwierig. Bei einem der Wechsel in der Schleuse Erlangen driftete die Odd@Sea dabe soweit von der Schleusenwand weg, dass ich den nächsten Poller nicht mehr erreichen konnte. Hier half dann meine mittlerweile angeeignete Fahrkunst unter Motor, in der Turbulenz zunächst das Schiff unter Kontrolle zu bekommen und an einer anderen Pollerlinie erneut festzumachen. Da kam mein gesamter Adrenalinbestand zum Einsatz und es ging daher aber alles gut. Bei den Großschleusen tritt das Wasser nicht durch Ventilklappen in den Schleusentoren, sondern durch den Schleusenboden ein. Wenn Du mit Deinem Schiff über einem der Einläss festgemacht hast, dann trifft dich das Wasser willkürlich irgenwo von unten und Du schwimmst auf den Fontänen wie ein Korken. Na ja, ich habe noch zehn dieser Schleusen vor mir auf diesem Fahrtabschnitt und werde mit jeder Erfahrung hoffentlich etwas besser.

Von Außen sieht das noch ganz annehmbar aus

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…von Innen jedoch eher beängstigend

In Forchheim besuchte mich mein alter Flugkamerad Conrad mit seiner Frau Jutta. Sie kamen mit ihrem Campingmobil aus Norddeutschland und legten ihre Route so, dass dieses Treffen möglich wurde. Es wurde ein wunderschöner Abend bei köstlichem Essen und gutem Bier im Camper der beiden, der mir lange in Erinnerung bleiben wird. Für die Bewirtung und die wunderbaren Gespräche über Gott und die Welt danke ich Euch, lieber Conny und liebe Jutta. Mögen wir uns irgendwann, irgendwo einmal wiedersehen und wieder so schön zusammensitzen wie in Forchheim.

Die Odd@Sea in dem kleinen Hafen von Forchheim
Conny und ich in seinem fahrenden Zuhause …
… und mit Jutta in meinem.

Dieser Ort war insofern auch von einiger Bedeutung für mich, da ich meine Vorräte in den letzte Tagen völlig aufgebraucht hatte und hier einen Hafen fand, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft die Kollegen REWE, Edeka und andere ihre Filialen hatten. Nun sind meine Lager wieder reich gefüllt.

Die Menschen dieser Region sind auffallend anders als die, welche ich in der Rhein-Main-Region beschrieben habe. Ein Beispiel ist der Hafenmeister hier in Nürnberg. Er empfing mich bei der Einfahrt, auf einem Steg stehend, mit lautem Gebrüll, wie ich denn mein Schiff zu steuern habe. Ihm gefiel es offenbar, seine Wichtigkeit dadurch noch unterstreichen zu können, dass er mich anwies, noch eine Ehrenrunde im Hafen zu drehen, um das Schiff mit der rechten Seite an den Steg zu bringen. Meine Steueraktionen wurden begleitet von gebrüllten Anweisungen, die mich durchaus auch ein wenig aus der Fassung gebracht haben. Letztlich ging alles perfekt, aber sein hinterher geäußertes Selbstlob, dass er jedes, also auch mein Schiff perfekt beherrschen könne, obwohl er es garnicht kennt, war dann schon etwas schräg. Nun ja, es gibt halt sone und solche Menschen. Daß dieser Hafen ein funktionierendes WLAN hat, macht dann derartige Erlebnisse erträglich. Es gibt natürlich auch hier sehr nette Menschen wie der junge Segler, der wie ich auf seinem Boot zur Zeit im Hafen von Forchheim lebt und sich auf seinen nächsten großen Törn vorbereitet. Ich werde ihn mit seiner Hilfsbereitschaft und unserem leider kurzen Gespräch in guter Erinnerung behalten.

Noch ein abschließendes Wort zu meinem Freund Uli aus Ingolstadt, der meine Reise eng begleitet und mir mit Rat per Telefon zur Seite steht. Ich danke Dir, Uli, für Deine Aufmerksamkeit, die Du mir schenkst und für Deine Hilfsbereitschaft. Hoffentlich klappt unser geplantes Treffen noch vor dem Erreichen der Donau.

Das „Blue Pyramid Hotel“ in Nürnberg

 

3 Gedanken zu „13.10.17 Die Zeit der vielen richtig großen Schleusen ist angebrochen“

  1. Lieber Jürgen!

    Nun bist Du ja schon ein ganz schönes Stück vorwärts gekommen. Leider haben sich unsere Kurse nun doch nicht mehr gekreuzt. Hätte Dir gerne meine Heimatstadt in Verbindung mit einem Apfelweinabend näher gebracht.
    Die Propeller-Heinis in Köln haben es uns vermasselt!
    Mein Liegeplatznachbar ist ist ein Jura-Prof., und die Juristen brauchen ja immer einen Schuldigen. In dem Fall waren das eben die Propeller-Leute.
    Wir freuen uns mir Dir dass Du eben wohl auf einer Woge des Glücks reitest, und es wie gewünscht vorwärts geht.
    So soll das bleiben! Drücken Dir und der Odd@Sea ganz fest die Daumen!
    Und dann freu ich mich weiter auf Deine Blog-Berichte.
    Eine sehr angenehme Abwechslung während meiner letzten Bürotage!
    Am Montag noch 105 Kalender- und 65 Arbeitstage!
    Wünschem Dir weiterhin gute Fahrt, zwei Hand breit Wasse unterm Kiel und immer ein kaltes Bier im Kühlschrank!
    Liebe Couchgrüsse aus Frankfurt! Stefan + Regine, MY Nautic

  2. Lieber Jürgen, danke, dass Du mich an Deiner spannenden Weltreise teilhaben lässt. Ich freue mich schon auf weitere Erlebnisse. Liebe Grüße, Deine Christiane

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