14.4.2018 Abschied vom Paradies und Erkundung des Neuen

Am Freitag, den 13.4.2018 hatte das Warten auf ein geeignetes Wetterfenster zur Weiterfahrt ein Ende. Nach diesen schönen gemeinsamen Tagen war eine sentimentale Stimmung aller Beteiligten beim Abschied von Rita und Andreas gut zu spüren. Am Tag zuvor hatte ich bereits einige Ersatzteile für das Schiff beim Schiffsausstatter in Le Lavandou beschafft, die noch am Morgen eingebaut werden sollten. Außerdem bestand noch Bedarf zum Catern von Lebensmitteln für die Bordküche. Andreas, der uns mit seinem Mercedes fast jeden Tag chauffiert hatte, übernahm auch diese letzte gemeinsame Fahrt zum Hafen, half mit bei den Arbeiten an Bord und versorgte mich mit vielen Tipps, die nur von sehr erfahrenen Skippern kommen können und seine Kompetenz als Segler erneut bewiesen. Ich danke Euch, Rita und Andreas, für Eure Hilfe und liebevolle Bewirtung in eurem kleinen Paradies.

Der erste Streckenabschnitt sollte nicht sehr lang werden, sodass eine Abfahrt erst um 14:00 Uhr und damit nach dem Ende der Regenschauer erfolgen konnte. Es ging zum Ankern in die Bucht von Saint Elme wo ein kleiner Hafen für den Fall vorhanden war, wenn Wind und Wellen dieses nicht zulassen sollten. Der Wind war schwach, kam aber von Achtern, was auch nicht gerade optimal ist, da die Fock beim Schmetterling immer wieder einfiel. Apropos Fock. Eine der guten Vorschläge betraf den Einsatz des Kuttersegels, welches bei den wechselhaften Winden etwas flexibler zu handhaben ist, als die große Genua und das Schiff bei stärkerem Wind besser steuerbar macht. Somit war diese Fahrt zugleich meine erste mit dem Kuttersegel, dessen Handhabung sich von der Genua fundamental unterscheidet. Es wird mit Stagreitern am Kutterstag befestigt und mit einem Fall hochgezogen und herabgelassen und liegt vor und nach dem Einsatz lose an Deck. Natürlich hat es bei achterlichen Wind nicht den Vortrieb einer Genua, ist aber auch bei stärkerem Wind noch zu handhaben und benötigt nicht so viel Trimmruder. Es hat sich bei dieser und der darauf folgenden Fahrt bewährt und ist auch für mich als „Einhänder“ gut zu handhaben, sodass ich es zukünftig häufiger einsetzen werde.

Ich ließ mir Zeit und nahm auch weniger als 5 Knoten Fahrt in Kauf, um mehr als bisher zu segeln, musste aber die letzten Kilometer mangels Wind doch mit dem Motor fahren. In der Bucht war der Wind zwar schwach, aber es stand eine recht hohe Welle, die sich mit Krach und Gischt am Ufer brach und mich bereits nach sehr kurzer Zeit in einen Zustand kurz vor der Übelkeit versetzte. Das Schiff schaukelte und schlingerte dabei so stark und unregelmäßig um alle drei Achsen, dass das Bewegen an Bord, insbesondere unter Deck, schwierig war. Da ich ohnehin erst zum Sonnenuntergang den Anker warf, ging ich sofort und ohne das übliche Abendessen in die Koje, denn das ist der Ort, an dem ein derartiger Zustand am besten „abgewettert“ werden kann. Ich schlief sehr gut bis zum Morgen, musste aber feststellen, dass die Bedingungen sich über die Nacht nur wenig geändert hatten. Egal, ich fuhr weiter nach Cassis, einem kleinem Hafen in einer malerischen Bucht kurz vor Marseille und vorbei an Toulon.

Saint Kelme – Eine wunderschöne Bucht mit einem kleinen Ferienort. Rechts der kleine Hafen, vor dessen Einfahrt ich geankert habe.
Links am Bildrand sind die brechenden Wellen der Bucht zu sehen, die das Ankern sehr unkomfortabel gemacht haben.
Schwer zu erkennen sind die vielen Wassersportler, die in Neoprenanzügen baden, rudern, im Stand paddeln, surfen ….

Wie am Tag zuvor kam der Wind von hinten und die See war äußerst angenehmen mit etwa einem halben Meter langwelligen Seegang. Zudem schien größtenteils die Sonne aus dem eher dunstigen Himmel. Es war wieder einmal ein pures Vergnügen, welches nur dadurch etwas getrübt wurde, dass der Wind kurz vor dem Ziel seine Richtung änderte und abermals kräftig von vorne kam und mich zum Motoren zwang. In Cassis angekommen habe ich den Hafen auf Englisch angerufen und um einen Liegeplatz für die Nacht gebeten, was zunächst dazu führte, dass man mich warten ließ, um mir danach zu erklären, dass der Hafen angeblich voll sei und ich mich anderweitig bemühen sollte. Da die Antworten in Französisch gegeben wurden nehme ich an, dass man mich wegen der zu erwartenden Sprachschwierigkeiten weggeschickt hatte. Egal, in unmittelbarer Nähe des Hafens befindet sich eine herrliche und geeignete Ankerbucht, die ich sofort aufsuchte und den Anker fallen ließ. Was von der Ferne nicht zu erkennen war: Auch hier stand eine Welle wie am Vortag in der Bucht. Meine Strategie ist aber heute eine andere. Mein Lieblingsessen und ein paar Gläschen Rotwein helfen wie Medizin und erlauben mir zugleich, diesen überfälligen Blogbeitrag zu schreiben. Das klappt außerordentlich gut, auch wenn gerade die Bewegungen immer heftiger werden und mein Weinglas vom Navigationstisch zu rutschen droht.

Imposante Felsenformationen säumen die Zufahrt in die Bucht von Cassis
… deren Ende noch einmal steil in den Himmel ragt. Rechts dahinter liegt der angesteuerte Hafen.
Miene Ankerbucht in Richtung Hafen gesehen
… auf der anderen Seite steile Felswände mit exklusiven Wohnhäusern
… und der hohe Berg in der Einfahrt zur Bucht aus der Sicht meines Ankerplatzes

Es ist in den letzten Tagen zu beobachten, dass langsam die Segler in Frankreich aus dem Schlaf erwachen. Jedenfalls bin ich nicht mehr alleine unterwegs sondern werde von großen Yachten aber auch von Jollen begleitet. Morgen soll es an Marseille vorbei bis zu einer der Stadt vorgelagerten Insel, der Isle du Frioul führen, wo sich neben einem Hafen mehrere sehr schöne Ankerbuchten zum Übernachten anbieten. Von dort ist es dann gar nicht mehr weit nach Spanien.

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