14.7.2020 Liegen im größten Sportboothafen Frankreichs

Der Port de Plaisance des Minimes in La Rochelle ist schon etwas ganz Besonderes. Allein die Größe der Fläche, die er belegt und die unübersehbare Anzahl von Schiffen, insbesondere der Segelschiffe, deren Masten wie die Bäume eines dichten Walds wirken, ist wirklich beeindruckend. Natürlich ist dieser Hafen umgeben von unglaublich vielen nautischen Firmen, Werften, Ausrüstern, Motorenwerkstätten, Bootsvermietern uvm. aber auch vielen gastronomischen Anbietern. Außerdem gibt es einen offensichtlich ganzjährig betriebenen Rummelplatz mit verschiedenen Fahrgeschäften. Das Spektakel zieht jedenfalls täglich eine Menge Besucher an. Zum nächsten Supermarkt ist es von hier aus ziemlich weit, sowohl zu dem nächsten in der Innenstadt, als auch zu dem in die andere Richtung. Ohne Fahrrad wäre ich aufgeschmissen.

Aber auch die Hafenorganisation ist bemerkenswert. Man landet als Besucher, wenn man keinen gebuchten Liegeplatz hat, an einem „Welcome“-Steg, der tagsüber, aber nicht mehr nach 20 Uhr abends besetzt ist. Dort wird einem ein Liegeplatz zugewiesen, man muss diesen gleich bezahlen und kann diesen dann anlaufen. Mir blieb, da ich später dran war, der lange Weg hin zur ständig besetzten Capitanerie und wieder zurück zum Schiff nicht erspart. Man ließ mich gnädiger Weise zunächst am Gästesteg für die Nacht liegen und gab mir einen Platz im Gewimmel der vielen Stege, den ich dann aber erst am nächsten Morgen in Beschlag nahm. Allerdings folgten dann diesem Umzug in der Zwischenzeit noch zwei weitere, denn die Liegeplätze sind fast alle bereits vorbestellt. So hatte ich in der Zeit hier einige kleine Törns im Hafen zu absolvieren, die zugleich ein wenig Abwechslung in diese Tage brachten. Es gibt wirklich nur sehr wenige freie Plätze. Die Menschen, die meine Anleger beobachten, bieten i.d.R. ihre Hilfe ungefragt an und stehen danach für einen kleinen Plausch zur Verfügung. Nachdem ich zunächst in Reihe mit etwa gleich großen Schiffen lag, habe ich nun riesige Katamarane und auch deutlich größere Monohulls um mich herum. Wie im richtigen Leben!

So langsam beginnt in der Biskaya nun auch der Sommer mit tiefblauem Himmel und Temperaturen etwas oberhalb 20°C, was bislang noch nicht der Fall war. Stärkeren Wind mit 10kt oder mehr habe ich bisher hier noch nicht erlebt.

Bei meinen Lebensmitteleinkäufen mit dem Fahrrad habe ich mir die Stadt ein wenig angeschaut und dabei festgestellt, dass diese ein wenig wie auch Les Sables D´Olonne aus einem Gemisch von teilweise sehr alten Gebäuden in der unmittelbaren Umgebung der drei alten Hafenbecken in der Innenstadt und eher schlichten modernen Wohnhäusern bis hin zu einigen großen, neuen Hotel- und Appartementanlagen besteht. Da habe ich als jüngerer Frankreichreisender wirklich schon Interessanteres bei meinen vielen Reisen als Segelflieger in Frankreich gesehen. Aber natürlich: Der Strand ist auch hier sehr schön. Die Altstadt und der Hafen sind übrigens voll von Urlaubern. Man hört aber ausschließlich Französisch.

Ich werde immer wieder angesprochen von Lesern des Blogs, warum ich denn nicht die Gelegenheiten auf meiner Reise für ausgiebige touristische Programme nutze. Ich kann hierzu nur sagen, dass ich nach wie vor einen sehr großen Respekt vor der Pandemie habe und daher Menschensammlungen weitgehend meide. Einmal im Leben für ein bis anderthalb Jahre auf Tauchstation zu gehen ist zwar äußerst lästig und langweilig, aber sicherlich sinnvoll, wenn ich auf mein Alter schaue. Ich komme nach wie vor damit recht gut klar, freue mich aber schon jetzt auf die Zeit nach der Einführung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus. Allerdings fehlt mir für die Zwischenzeit jegliche Perspektive. Ich bin völlig antriebslos. Für kurze Rundtörns unter Segel ist die Odd@Sea zu groß, denn sie fordert einhand viel Kraft und die Anleger sind kompliziert und anstrengend.

An Bord habe ich aktuell kaum etwas zu tun. Die letzten Befunde habe ich behoben, außer beim schwenkbaren Steuerblatt, welches sich zurzeit in der abgesenkten Stellung befindet und sich nicht bewegen lässt. Das gleiche Problem mit dem Schwert habe ich hier sehr rasch beheben können. Es war wahrscheinlich durch Pocken blockiert. Das Gleiche vermute ich auch für das Steuer, denn ich hatte die Hydraulik vor nicht allzu langer Zeit (in Hamburg) überholt. Zur Behebung des Problems müsste ich nun allerdings tauchen, was aber so gar nicht mein Ding ist. Da ich sowieso demnächst nach Rochefort fahren werde und dort das Schiff wegen des starken Algenbewuchses aus der langen Hafenliegezeit aus dem Wasser heben muss, werde ich sehr leicht an das Ruder herankommen.

Ärgerlich ist einmal mehr die Unzuverlässigkeit des WLAN in diesem noblen Hafen. Irgendwie scheinen die Sonn- und Montage besonders betroffen zu sein. Bei voller Feldstärke bricht die Verbindung regelmäßig bereits nach einigen Sekunden zusammen. Dann versuche ich es vielleicht fünf bis zehn Mal (ich habe ja Zeit und bin belastbar!), die Verbindung zu stabilisieren und gebe es dann auf. Dann ist halt nichts mit Unterhaltung und Information über die Welt.

Das ist ärgerlich besonders für jemanden, der eigentlich als A-lizensierter Amateurfunker zu drahtlosen Verbindungen ein gutes Verhältnis pflegen sollte. Der Frage, welche Rolle möglicherweise mein eigenes Equipment dabei spielt, werde ich in den kommenden Tagen nachgehen. Der im Computer eingebaute Adapter scheint sehr viel zuverlässiger zu arbeiten, als mein „super duper“-High-Tech-Adapter, den ich eigentlich nur benötige, weil in meinem aus Aluminium bestehenden Schiff auch ein funktionierender Adapter unter Deck keinen Empfang hat. Meinen USB-Stick verbinde ich mit einem USB-Verlängerungskabel mit dem PC und platziere diesen so hoch wie möglich über dem Deck. Dass ich damit aber auch bei sehr großen Feldstärken zum Teil keine Daten übertragen kann, bleibt mir ein Rätsel. Wenn jemand einen Tip dazu hat, wäre ich sehr dankbar. Da diese Dinger nicht allzu teuer sind, werde ich mir wohl zusätzlich ein anderes Produkt zulegen müssen.

Zum Abschluss: Auch wenn die Umgangsbeschränkungen aufgehoben worden sind, das Virus ist noch da und wir haben keine Impfung dagegen. Bleibt also vorsichtig, auch wenn alles wieder normal aussieht.

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