16.8.2020 Segeln in der Biskaya ist äußerst mühselig in diesen Tagen, wenn man in Richtung Mittelmeer will

Irgendwie kommt der Wind zurzeit immer aus der Richtung in die wir fahren wollen. Das konnten wir bereits feststellen, als wir den Hafen Laredo nach dem Tanken am 14.2. um etwa 10:30 Uhr verließen und aus der Bucht von Santonia ausliefen. Ohne „Holeschläge“, die uns zwar Höhe gegen den Wind, aber nur wenig Strecke auf dem Weg zum Ziel brachten, ging nichts an diesem Tag. Zunächst passierten wir, an der Küste entlang fahrend, die Stadt Santander um etwa 14:00 Uhr, danach Gijon um etwa 23 Uhr. Ohne die Hilfe des Motors, wenn auch mit nur geringer und damit spritsparender Drehzahl, ging aufgrund des schwachen Winds Garnichts. Das nennt man dann „motorsegeln“. Am folgenden Morgen zwang uns dann ein Gewitter zum Kurswechsel weg von der Küste, um gegen 16 Uhr wieder Kurs in Richtung Küste zu nehmen. Teilweise frischte dann der schwache Wind ein wenig auf und wir konnten dann sogar einige Stunden segeln, ohne den Motor aus Unterstützer zu benötigen. Die in Küstennähe wieder empfangbaren Wetterinformationen machten uns aber schnell klar, dass uns eine Fortführung unserer Fahrt um die Nord-West-Ecke Spaniens nicht gut gelingen würde, denn der Wind frischte, aus unserer Fahrtrichtung kommend, stark auf. Dieses zwar nicht so stark, dass ein Gegenanmotoren nicht hätte gelingen können. Dazu hatten wir dann aber keinen Nerv mehr und so entschieden wir uns, den Ort anzulaufen, der bereits schon einmal in meinem Blog auftauchte: Vicedo. Der örtliche Hafen ist immer noch zu klein für Segelyachten, sodass wir inmitten dieser malerischen Bucht tief in der Nacht den Anker warfen. Zuvor mussten wie bei völliger Dunkelheit eine enge Stelle zwischen dem Land und einer kleinen, der Bucht vorgelagerten Insel durchfahren. Ohne einen guten Navigator, der auch totales „Blindfliegen“ erlaubt, würden derartige Operationen nicht möglich sein.

Das Ankern ging dann auch nicht ganz ohne Komplikationen, denn meine Ankerkette ist stark verrostet und viele Kettenglieder haben sich dabei zusammengefügt, als wären diese miteinander verschweißt. Freilich lassen sich diese „Schweißungen“ einigermaßen leicht mit einem Hammer lösen. Da die Kettenglieder beim Zusammenrosten untereinander willkürliche Verbindungsrichtungen eingehen, klemmen diese sich immer wieder in der Kettenwinsch ein und müssen dann zunächst mühselig mit der Hand herausgezogen werden bevor sie dann einzeln mit dem Hammer auseinandergeschlagen werden können. Danach sah das Vorschiffsdeck jedenfalls aus wie ein Schrottplatz, denn die teilweise auch großen Rostpartikel verteilten sich ziemlich intensiv bis hin zum Mastfuß. Sie wurden dann am nächsten Morgen wieder aufwändig entfernt.

Hierbei, wie auch eigentlich immer, kommt Jörg seiner Königsdisziplin in äußerst kompetenter und intensiver Weise nach. Ordnung und Sauberkeit schaffen, immer und überall. Es ist schon sehr interessant, was ihm dabei so einfällt! Manchmal sind es wirklich staatstragende Ideen, welche die Handhabung des Schiffs deutlich verbessern helfen, manchmal auch hilfreiche Kleinigkeiten, über die man durchaus auch verschiedener Meinung sein kann. Auf jeden Fall stellen diese dann aber immer auch eine funktionierende Lösung dar. Phänomenal! Er ist dabei jedenfalls immer in Bewegung und puzzelt stets an irgendetwas herum. Wenn ich sein Naturell mit dem Meinigen vergleiche, dann kann ich mich selbst nur als einen äußerst faulen Menschen bezeichnen.

Bei stark auffrischenden Wind schwojte zwar die Odd@Sea vor Anker in dieser Nacht und auch noch am folgenden Morgen ordentlich, lag dabei aber stets sehr ruhig, sodass wir auch kurz nach Mitternacht noch eine warme Malzeit einnehmen konnte, bevor wir uns in die Kojen legten. Für die nicht in die Fachterminologie Eingeweihten: Beim Schwojen dreht sich das Schiff ständig langsam aber beständig kreisförmig um seinen Anker durchaus bis zu 45° nach Steuerbord (Rechts) und nach Backbord (Links) hin und her.

Wie geht es weiter? Die aktuellen Wetterberichte lassen uns kaum Chancen zur sinnvollen Weiterfahrt bis etwa übermorgen. Auch wenn die angesagten Winde durchaus auch zeitweilig schwach daherkommen, es gibt zwischendurch aber immer wieder für Stunden andauernde Starkwindphasen. Das wäre erträglich, wenn der Wind nicht stets von vorne kommen und sich seine Richtung nicht stets entsprechend unserer Kursline entlang der Küstenlinie krümmen würde. Wir haben sämtliche Fahrtaktiken für diesen Zeitraum gedanklich durchgespielt und feststellen müssen, dass wir nur mit starkem Einsatz des Motors den Weg in Richtung La Coruna schaffen könnten. Das ist aber für ein Seglerherz dann doch eine zu starke Überforderung. Da sind wir bei der bisher bei unserem gemeinsamen Törn gemachten Erfahrung bereits stark strapaziert worden. Wie bleiben natürlich bezüglich der Wetterberichte am Ball und sind für kurzfristige Abreisen gerüstet.

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