16.9.2019 Danke, Stefan und Dagmar, für unseren schönen gemeinsamen Abend

Die Überfahrt von Vlieland nach Harlingen begann erst tidengerecht um 17.00 Uhr, sodass ich noch einmal die gut bekannte Dorfstraße mit dem Fahrrad anfahren und im Supermarkt das nötige Catering beschaffen konnte. Diese kleine Ortschaft war, wie ich es bereits kannte, voll mit Touristen, welche die fleißigen Fähren von Harlingen herüber brachten. Irgendwie sind diese darauf bedacht, das Spezialangebot aller Typen von Fahrrädern zu nutzen aus dem riesigen Angebot dieses kleinen Ortes. Ich kam mit meinem Rad nur auf Schlangenlinien zum Ziel.

Die Fahrt durch das Wattenmeer war dann der Höhepunkt des Tages. Vorbei an Robbeninseln, wo unzählige Schiffe zur Beobachtung der Tiere ankerten. Der Wechsel von temporärem und ständigem festen Land und den manchmal sehr schmalen, aber auch teilweise sehr breiten betonnten Fahrrinnen, war sehr beeindruckend, stellt aber auch an ungeübte nicht unüberwindbare Schwierigkeiten. Es ist einfach sehr schön.

Mitten im unübersehbaren Wattenmeer kommen bei abnehmenden Wasser mehr oder weniger große Inseln zum Vorschein, die für viele Segler Anregung zu einem Besuch der dort sich aufhaltenden Robben bietet. Jeder Zutritt ist jedoch aus Tierschutzgründen verboten.

Der teilweise Wind ließ immer wieder einige reine Segelpassagen zu, die vor der Einfahrt vor Sonnenuntergang bis zu 8 Knoten Fahrt in der Tidenströmung ermöglichte. Ich wurde in den Vorhafen von Harlingen regelrecht hineingespült und musste erst einmal vor einer geschlossenen Hebebrücke aufstoppen. Nach wenigen Minuten war der Straßenverkehr gestoppt und die Brücke wurde angehoben und ich konnte mit einigen anderen Schiffen passieren. Dann kam die nächste Brücke, welche die Einfahrt in meinen Zielhafen, den Norderhaven, ermöglichte. Eine nicht ganz schlaflose Nacht folgte, denn ich lag an einem Kai und die Tiede beträgt dort fast 2 Meter. Wenn die Leinen zu kurz angelegt werden, wird man bei Ebbe an der Mauer hängen, ein Zustand, den weder die Leinen noch die Klampen aushalten. Also, den Wecker auf 4 Uhr gestellt und zu dieser Zeit ein kurzer Spaziergang an Deck gemacht. Die Leinen waren lang genug ausgebracht. Zur Sicherheit schaute ich zum Tiefstand um 6 Uhr noch einmal nach. Da alles in Ordnung war ging es wieder in die Koje für einen erholsamen Schlaf bis etwa komfortable 10 Uhr.

Ich hatte seit einem Besuch von Amsterdam als Schüler immer den Wunsch, einmal in einer Gracht auf einem Schiff zu wohnen. Dieser Wunsch ging mir in Harlingen jetzt in Erfüllung, wo das Grachtenleben kaum von dem in Amsterdam zu unterscheiden ist. Die Ruhe auf dem Wasser und die kleinen, aber sehr gemütlichen Reihenhäuser am Ufer, wobei jedes individuell gestaltet ist. Hier eine Aufnahme nach dem Festmachen der Odd@Sea am Kai bei Sonnenuntergang.

Am frühen Vormittag meldeten sich meine Besucher, Stefan und Dagmar, zunächst telefonisch an und eine Stunde standen sie am Schiff und packten Wein und Kuchen für eine gemütliche Besichtigung meiner „Studentenbude“ aus. Es begann ein wirklich schönes Gespräch zu (fast) allen Themen dieser Welt, natürlich auch über unsere nautischen Erfahrungen. Ich konnte mit großer Freude feststellen, dass der Stefan und ich so viele gemeinsame Schwerpunkte (u. A. Segeln, Fliegen, Amateurfunk) in unseren beiden Leben haben und hatten, dass man fast von Seelengemeinschaft reden kann. Es war für mich sehr beeindruckend. Der Eindruck wurde noch bei einem Besuch des Segelschiffs beider Besucher und dem anschließenden gemeinsamen Abendessen in einem sehr schönen Restaurant an dessen etwa 50 km entfernten Liegeplatz verstärkt. Ich habe von Stefan ein paar an seinem Schiff praktizierten, selbst erfundenen technischen Besonderheiten vorgeführt bekommen, wovon ich seine Version einer sehr intelligenten Lösung für eine Kontrolleinrichtung für den Zustand der Kühlwasserpumpe des Motors sicherlich übernehmen werde. Die beiden werden von hier über den Rhein zu ihrem Zuhause in Karlsruhe mit dem Schiff fahren. Zuvor brachten sie mich aber noch mit ihrem Auto am späten Abend zurück zu meinem Schiff in Harlingen.

Ich wollte vor meiner Abfahrt nach Den Helder bei einsetzender Flut am nächsten Morgen noch einen Akustiker wegen eines Defekts an meinem Hörgerät und einen Arzt oder Apotheker wegen in den letzten Tagen wiederholt aufgetretenen Schwindelanfällen aufsuchen. Das mit dem Akustiker ging sehr schnell mit dem Fahrrad in einem städtischen Klinikum. Mir wurde sehr schnell geholfen und ich habe wieder ein perfekt funktionierendes Hörgerät. Das mit dem Arzt klappte hingegen nicht, da die Zeit zum Abwarten der Mittagspause wegen der Brückenzeiten im Hafen nicht mehr reichte. Die Anfrage in einer Apotheke nach einem Blutdruckmessgerät war ebenso nicht erfolgreich. So weit, so gut.

Ich verließ den Hafen von Harlingen zur richtigen Zeit und machte aufgrund der Ebbströmung zunächst gute Fahrt unter Motor. Der Fahrrinnenverlauf ließ jedoch schnell ein Vorankommen unter Segeln zu, was letztlich mein Lebensgefühl stark positiv beeinflusste und nach einer wirklich sehr schönen Passage war ich schnell in Den Helder angekommen, einen Hafen, den ich von meiner Europarundfahrt her bereits kannte. Es war sehr schön, dass das Schwindelgefühl während der Fahrt und hier im Hafen nicht mehr zu spüren ist. War hier Selbstheilung oder eine psychologische Wirkung im Spiel? Letzteres scheint mir sehr wahrscheinlich, denn ich habe lange Zeit unter den andauernd schlechten Fahrbedingungensehr sehr gelitten und mir zu viel unnötige Gedanken gemacht. Jedenfalls weiß ich nun, dass die Odd@Sea auch richtig gut segeln kann. Allerdings fängt das erst bei 10 Knoten Wind an, wenn dieser mindestens mit 45° einfällt. Dann sind bereits 5 Knoten Fahrt drin, und bei achterlichem Wind entsprechend mehr bis etwa 6 bis 7 Knoten. Was mich besonders beeindruckte ist, dass das Schiff jetzt sehr gut trimmbar und mit extrem leichtgängigen Steuer unterwegs ist. Der Autopilot hat jedenfalls kaum mehr etwas zu tun. Der vergrößerte Mastfall ist wohl die Ursache dafür.

So kann es weitergehen.

Ein Gedanke zu „16.9.2019 Danke, Stefan und Dagmar, für unseren schönen gemeinsamen Abend“

  1. Man Jürgen,

    heute Abend bist Du dran…
    muß Deine Stimme mal wieder hören…
    Samstag ist die letzte Annyfahrt mit Elke als Eignerin.
    Schwindel kommt auch mit schlechtem Hören übrigens..

    also pass auf Dich auf !!

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