17.10.2017 Zwei weitere Meilensteine sind erreicht

Eigentlich waren es ein großer und ein kleiner Meilenstein. Zunächst passierte ich nämlich die europäische Wasserscheide, der Punkt, an dem der MDK seinen höchsten Punkt erreicht hat und das Wasser nach Norden bzw. Westen in den Atlantik und nach Süden bzw. Osten in das Schwarze Meer und später dann in das Mittelmeer fließt. Was vom Letzteren nach Verdunstung übrig bleibt, fließt dann letztendlich auch wieder in den Atlantik.Der Punkt ist genau definiert und mit einem Denkmal gekennzeichnet. Ab diesem Punkt wurden die Schleusenpassagen zum Kinderspiel, denn das ausfließende Wasser ist nicht turbulent in der Kammer und man kann sehr entspannt die Schleusung genießen. Kurioserweise sind ab diesem Punkt in den Schleusen sogenannte Schwimmpoller verbaut, die ein denkbar einfaches Schleusen für Kleinfahrzeuge auch beim Aufwärtsschleusen ermöglicht. Man macht das Schiff an einem Poller fest, der wie das Schiff vom archimedischem Prinzip in geicher Weise getragen wird und mit einem Schwimmkörper ausgestattet ist. In kreisrunden Führungsschächten wird dieser vertikal geführt, was für den Schiffsführer bedeutet, dass es die Schleusung passiv beobachten kann, wenn er sein Schiff mit Fendern an die Schleusenwand gelegt hat. Was für ein Komfort!

Die Europäische Wasserscheide auf der einen …
… und auf der anderen Seite

Ein paar Aufnahmen, die Menschen ohne Schifffahrtserfahrung möglicherweise interessieren, habe ich zu einer Sequenz zusammengestellt, um die Großartigkeit der Ingenieurskunst auf dem Gebiet der Schleusen deutlich zu machen. Es handelt sich um eine der größten deutschen Schleusen, von denen es im MDK mehrere gleichgroße gibt. Sie ist für Schiffe gebaut, die eine maximal Normgröße haben. Es verbleibt beidseitig teilweise jeweils nur eine Handbreit Platz zwischen der Schiffs- und der Schleusenwand und es braucht eine Menge Zeit, bis ein Frachter in der Kammer steht und festgemacht hat. Ich glaubte immer, dass die größten Schleusen in Holland stehen, wurde hier aber eines Besseren belehrt. Ich habe mehr als 20 feste Poller übereinander gesehen, was bei einem Abstand von ca. 1,5 m einen Hub von mehr als 30 m ausmacht. Man bekommt schon ein mulmiges Gefühl, wenn man darin mit einem kleinen Boot alleine steht und die Gewalt der Wassermassen, die bewegt werden, förmlich zu spüren bekommt. Der Himmel ist nur noch einen Spalt breit zu sehen, es wird auch bei Sonnenschein dunkel.

Anfahrt hinter einem Großfrachter auf eine Mamutschleuse
Im Schneckentempo in die Enge der Schleuse
Vor einem schützt ein Tor vor der Wasserwand, über einem beibt das, was vom Himmel noch zu sehen ist
Das hintere Tor wird vor der Bergfahrt geschlossen
Schwimmpoller machen dem Skipper das Schleusen sehr viel einfacher
Die Schmimmpoller werden in einm runden Schacht geführt

Es war eine gute Fügung, dass mich mein Weg in die Nähe von Ingolstadt führte, wo ein Treffen mit dem bereits erwähnten Freund Uli und seiner Frau Maren möglich wurde. Als Treffpunkt wurde der Hafen von Beilngries vereinbart, wo ich plangemäß von Forchheim kommend, nach etwas mehr als einer Stunde Fahrt um 14.00 Uhr eintreffen sollte. Wie immer mit reichlich Sicherheit geplant, fuhr ich los und wurde an der einzigen Schleuse dieses Streckenabschnitts für insgesamt zweieinhalb Stunden auf den Warteplatz verwiesen. Alle die guten Erfahrungen mit der Schleusenabfertigung waren dahin. Schuld waren nicht die pflichtbewussten und hilfsbereiten Schleusenwärter, sondern das zuweilen unvermeidbare Schicksal: Zufälliger Weise kamen zwei Großschiffe mit einer Länge nacheinander, die eine gleichzeitige Anwesenheit der Odd@Sea in der Kammer nicht zugelassen haben. Zudem benötigte der zur „Bergschleusung“ aus der Gegenrichtung kommende Frachter noch einige zusätzliche Zeit um die Schleuse zu erreichen, die ebenfalls abgewartet werden mußte. Kurios an diesem Vorgang war, dass ich zunächst per Funk die Anweisung zur Einfahrt hinter dem Frachter erhielt und es der Schleusenwärter mit überließ zu entscheiden, ob ich in die Kammer passe oder nicht. Ich passte definitiv nicht und mußte mein ganzes Fahrgeschick aufwenden, mein Schiff wieder aus der Kammer zu bringen. Man kann also nicht sagen, dass der Beamte nicht alles getan hat, um mich zu befördern. Wie auch immer, ich kam deutlich zu spät in Beilngries an, was der Großartigkeit des Treffens allerdings keinen Schaden zufügte. Ich verließ meine „Wohnung“ für eine Nacht, um einen sehr schönen und langen Abend mit guten Gesprächen mit dem Freund zu verbringen. Nochmals vielen Dank an Dich Uli und Maren.

Im Herbst werden bekanntlich die Nächte kälter, insbesondere dann, wenn keine Wolken die Abstrahlung nach oben verhindern. Ich schreibe diesen Beitrag von einem kleinen Steg am Rande der Donau, die eigentlich von der Wasserwacht benutzt wird und warte auf die Auflösung des Nebels. Die Nacht habe ich in einem Sportboothafen zwischen Kelheim und Regensburg am Liegeplatz für zu kranende Boote verbracht und musste diesen Platz um 9:00 Uhr aufgeben, da das Kranen beginnen sollte. So bin ich aus dem Hafen an den davor liegenden Steg gefahren. Wie kann dieses Wetter besser illustriert werden, als mit einem Spinnennetz mit dem Morgentau.

Nebel über der Donau
Wo ist die Hausherrin?

Zuvor bin ich den MDK gefahren, der sich für die letzte Strecke vor der Mündung in die Donau bei Kelheim zum Teil des Bettes der Altmühl bedient. Entsprechend lieblich ist die Landschaft. Meine Schwester Christiane möchte ich mit einem Bild der Burg bei der Ortschaft Prunn an gemeinsame Ferien als Kinder erinnern. Leider ist von dem eher kleinen Bach Altmühl nichts mehr übrig geblieben. Auch die Anlage der Unterkunft von damals konnte ich nicht mehr finden. Sie wird dem Kanalbau zum Opfer gefallen sein. Dier Feldherrenhalle beendet als weithin sichtbares Merkmal oberhalb von Kelheim den MDK.

Die Feldherrenhalle oberhalb von Kelheim
Hier treffen sich das Wasser des MDK mit dem der Donau

Die Einfahrt in einen unbekannten Fluß ist stets ein Abenteuer, weil man nicht einschätzen kann, wie schnell und wie turbulent er sich verhalten wird. Was beim Rhein zu erfahren war, galt nicht für die Donau. Sie ist irgendwie majestätischer, ruhiger und nicht weniger beeindruckend. Jedenfalls beginnt für mich nun ein sehr langer neuer Abschnitt in die Fremde mit neuen Herausforderungen, die weniger im Nautischen als im Organisatorischen liegen.

Der Nebel ist kurz vor 12:00 Uhr immer noch nicht weg. Schaun mer mal, wie und wann es weiter geht.

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