17.11.2017 Es ist fast geschafft bis zum Schwarzen Meer, denn es bleiben nur noch 64 km

Morgen wird es definitiv soweit sein. Ich habe einmal mehr einen Tag eingespart durch Zusammenlegen zweier zunächst geplanter Einzelstrecken. Der lange Schlag von Rousse bis Silistra begann kurz nach Sonnenaufgang und endete nach Sonnenuntergang. Beginnend mit naßkaltem Nebel und eine wenig Nieselregen, verbesserte sich das Wetter unterwegs und später erwärmte sogar die Sonne die Luft ein wenig. Dort angekommen, war natürlich das Ausklarieren aus Bulgarien wegen Betriebsschluß der Offiziellen nicht mehr möglich, aber man bot mir zum Übernachten den Ponton an. Dieser war der baufälligste, den ich bisher genutzt habe und auch, was die Lage in der Strömung angeht, der lauteste. Aber ich habe kurzerhand mein Schlafzimmer von hinten nach vorne verlegt und die Nacht wunderbar geschlafen. Der Lärm kommt vom Angriff des bewegten Wassers unter dem recht flachen Heck der Odd@Sea. Die Abfertigung erfolgte dann im Morgengrauen und ich konnte gleich rüber auf die andere Flußseite fahren, um in Rumänien einzuchecken. Man war auf beiden Seiten sehr freundlich und hilfsbereit.

Der dann folgende Abschnitt war wieder einmal mit insgesamt 120 km rekordverdächtig und hatte es zudem nautisch in sich. Der niedrige Wasserstand führte dazu, dass die Nebenarme der Donau stärker genutzt wurden, als das Hauptwasser. Dennoch gab es Teilstrecken, in denen gerade einmal 2 m Wassertiefe vorlagen und das an Stellen mitten in der Fahrrinne. Diese scheint sich sehr stark zu verlagern, denn man findet die tiefsten Stellen durchaus auch neben der ausgewiesenen Wasserstraße. Nun ja, es war halt einmal mehr aufregend und spannend, aber auch wieder imposant und letztlich ohne jede Komplikation. Auch heute besserte sich das Wetter im Laufe des Tages und bei meiner Ankunft in Cernavodo, wo der Kanal nach Konstanta beginnt, war es wieder mit ca. 13 °C recht warm.

Wenn Gras aus der Fahrrinne wächst, dann ist etwas faul und man muß improvisieren
Das Hauptfahrwasser ist zwar sehr breit
… aber nicht so tief, wie das Nebenwasser, welches eher wie ein natürlicher Kanal wirkt
Kurz vor dem Ziel sind ungewöhnliche Felsstrukturen am Ufer zu sehen

Der freundliche Polizist, an dessen Ponton ich anlegte, um nach den Konditionen für die Kanaldurchfahrt (Kosten, Zeitenlage) zu fragen, brachte mich dann auch mit dem Privatwagen in die Stadt zu einem Geldautomaten und informierte bereits jetzt die nahe gelegene Schleuse über mein morgiges Eintreffen per Telefon und über alle meine Daten. Und das sind viele in Rumänien. Art, Name, Kennzeichen und Abmessungen des Schiffes, Abzahl der Besatzung, Bruttoregistertonnen usw. Das benötigt man, um den Nutzungspreis für den Kanal festzustellen. Man wird in Konstanta nur Bares und nichts Virtuelles nehmen und dort keine Chance bekommen, dieses zu beschaffen. Also besser vor der Einfahrt fragen, dachte ich mir.

Heute liege ich sehr spektakulär vor Anker zwischen einigen großen, kohlebeladenen Leichtern direkt neben dem Ufer und habe den Sehnsuchtsort aller Scharze-Meer-Fahrer direkt vor Augen, die Brücke von Cernavodo. Nur die stockschwarze Nacht verhindert beim Schreiben dieser Zeilen deren Anblick.

Eine ideale Ankertiefe, vorne die Brücke von Cernovoda, links das Ufer, rechts ein ankernder Leichter
… und mit Blick nach hinten rechts zwei weitere Leichter, mit Kohle beladen. Rechts das nahe Ufer und hinten rechts die Einfahrt zum Kanal sowie die Kapitanerie (Hafenpolizei und -verwaltung)

Das Liegen über Nacht an diesem sehr gut ausgestatteten Ponton hätte mich mehr als 200 € gekostet, denn der ist nur für Großschiffe gedacht. Da hab ich das kostenfreie Ankern vorgezogen.

Nun möchte ich allen Lesern dieses Blogs danken, die mir den Hinweis auf meinen kap italen Lapsus in Bezug auf die Nationale gegeben habe. Natürlich habe ich das geändert und kann den Grund dieses Fehers auch benennen: Es erschien mir schlicht leichter die Knoten für die beiden unterschiedlichen Bändsel an der Flagge bei deren Befestigung auf diese Art und Weise zu machen. An die nationale Korrektheit hatte ich dabei gar nicht gedacht. Als Beweis für mein Tun, soll das folgende Foto dienen.

… die Nationale nun richtig herum

Ein Gedanke zu „17.11.2017 Es ist fast geschafft bis zum Schwarzen Meer, denn es bleiben nur noch 64 km“

  1. Hallo Jürgen!

    Verfolgen schon seit Tagen Deine Route unf freuen uns mit Dir für das Vorwärtskommen!

    Sehr interessant!

    Sind ganz nah bei Dir!

    Haben es zwar bisher mit unserer (Motor) Quatze nur bis England geschafft, aber trotzdem können wir uns gut in die von Dir beschriebenen Stimmungen reinversetzen.

    Tolle Berichte!

    Bin leider immer noch mit Rückenschmerzen zu Hause, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

    Wünschen weiterhin gute Reise!

    LG von Stefan + Regine, MY Nautic, WYC

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