17.5.2018 Ein schwerer Abschied von lieben Freunden und einer Woche der Geselligkeit – Es geht alleine weiter in Richtung Gibraltar

Es waren ausgesprochen schöne Tage auf Ibiza und Formentera zusammen mit Hanne, Frieder und Guido. Nun trennen sich unsere Wege wieder. Guido fliegt nach Berlin, Hanne und Frieder fahren weiter nach Mallorca und der Berichter wird zurück zur Festlandsküste und dann in Richtung Gibraltar segeln. Ja, es darf wieder gesegelt werden, denn das Wetter ist sehr viel stabiler geworden im mediterranen Frühling. Leider sind damit auch die stärkeren Winde verschwunden, die der Odd@Sea geradezu Flügel verleihen können. Erst ab 15 Knoten läuft mein Schiff so richtig gut. Egal – der Weg und nicht die Geschwindigkeit ist das Ziel. Es waren auch deshalb schöne Tage, da ich Frieder und Guido auch seglerisch etwas auf die Finger schauen konnte und viel dazugelernt habe. Frieder ist mit seiner Comfortina richtig schnell, da er taktisch und handwerklich, insbesondere beim Segeltrimm, aus meiner Sicht fehlerfrei arbeitet. Dem regattaerfahrenen Guido konnte ich neben vielen Feinheiten beim Umgang mit der Ausrüstung abschauen, wie der richtige Trimm handwerklich auszusehen hat und welche Wirkung das direkte Reagieren auch auf geringe Windänderungen hat. Insgesamt waren die Tage für mich auch seglerisch eine wirkliche Bereicherung. Eines ist mir allerdings auch klar geworden: Schaut man auf meine Nutzung des Autopiloten, so wird man feststellen, dass meine Segeltaktik eher auf das sichere Erreichen des geografischen Ziels und weniger auf die Geschwindigkeit dabei abgestimmt ist. Ich benutze den Kursmodus und trimme die Segel entsprechend der Windveränderungen ziemlich häufig, beide Freunde verfolgen eher einen optimalen Windwinkel und variieren dabei den Kurs. Wirken sich so die unterschiedlichen Zielstellungen zwischen Fahrten- und Regattaseglern aus? Egal, es muss auf jeden Fall viel Spaß machen und das macht es in beiden Fällen.

Erstaunliches bringt die Natur hervor, wie diese Höhlen im Felsgestein an der Einfahrt zu meiner Ankerbucht in Ibiza Stadt
Die Wunderwerke der Technik sind gleich um die Ecke an der Pier des Hafens von Ibiza Stadt zu besichtigen: Ein riesiges Kreuzfahrtschiff.

 

Die letzte Nacht vor meiner Rückfahrt zum Kontinent verbrachte ich in einer Bucht nahe des Hafens von Ibiza Stadt vor Anker. Um 9 Uhr ging es bei schwachem Wind und glatter See in Richtung Westen los. Der Wetterbericht versprach eine absolut traumhaft schöne Überfahrt. Leider endete der Traum bereits nach etwa 20 Kilometern, denn der Wind schwächelte mit weniger als 5 Knoten. Da musste dann einmal mehr der Motor mithelfen. Erst bei der Annäherung an die Küste und dem Kreuzen einer viel befahrenen Verkehrstrennungszone mit besonderen Verkehrsregeln ging er mit bis zu 15 Knoten richtig los. Das war für mich äußerst wichtig, denn es galt einen Zwischenraum zwischen den Großschiffen zu finden, die hier wie an einer Perlenschnur exakt auf der vorgeschriebenen Route mit hoher Geschwindigkeit fahren. Mein AIS hat wohl den Steuermann eines Frachters dazu veranlasst, seinen Bogen hinein in diese geradlinige Zone so zu fahren, dass er stets auf mein Heck zusteuerte, ein Zeichen dafür, dass er mir die Vorbeifahrt vor seinem Bug ermöglichen will. Das muss ein Gentleman gewesen sein, denn ohne den zunehmenden Wind und sein gentlemenhaftes Verhalten, hätte ich große Schwierigkeiten gehabt, überhaupt diese Zone zu queren. Vielen Dank diesem ausgesprochenen fairen Seemann. Kurz danach konnte ich so in eine Bucht einlaufen, die mir auf der Seekarte als besonders geeignete Ankerbucht angeboten wurde. Allerdings war diese umrandet mit Felsen, die besonders steil nach oben aber auch nach unten abfallen. Wenn man in wenigen Metern Entfernung zur Felsen Tiefen von hundert Metern vorfindet, dann kann man keinen Anker mit einer typischen Länge von 50 Meter Kette werfen. Ich wollte schon weiterfahren, als ich einen kleinen Strand in einer Ecke dieser Bucht sah. Genau hier war tatsächlich ankern nicht nur möglich, sondern besonders schön. Leider störte der in die Bucht hineinwirkende Schwell des Meeres, was den Aufenthalt etwas ungemütlich machte. Was das Schlafen angeht, empfinde ich das Schaukeln des Schiffs als eher angenehm, denn ich schlafe sehr schnell ein. Jedoch ist das Kochen des Abendessens und jede andere Bewegung an Bord eher ein Drahtseilakt. Trotz starken Windes über der Bucht, war die Nacht auf dem Wasser ruhig. Nur der Schwell nahm am Morgen wieder rasant schnell zu, sodass ich schnell die Flucht auf das Meer suchte.

Da kommt der große Kahn mit dem umsichtigen Kapitän so um die Ecke, daß er mir eine Chance zum Kreuzen des Verkehrstrennungsgebiets gibt
… und jetz ist er auf seiner Spur an hinter mir vorbei gefahren
Riesig sieht das Gebirge an den Seiten der kleinen Ankerbuchtecke aus, in der nur ein Schiff Platz findet
… auf der anderen Seite ist die Küste bewohnt
… und ein malerischer kleiner Starnd mit einer Strandbar krönt diese Szene. Die vielen Bojen habe ich vorsichtshalber ignoriert.
An den Rändern der als Ankerbucht ausgewiesenen Bucht geht es steil bergab in große Tiefen, für die keine Ankerkette der Welt geschaffen wurde.

Vorbei ging es an Touristenhochburgen wie Benidorm mit seinen fürchterlich vielen und großen Bettenburgen, aber auch Calpe, das ich aus einem Besuch vor mehr als 20 Jahren noch als ein sehr schönes kleines Städtchen kennen gelernt habe und das heute ebenfalls völlig zugebaut ist und seinen Charme damit völlig verloren hat. Da auch Alicante sich optisch nicht als schöner darstellte, ließ ich es rechts liegen und segelte durch bis nach Santa Pola, einer unbedeutenden kleinen Stadt mit einem recht schönen Hafen sowohl für Freizeitskipper als auch für Fischer. Eigentlich wollte ich hier nur zum Tanken einfahren und neben der Einfahrt ankern. Nachdem ich meinen Anker fest in den sandigen Boden verankert hatte, trotz glatter Wasseroberfläche einen äußerst unangenehmen Schwell feststellte, sowie durch die Konsultation des Wetterberichtes, der eine unruhige Nacht prognostizierte, änderte ich meine Entscheidung, verstaute den Anker wieder und fuhr kurz vor Sonnenuntergang in den sicheren Hafen ein. Das wird hier wohl etwas länger dauern, denn es steht zumindest morgen ein für das Segeln ungeeigneter Tag an. Nach den zahlreichen Ankertagen ist das Liegen in diesem Hafen eine besondere Wohltat, denn er erweist sich als absolut ruhig, die Odd@Sea liegt wie angelötet im Wasser. Keine Bewegung in der Luft wie im Wasser. Herrlich. Ich kann wieder einmal kochen ohne ständig durch die Kajüte geschleudert zu werden. Morgen ist dann Catern und ein wenig Besichtigung des völlig uninteressanten kleinen Ortes angesagt. Danach geht es auf Empfehlung von Hanne und Frieder weiter die Küste entlang nach Cartagena, einem wohl sehr sehenswerten Ort. Mal schauen, ob das stimmt.

2 Gedanken zu „17.5.2018 Ein schwerer Abschied von lieben Freunden und einer Woche der Geselligkeit – Es geht alleine weiter in Richtung Gibraltar“

  1. Na, nach den schönen Tagen von Ibiza ( ich wollte Dir den Besuch meines brüchigen Hauses in Ibiza-Altstadt ersparen ) dachte ich, daß Du nach Mallorca fährst, Seija hatte sich schon auf Deinen Besuch gefreut…

  2. Lieber Jürgen,
    wir wünschen Dir ein entspanntes Pfingstfest! Geniesse die Zeit im Mittelmeer, sobald Du „um die Ecke kommst“ wird es wieder ungemütlicher!
    Die Crew des „Goldzahn“ aus Wiesbaden-Schierstein.

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