18.2.2018 Die Straße von Messina und der Golfo di Gioia

Heute stand nach einem selbstverschuldeten Pausentag die Überfahrt über den Golfo di Gioia nach Tropea auf dem Programm. Die Straße von Messina wollte nun endlich durchfahren werden. Der Wetterbericht sagte schwachen Rückenwind (!) voraus, aber die Fahrt in der Straße fand ohne Wind statt. Dafür setzte aber gegen Ende zunehmend eine hässliche Strömung ein.

Ein Blick zurück in den Hafen von Reggio. Die kleine, aber teure Marina hat ihre eigene Zufahrt am linken Bildrand.
Eine Schnellfähre fährt mit mehr als 40 km/h von Reggio nach Messina. Im Hintergrund der Ätna auf Sizilien.
Leider liegt der Ätna im Dunst. Wenn man genau hinschaut, kann man die Rauchfahne am Gipfel erkennen.
Nun sage einer in der Straße von Messina gäbe es keinen Schwerverkehr! Im Hintergrund Messina City.

Nicht dass diese auch gegen meine Fahrtrichtung wirkte, sie zeigt ein insgesamt kurioses Verhalten. Zunächst fiel auf, dass die Wasseroberfläche, die wegen des fehlenden Windes fast spiegelglatt war, Anzeichen von Turbulenzen zeigte, die anscheinend von unten kamen. Es wirkte schon ein wenig beängstigend, wenn man ständig durch Strudel fährt. Praktisch konnte der Autopilot den Kurs definitiv nicht halten, wenn ich diesen nicht auf sehr große Genauigkeit verpflichte, was unangenehm große Aktivitäten von ihm verlangen würde. Das musste der Skipper selber machen. Ich fuhr zunächst auf sicherer Tiefe sehr dicht am Ufer, wurde dann aber mit Blaulicht und Horn von einem Motorschiff der Küstenwache angelaufen und zum Halt aufgefordert. Ich kam dieser Aufforderung natürlich sofort nach und fuhr längsseits des Schnellboots. Keiner an Bord konnte eine andere als die Muttersprache, so dass die Verständigung mit pantomimischen Geschick auf beiden Seiten letztlich ergab, dass auch ich mich mit meinem relativ kleinen Schiff innerhalb der dort natürlich definierten Verkehrstrennungszone zu halten und somit eine Meile Abstand vom Ufer einzuhalten hätte. Ich fuhr also etwas mehr in das Gedränge des Verkehrswegs und konnte weiterhin unbehelligt und mit dem Segen der Küstenwache meine Fahrt fortsetzen.

Nachdem alles geklärt war, zog sich die Küstenwache mit ihrem Schnellboot wieder zurück und ich hatte die Zeit zu einer Aufnahme
Der nördliche Ausgang der Straße von Messina ist auf der sizilianischen Seite flach. Ein sehr hoher Mast sollte oder hatte einmal eine Stromleitung getragen. Nun steht er einfach nutzlos da.
Die Festlandseite sieht wesentlich lieblicher aus. Auch hier steht ein ungenutzter Mast gleicher Bauart (hier nicht im Bild) wie auf der anderen Seite, allerdings in größerer Höhe auf einem Berg.

Im Golfo die Gioia waren die vielen Großschiffe auffällig, die dort auf ihre Abfertigung warteten. Ich musste meinen Weg durch den Pulk finden. Bei genauerem Hinsehen wurden auf meinem Navigator gerade 11 Großschiffe vom AIS im Industriehafen von Gioia angezeigt, die dort am Pier lagen. Die Hafenenanlagen haben zudem noch weitaus größere Kapazitäten. Ich denke, dass der Wasserweg um den Stiefel herum zu lang ist, um die Ostküste mit Gütern zu beliefern. Die Querung des Landes ist dagegen relativ kurz an dieser Stelle. Vielleicht hat jemand eine bessere Erklärung dafür, dass gerade in dieser wirtschaftsschwachen Region Calabrien ein derartig großer Hafen gebaut wurde.

Beim Verlassen dieses Gebiets wurde dann die Wetterprognose in beiden, den Wind definierenden Größen völlig auf den Kopf gestellt. Der angegebene Rückenwind wich zunehmend einem nicht prognostizierten Gegenwind. Der Wind aus NNO, mein Kurs 20°, also „just the oposite“, nun aber darüber hinaus mit mehr als 6 Knoten! Den Meteorologen von Windfinder und Co. kann ich nur raten, nicht weiter im Kaffeesatz zu lesen, wenn sie ihre Prognosen erstellen, sondern bei mir anzurufen und zu fragen, welches denn mein nächster Kurs sein wird. Mit bestechend großer Wahrscheinlichkeit werden sie mit dem Gegenkurs als Windrichtung dann sehr große Trefferraten erhalten. Ich werde immer frustrierter und hoffe inständig, dass der Name meines Schiffes nicht doch etwas mit „merkwürdigem Verhalten auf See“ zu tun hat. Tröstend ist nur, dass am Nachmittag wieder die Sonne schien und das Thermometer wieder über die 20°C kletterte. Aber dennoch möchte ich wirklich wieder einmal unter Segeln fahren und nicht ständig den Motor strapazieren. Vor dem Passieren des nördlichen Kaps dieser großen Bucht drehte übrigens der Wind dann noch etwas nach NNW und stieg auf bis über 10 Knoten an. Gegen 15:00 Uhr, etwa eine Viertelstunde vor meiner Ankunft, schlief er dann wieder ein. Die Prognose einer ruhigen Nacht mit sehr schwachem Wind aus südlichen Richtungen hat mich dazu veranlasst, vor dem Hafen von Tropea am Strand zu ankern. Ich liege nämlich an einer Nordküste, die vor Wind aus Süden geschützt ist. Ankern ist für mich nach wie vor die bei Weitem angenehmste und nebenbei auch kostengünstigste Form des Übernachtens auf einem Schiff. Lezteres ist angesichts der extrem hohen Kosten für den Hafen und den Taucher in Reggio auch angesagt. Der ruhige Schwell eines glatten Meeres trät ausserdem noch immer zu einem schnellen Einschlafen und einem tiefen Schlaf bei.

Das letzte Kap (Capo Vaticano) gilt es noch zu umrunden, dann ist das Tagesziel erreicht. Der Leuchtturm signalisiert der Schiffahrt das Kap.
Mein Ankerplatz vor dem Hafen der Stadt Tropea
… ist wirklich nicht weit vom Strand weg und dennoch auf 4,5 Meter Tiefe

 

Es sieht so aus, dass ich morgen früh den Sprung von 95 km nach Testa, einem Ort etwa in der Mitte der nördlich folgenden großen Bucht (Golfo di Policastro) machen kann. Von dort aus sollte dann der Sprung in den Golfo di Napoli, wahrscheinlich über die Insel Capri, gelingen.

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