2.9.2020 Eine gewisse Verzweiflung macht sich auf der Odd@Sea breit

Nach einem wetterbedingt längeren Aufenthalt im Hafen von Almerimar, dem bereits von mir als besonders angenehm und schön beschriebenen Ort, sind Jörg und ich zunächst mit der Absicht, über Cartagena in Richtung der Balearen zu fahren sehr früh am Morgen losgefahren. Zuvor hatte ein ausgiebiges Studium der Wetterberichte von drei meteorologischen Institutionen bereits signalisiert, dass es wohl bei diesem recht schwachen und stets gegen unsere Fahrtrichtung wirkenden Wind sehr schwer werden würde. So war es dann auch. Ohne einen fast durchgehenden Einsatz des Motors haben wir dann auch die während der Fahrt verkürzte Route nach Garrucha nicht vor Mitternacht schaffen können. Wirklich frustriert und beeindruckt vom lange anhaltenden Geräusch unseres eigentlich sehr leisen Volvos, fielen wir am gestrigen Abend nach einem wieder etwa Seelenfrieden stiftendem Schluck Rotwein in die Kojen.

Nichts für ungut: Diese schwierigen Windbedingungen geben natürlich immer auch Gelegenheit, das eigene Boot besser zu verstehen, sprich zu trimmen. Jörg ist in dieser Disziplin Meister und ich lerne dabei von ihm sehr viel an neuen seglerischen Feinheiten.

Es wird angesichts der voraussichtlich noch lange anhaltenden Flaute im fast gesamten Mittelmeer wohl nicht mehr zu schaffen sein, unser angestrebtes Ziel Olbia auf Sardinien rechtzeitig zu erreichen. Dazu bräuchten wir mindestens 6 Tage guten Segelwind. In den kommenden 5 bis 6 Tagen wird sich dieser absehbar jedoch leider nicht einstellen. Jörg muss aber in jedem Fall bis zum 12.9. in die Nähe eines internationalen Verkehrsflughafens kommen, um nach Hause zu fliegen und seinen Verpflichtungen in München gerecht zu werden. Auch ich hatte vor, zu den Geburtstagen meiner Töchter und kurz nach der anstehenden Geburt meines dritten Enkelkindes nach Hamburg zu reisen und benötige dazu einen sicheren Standort für die Odd@Sea in meiner Abwesenheit. Was machen wir also mit der verbleibenden Zeit von etwa 9 Tagen und wohin fahren wir am Günstigsten? Erste Überlegungen sprechen für Alicante oder Valencia. Aber wir haben ja noch etwas Zeit. Auf jeden Fall sind wir beide sehr traurig über die stark verringerten Möglichkeiten, die uns verblieben sind. Irgendwie haben wir uns aber bereits damit abgefunden und bauen bereits unsere innere Verfassung wieder auf. Die tollen 6 Tage auf dem Meer auf der Non-Stopp-Fahrt von La Coruna nach Almerimar entschädigen uns allemal dafür.

Zu unserem Standort hier gibt es etwas Interessantes: Bereits bei der nächtlichen Fahrt entlang der Küste fielen uns das hohe Gebirge aus riesigen schwarzen Küstenfelsen auf, die eine große Anzahl von Feldern mit weißer Oberfläche haben. Als wir dann im Hafen einen riesigen Frachter passierten, der gerade mit Gestein beladen wird, erinnerten wir uns an Alcántara-Marmor, der aus dieser Region stammt und in alle Welt exportiert wird. Ansonsten ist dieser Hafen, insbesondere die Marina, ziemlich verwaist, obwohl das kleine Städtchen einen ganz hübschen Eindruck aus der Sicht von Bord aus macht. Corona zeigt auch hier seine Wirkung. Eine Schule für das Fahren mit Jet-Skies, kleinen stark motorisierten Bötchen, auf denen man rittlings sitzt und durch einen Wasserstrahl vorangetrieben wird, liegt uns gegenüber und beschert uns immer wieder einen unangenehmen Schwell an unserem Liegeplatz.

Sie ist wohlbehalten angekommen im Hafen von Garrucha nach einer eher langweiligen Fahrt unter Motor, die Odd@Sea. Sie liegt nun an einem der fast leeren Stege der Marina.
Gegenüber steht eine alte Kogge zum Verkauf.
Auf Jörgs Anregung hin werde ich zukünftig das Kuttersegel, wenn es während der Fahrt benutzt werden soll, am Kutterstag in seinem Segelsack verpackt auf dem Vordeck verstauen. Wenn ich es benutzen will, muss ich nur den Segelsack mit einer ins Cockpit verlegten dünnen Leine nach hinten und das Kuttersegel an seinem Fall nach oben ziehen und los geht es. Allerdings muss dann bei jeder Wende die Genua eingerollt werden bevor sie wieder in der anderen Richtung ausgefiert wird. Für Umsonst gibt es in der Segelei nichts!
Im Industrieteil des Hafens von Garrucha lag in der Nacht ein großer Frachter, der am Tag darauf kurz vor Sonnenuntergang von zwei Schleppern weg von der Pier und aus dem Hafen hinaus gezogen wurde. Eine imposante Zeremonie, die ich so oft bei meiner letztjährigen Liegezeit im Hamburg Hafen beobachten konnte.

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