22.1.2018 Ein weiterer Tag in der Liste der Alpträume

Die Fahrt von Pylos nach Kyparissia war in Bezug auf die Wetterbedingungen sehr angenehm. Wind von hinten, glatte See mit einer langen hohen Dünung. Was allerdings den Morgen des 22. Januar angeht, so war es ein Alptraum. Nach einer sehr ruhigen Nacht, in der ich den überfälligen Blogbeitrag fertiggestelt, jedoch mangels Internetzugang nicht abschicken konnte, wurde ich gegen 5.00 Uhr von heftigen Bewegungen meines Schiffes geweckt. Zunächst waren diese Bewegungen weich, die gut gelegten Leinen übernahmen ihre Aufgabe. Allerdings nahmen die heftigen, ruckartigen Belastungen deutlich zu und ich entschloss mich aufzustehen und nach dem Rechten zu schauen. Was ich da sah, ließ mir ein wenig den Athem stocken.

Der vorher noch glasglatte Hafen tobte nun mit etwa ein Meter hohen Wellen, die Wellenbrecher wurden bereits überspült und die Odd@Sea tanzte vor der Kaimauer in allen Richtungen, jedoch zunächst noch ohne diese zu berühren. Der Wind drehte zusehens auf NNW. Es hatten sich bereits einige Leute eingefunden, um dem Schauspiel zuzusehen und mir beim Verstärken der Leinen zu helfen. Es war ein Balanceakt, jeweils vom Schiff ans Land und umgekehrt zugelangen. Dann begannen die Leinen zu brechen. Erste eine, dann zwei direkt nacheinander. Gerade die neu gekauften Festmacherleinen waren die ersten, die Probleme machten. Diese waren erstaunlich preiswert und verhielten sich wohl entsprechend. Als dann auch noch die steuerbordseitige Klampe brach und der Bug begann, an die Kaimauer zu stoßen, blieb mir nichts anderes übrig, als den Motor anzulassen, um die restlichen Leinen zu entlasten, diese mit der Hilfe der zahlreichen Helfer, einige sehr tatkräftige Frauen waren darunter, zu lösen und mit einem ortskundigen jungen Mann an Bord in den freien Bereich des Hafenbeckens zu fahren. Soweit ging das problemlos. Den Vorschlag, das Schiff jedoch christlich an einer anderen Pier festzumachen, konnte ich nicht umsetzen. Was bedeutet christlich? In einiger Entfernung vom Land wird der Anker geworfen, das Schiff mit dem Heck mit zwei Leinen an Land befestigt und der Anker soweit wieder eingezogen, dass er im Ankergrund hält. Das wäre gegangen, wenn denn der Wind nicht parallel zum Kai gestanden hätte. So blieb nur die Variante des freien Ankerns, die auch bisher ohne Beanstandung funktioniert. Neben mir steht übrigens eine amerikanische Yacht ebenfalls vor Anker. Jetzt heißt es abwarten, aufräumen und den verlorenen Schlaf nachholen.

Abwettern hatte ich mir anders vorgestellt.

Eine der beiden Hebel der rechten (Nautisch: steuerbordseitigen) Heckklampe ist abgebrochen
Zwei Einschläge in die Pier – zwei kräftige Beulen im Bug. Beide befinden sich oberhalb der Wasserlinie und haben keine Auswirkung auf die Nutzung des Schiffs

Am Morgen dachach, ich konnte den Blog wieder nicht aktuell ins Netz stellen, tat der Hafen so, als ob nichts geschehen sei: Er zeigte sich bei Windstille glatt wie ein Kinderpopo. So verlegte ich mein Boot erst einmal an den Kai, sprach noch einmal mit Hara und nahm mein Dinghy wieder an Bord, das ich dem jungen Helfer nach der Ankerprozedur für seine Fahrt an Land gegeben habe. Neben mir steht übrigens eine amerikanische Yacht augenscheinlich bereits für längere Zeit vor Anker.

Hat sich ein Amerikaner nach Griechenland verirrt?

Meine Überfahrt zu meinem heutigen Standort Katakolon war dann auch gekennzeichnet von einer fast glatten See mit ziemlich hoher (größer 2m), aber sehr langer Dünung, die ein angenehmes Segeln mit etwa 6 kt bei etwa 3 Beaufort raumschots unter Vollzeug aber leider nur für etwa eine Stunde erlaubte. Dann schlief der Wind ein, um eine halbe Stunde später wieder, wie so oft, direkt von vorne zu kommen und mich zum Anlassen der Maschine zwang. Am Ziel fand ich einen großen Hafen mit einer voll ausgestatteten Marina vor, die mich nach langer Zeit wieder einmal mit einer sehr moderaten Gebühr von 10 € für die Nacht zur Kasse bat. Dafür wurde aber auch ein Tankwagen für mich sogleich bestellt, der absolut pünktlich am Schiff eintraf und meinen Tank füllte. Ebenso gab es in der Nähe einen kleinen Supermarkt und ein Internetcafe. Beide ware für mich jetzt bitter nötig.

So sieht ein spiegelglattes Meer aus
Baden und Skilaufen an einem Ort. So stellt sich einmal mehr der Peleponnes vor.

Fast Vergessen ist das Drama vom Vortag. Sonne von oben, schneebedeckte Berge am Horizont, überall eine liebliche Landschaft und freundliche Menschen. Skipperherz, was willst Du mehr.

Wie soll es nun weitergehen: Aufgrund der zerbrochenen Klampe wollte ich nun zunächst nach Patras, der drittgrößten Stadt in Griechenland mit einer sehr guten nautischen Infrastruktur fahren. Dort sind Werften vorhanden, die den Schaden sicherlich kompetent beheben werden und sicherlich auch Ausrüster, die mir Qualitätsleinen anbieten können. Das wird voraussichtlich drei bis vier Tage dauern, wenn das Wetter mitspielt. Von dort möchte ich dann den Weg mit der kürzesten Fahrtstrecke über die Adria bis an die Hacke des intalienischen Stiefels nehmen und von dort durch die Straße von Messina fahren. Eventuell werde ich einmal rund Sizilien anschließen oder an der italinischen Küste entlang nach Norden fahren, bis ich dann den kürzesten Zugang nach Sardinien und Korsika nehme. Das sage ich nur wegen der vielen Fragen nach meiner geplanten Route.

Schaun´ mer mal, was daraus wirklich wird.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert