23.3.2018 Auf halben Weg nach Calvi – Kap Corse ist früher umrundet als geplant

Ich hatte mir den Alten Hafen in Bastia für die Nacht ausgesucht, da dieser mitten in der Altstadt liegt und dringend benötigte Papiertaschentücher in großer Menge und ein wenig weiteres Catering benötigt wurde. Mein irrsinnig schnell und heftig am Abend zuvor infolge einer klaren körperlichen Überanstrengung während des Tages einsetzender Schnupfen, brauchte bis zum Hinlegen in der Koje meine sämtlichen Vorräte an saugkräftigen Papier auf. Ich nahm mir einen Liegeplatz am Transitkai, nicht wissend, dass die Übernachtung dort offensichtlich nichts kostet. Dieser Kai liegt direkt neben der Hafenverwaltung, ist aber mit einer leicht zu überwindenden Sperre von der Außenwelt abgeriegelt. Service wie Strom und Wasser gibt es natürlich nicht, was mich mit meinem weitgehend autarken Schiff nicht stört. Allerdings gibt es auch keine Hilfe beim christlichen Anlegen. Ich hatte meine „Einhandvariante“ früher einmal beschrieben und wendete diese zum Erstaunen der alten Männer, die mich von Gegenüber beobachteten, erfolgreich jedoch auch sehr kraftaufwändig an. Weniger nett war, dass diese Herren mich erst kurz vor der Fertigstellung meines Kunstwerks darauf hinwiesen, dass eben gerade an der von mir ausgesuchten Stelle eine der Muringleinen defekt war und ich das Ganze um einen Stellplatz verschieben musste. Also, das Ganze noch einmal, aber dann ganz schnell ins Bett, um diese Strapazen nicht zu sehr auf meine Erkältung wirken zu lassen.

Ich konnte mir viel Zeit lassen am Morgen, denn mein Ziel, Centuri, war nur drei Stunden entfernt und der Wind sollte günstig stehen. Während eines kurzen Gangs durch die Altstadt hin zu einen riesigen SPAR-Markt (!) lernte ich die außerordentliche Schönheit dieses Stadtteils rund um den Hafen kennen. Mit zwei Einkaufstaschen voll mit Papier, Papier, Papier und einigen Dingen für das tägliche Leben kam ich wieder zum Schiff. Es war sehr gut zu erleben, dass mein Schnupfen während des sehr tiefen und langen Schlafs zunächst kaum noch etwas von den typischen Symptomen übrig geblieben war. Das Sekret wurde allerdings dann wieder etwas flüssiger während des Tages. Meine Erkältung ist die erste körperliche Reaktion auf meine jetzigen Lebensbedingungen seit meiner Abfahrt im August letzten Jahres. Im Laufe dieses Tages hat sich der Zustand weiter verbessert, obwohl ich bei nicht hohen Temperaturen etwa fünf Stunden auf dem Meer war.

Das Ablegen in Bastia war wegen der Enge des Hafens und eines unangenehmen Seitenwinds richtig herausfordernd. Ich habe jetzt langsam das richtige Gefühl für das Verhalten der Odd@Sea, sodass ich deren Eigenverhalten immer mehr gezielt nutze, um den Vorgang sicher durchzuführen. Ich bin ein wenig Stolz, das dieses wirklich schwierige Manöver heute Morgen so perfekt geklappt hat ohne nachbessern zu müssen. Mich hatte übrigens keiner wegen irgend welcher Hafengebühren angespochen.

Vorbei am Fährhafen verlässt man Bastia
Die Stadt hat Größe
Das Kap Corse – links Korsika, rechts eine dem Kap vorgelagerte Insel mit einem großen Leuchtturm
… hier die kleine Insel aus anderer Perspektive
So sieht der nördlichste Felsen von Korsika aus
Die Insel nach dem Passieren im Sonnenschein
Auch Korsika hat einen eigenen Leuchtturm am Kap
… seine Umgebung ist allerdings wenig reizvoll und sieht eher nach Mond mit Wasser aus

Die Fahrt bei blauem Himmel und leider wieder etwas schwachen achterlichem Wind in nördlicher Richtung entlang der Ostküste war wieder einmal ein Genuss. Als ich kurz vor meinem Tagesziel war, rief mich Jörg an und empfahl mir die Weiterfahrt um das Kap Corse herum bis zu einem (sehr) kleinen Fischerhafen auf der Westseite der Insel, um nicht am nächsten Morgen gegen den Wind das Kap umrunden zu müssen. Ich folgte diese Empfehlung gerne, da die Zeit dafür mehr als ausreichend war. Dieser Teil der Fahrt wurde dann auch wegen des spektakulären Kap Corse zu einem besonderen Höhepunkt. Der Hafen, der mich erwartete, allerdings auch. Für Schiffe dieser Größe eigentlich nicht gedacht, liege ich bei etwa einem Meter an einer Pier direkt hinter der Einfahrt, die so eng ist, dass ich mir morgen früh wieder einmal ein Kunstmanöver einfallen lassen muss, um hier unbeschadet herauszukommen. Dafür werde ich mir ein Leg sparen und morgen direkt Calvi ansteuern.

Wenn man genau hinschaut steht ein Felsen auf der rechten Seite der Hafenausfahrt, die den Wegbreite noch einmal deutlich verringert
Die Odd@Sea an der Pier in der Hafeneinfahrt auf wenig mehr als ein Meter Wassertiefe

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