23.3.2018 Der Fluch von Elba ist gebannt – ich bin endlich auf Korsika

Die langen Tage des Abwetterns in Porto Azzurro sind vorüber. Nicht, dass es dort nicht sehr schön und die Liegegebühren erträglich waren, rund um Elba spielte sich wettermäßig etwas äußerst seltsames ab. Wenn man die Windfelder der Gegend sich anschaut, dann scheint diese Insel eine besondere Quelle von Starkwind zu sein, die sehr konstant und ergiebig wirkt. Etwas mehr westlich ist es sehr viel stabiler! Ist das die späte Rache Napoleons für seine Verbannung? Jedenfalls war nach zwei Verschiebungen meiner Abfahrt auch die dritte erfolglos, jedenfalls was die Fahrt nach Korsika angeht. Ich fuhr gerade einmal die Südküste etwas mehr als die Hälfte, als ich mich zum Abbrechen der Fahrt entschlossen habe. Trotz Reff im Großsegel und nur halb ausgerollter Genua war die Odd@Sea nicht zu bändigen bei bis über 35 Knoten Wind von schräg achtern. Bei meinem Versuch, in einem kleinen Hafen einzulaufen, wurde mir vom diensttuenden Marinero per Handzeichen sowohl signalisiert, dass der Hafen gesperrt sei, als auch, dass ich mich entfernen soll. Er hatte völlig Recht, denn sein kleiner Hafen ist vor Nordostwind überhaupt nicht geschützt. Dementsprechend tanzten die Boote dort. Außerdem konnte ich mir auch nicht vorstellen, dort mein Schiff irgendwie festmachen zu können. Auch mit Hilfe von Helfern an Land nicht. Also wollte ich die ganze Strecke bis nach Porto Azzurro zurückfahren und dabei sämtliche Küstenabschnitte mit potenziellem Schutz vor dem Wind abgefahren, um möglicherweise vorher schon einen sicheren Ankerplatz zu finden. Leestellen gaben es Haufenweise, jedoch gab es diesen Steilküsten keinen geeigneten Ankergrund. So musste ich bis kurz vor das südöstliche Kap von Elba fahren, um einen wirklich idealen Platz für die Nacht zu finden. Dieser Tag mit ausgesprochen harter Segelarbeit hat mich eindeutig an meine körperlichen Grenzen gebracht, denn ich bekam, als ich den Anker fallen ließ, einen extrem starken Schnupfen, bei mir die typische Körperreaktion für Überanstrengung. Der Platz, den mir Jörg telefonisch empfohlen hatte, war in einer kleinen Bucht mit steilen Felswänden und einem kleinen Strand, was auf einen guten Ankergrund schließen ließ. So war es dann auch. Oben tobte der Sturm die ganze Nacht durch und unten war es ruhig, kaum Schwell, fast kein Wind. Nur einige starke Böen fanden den Weg nach unten. Die Odd@Sea nahm es gelassen und ihr Skipper war ohnehin mit seiner Nase beschäftigt und bemerkte kaum etwas vom Schwojen des Schiffs. Er brauchte nämlich Schlaf zum Auskurieren der ersten gesundheitlichen Störung seit meiner Abfahrt von Berlin Mitte August letzten Jahres.

Einige dieser Art von Hindernissen wollten umschifft werden, um in die kleine Bucht zu gelangen
Dieser kleine Sandstrand signalisiert, dass es hier einen guten Ankergrund gibt
Trotz der Steilwände gibt es auch hier Sand
Ein dankbarer Blick zurück bei der Abfahrt auf diesen sehr effizienten Platz zum Verstecken vor Nordostwind auf Elba

Am nächsten Morgen sollte die Abfahrt nach Bastia auf Korsika stattfinden. Allerdings gab es an dieser wilden und einsamen Stelle kein Zugang zu irgendeinem Telefondienst, über den ich aktuelle Wettermeldungen erhalten hätte können oder jemanden um deren Beschaffung bitten konnte. Also musste ich es einfach so wagen auf der Basis der letzten Berichte. Bei herrlichem Sonnenschein und glatter See ging es an der Südküste Elbas nun das dritte Mal enlang, dieses Mal wieder nach Westen und es war einfach wunderschön. Zunächst mit Vollzeug als Motorunterstützung bei zunehmendem Wind und zunehmender Welle, dann weiter ohne Motor bei relativ turbulentem Wasser und die letzen zwei Stunden bis Bastia musste der mechanische Antrieb wieder ran, denn der Wind flaute auf unter 8 Knoten ab. Nun habe ich die italienische gegen die französische Gastlandflagge an der Steuerbordwant ausgetauscht und nach 46 Tagen Italien endlich wieder verlassen und bin wieder guter Dinge nach den vielen Wartetagen auf Elba.

Die Odd@Sea in christlicher Weise geparkt vor der Transitpier im Alten Hafen von Bastia. Einhändig ist diese Weise des Festmachens sehr anstrengend. Hier mußte ich den Prozess gleich zweimal durchführen, da am ersten Ort eine Muringleine fehlte. Schwitzen ist aber gut bei Schnupfen.
Der Hafen ist völlig überfüllt mit Fischer- und Sportbooten
… aber die Küstenwache findet immer noch ein Plätzchen

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