24.2.2018 Ein sehr netter Besuch an Bord für eine Woche

Die Kontinuität meiner Berichte wurde etwas gestört. Der Grund dafür ist, dass ich der Gastgeber für einen lieben Freund, Marius, einem noch aktiven Kollegen aus Berlin, für eine Woche sein darf und die Zeit rennt dadurch so schnell, dass ich nicht zum Schreiben komme. Ich hole dieses nun in Kurzform nach, kann aber leider nur Bilder von der Fahrt nach Neapel präsentieren. Was ist zwischenzeitlich geschehen?

Meine mit drei Stunden kurze Überfahrt von Capri in eine kleine Marina inmitten der Stadt Neapel war problemlos bei mittlerem Wind und gelegentlichem Nieselregen.

Abschiedsblick auf Capri. Der Hafen und die Hauptstadt liegen in der Mitte der etwa 5 km breiten Insel. Auf der rechten Hochebene liegt ein weiterer Ort: Anacapri.
Schnellfähren verbinden mit 50 km/h die Inseln der Umgebung im Stundentakt
Der Vesuv hatte nach einem Ausbruch zwei Gipfel bekommen
Auch Neapel hat eine kleine Skyline
… aber auch sehr viele ehrwürdige alte Gebäude
Die ausgesuchte Marina liegt mitten in der Altstadt. Hier der Blick nach Süden
… in Richtung Innenstadt
… und in Richtung Norden

Um etwa 15:00 Uhr sollte Marius, der mit dem Flugzeug am gleichen Tag anreiste, im Hafen sein und ich bemühe mich zunächst daher ein wenig darum, Ordnung an Bord zu schaffen. Zwischenzeitlich wurde aus dem Nieselregen ein anständiger Dauerregen, der uns bei unserem gemeinsamen Gang zum Essen in einem Restaurant in der Innenstadt und zum Einkaufen der benötigten Lebensmittel kräftig zusetzte. Klatschnass kamen wir am Abend an Bord und konnten leider seither unsere Kleidung nicht mehr trocken bekommen, da es mit wenigen Unterbrechungen fast durchgehend regnete.

Unter dieser Festung liegt unsere kleine Marina. Wir sind also gut geschützt vor den Unbillen des Lebens.
Blick in eine der herrschaftlichen Kauftempeln in der Altstadt von Neapel
Eine Seitenstrasse mit unzähligen kleinen Geschäften
… und eine kleine Hauptstraße mit etwas größeren Geschäften in der Altstadt, leider bei Regen.
Eine Tragluftsporthalle direkt neben unserem Hafen bei unserer Ausfahrt
Das grüne Einfahrtzeichen an Backbord bei der Ausfahrt
… und der Skipper mit skeptischem Blick angesichts des Wetters nach Passieren der Ausfahrt

Unser Plan für den nächsten Tag sah die Überfahrt nach Ischia vor, ebenfalls eine einigermaßen kurze Fahrt bei nicht optimalen, aber nach dem Wetterbericht als machbar eingeschätzten Bedingungen. Wir wollten bei stärkerem Ostwind nicht auf Legerwall, sondern auf die durch die Insel abgeschattete Seite fahren und dort in einer der Buchten vor dem für die Nacht angesagten stärkeren Winden Schutz suchen. Was wir letztlich antrafen war eine Erfahrung, die ich persönlich so noch nicht gemacht hatte. Zunächst bei schwachem Wind unter Motor aus der Bucht von Neapel herausgefahren, konnten wir bei raumen Wind nur unter der Genua bis zu 7 Knoten in Richtung Ischia fahren. Das Seglerherz lachte. Mit Annäherung an die vorgelagerte Insel nahm der Wind aber stark zu, um dann in Küstennähe von Ischia auf bis zu 40 Knoten in Böen anzuwachsen. Die Fahrt wurde bei der zunehmenden Welle schnell zur Tortur. An Ankern in einer Bucht war nicht mehr zu denken. Wir mussten mehrmals beim Prüfen der Abschattung in Buchten feststellen, dass es starke Fallwinde gab, die ein sicheres Ankern nicht ermöglichen konnte. Im Gegenteil, es scheint ausserdem ausgeprägte Düsenwirkungen durch die Täler dieser mit höheren Bergen ausgestatteten Insel geben. Die Wellen nahmen jedenfalls auf etwa 2 Meter Höhe zu, wobei diese extrem kurz waren und das Schiff zum Spielball der See wurde. Ein Steuern mit dem Autopiloten war unter diesen Bedingungen nicht möglich, dieses musste von Hand geschehen. Ziemlich erschöpft fuhren wir im äußersten Nordwesten der Insel in den Hafen von Forio ein, um dort festzustellen, dass auch hier so gut wie keine Abdeckung vor dem böigen Wind zu finden war. Nach zahlreichen Fehlversuchen, die Odd@Sea mit dem Heck voraus christlich an einem Schwimmsteg festzumachen, gelang dieses Manöver zuletzt dann doch noch. Ohne ein Bugstrahlruder ist das rückwärts Manövrieren einer größeren Yacht bei starken und böigen Winden in der Enge eines Yachthafens durchaus sehr kompliziert. Es kann schon daher nicht auf Anhieb funktionieren, da man beim ersten Versuch weder die Wind-, noch die Strömungsverhältnisse im Hafen erkennen kann. Da diese sich in diesen extremen Verhältnissen schnell ändern, werden noch weitere Versuche benötigt, um die Bandbreite der Variablen besser einschätzen zu können. Jeder neue Versuch wird durch einen geordneten Rückzug in den freien Teil des Hafens und ein erneutes Anfahren eingeleitet. Das ganze dauerte also einige Zeit und ich bin ein wenig stolz auf mich, dass ich am Ende bei diesen Bedingungen keinen Bruch gebaut habe. Wir und auch der Hafenmeister waren froh, als das Schiff sicher an zwei Mooringleinen befestigt war. Wir waren erfreulicher Weise jedoch so früh dort, dass es an Zeit bis zum Untergang der Sonne nicht mangelte, wir uns von den Strapazen dieses Törns schnell wieder erholen konnten und den Tag mit einem opulenten Gericht aus der Bordküche und guten Gesprächen abschließen konnten. Der Haken, den wir aus dem Wetterbericht bereits kannten war, dass sich die Windrichtung im Laufe der Nacht um 180° drehen und wieder sehr kräftig sein würde. Das führte dann am frühen Morgen dazu, dass wir aus den Kojen kommen mussten, da das Schiff mit dem Heck an den Schwimmsteg zu stoßen drohte. Im Regen mussten, um dieses zu verhindern, die Mooringleinen verkürzt und die Heckleinen verlängert werden. Schlafen konnten wir danach nicht mehr.

Nach langem Kampf mit den Gewalten steht die Odd@Sea sicher in christlicher Weise am Steg
Das Wetter in Forio entsprach den Bedingungen auf See
Die kleine, aber feine Marina in Forio
… und ein wieder entspannter Marius beim Frühstück nach einer rauhen Überfahrt.

Nach einem ausgiebigen Frühstück fuhren wir dann um den West- und danach den Südteil der Insel herum wieder in Richtung der Bucht von Neapel. Nördlich davon bot sich die Bucht von Pozzuoli als geeignet für ein sicheres Ankern bei den für den kommenden Tag angesagten Starkwinden an. Zunächst machte die alte Dünung des Vortags das Fahren unkomfortabel, was jedoch beim Einbiegen nach Osten abnahm und uns eine angenehme Überfahrt bei schwachen, aber zur Unterstützung des Motors brauchbaren Winden ermöglichte. Die See beruhigte sich zunehmend und beim Suchen nach einem Ankerplatz in mehreren kleinen Buchten war es, wenn man von den gelegentlichen Regenschauern absieht, sehr entspannend. Diesen fanden wir neben der Hafeneinfahrt der Stadt, die der Bucht den Namen gibt. Hier wird es wahrscheinlich den nötigen Schutz vor den für morgen angesagten Starkwinden geben. Leider herrscht hier ein Schwell, der zwar angenehm langwellig, aber auch von großer Amplitude ist. In den Schlaf gewogen zu werden, ist zwar nicht jedermanns Sache, ich liebe es und der Marius hat auch keine Bedenken.

2 Gedanken zu „24.2.2018 Ein sehr netter Besuch an Bord für eine Woche“

  1. Lieber Jürgen,
    da ich nicht weiß, ob du Kommentare in älteren Einträgen liest, habe gerade 10 Tage nachgelesen. Also Gioia:
    da habe ich doch vor Kurzem eine Doku zur Müllmafia gelesen: https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-wirtschaft_artikel,-eurogate-und-die-kalabrische-muellmafia-_arid,1687981.html
    möglicherweise erklärt das den riesigen Hafen.
    LG Suse
    P.S. Planst du eigentlich Straße von Gibraltar und Algarve und wenn ja wann. Wir sind im Mai da – vermutlich bist du schneller, wenn du die Reisegeschwindigkeit beibehältst.

  2. Lieber Jürgen,

    na, haben sich auf der Odd@sea jetzt schon die Eiszapfen gebildet? Rom mit Schnee ist in allen Nachrichten. Ich hoffe Du und Marius müsst nicht frieren!
    Alles Gute
    Konni

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