25.3.2018 Vorbereitung für die lange Fahrt nach Toulon

Bereits vor mehreren Monaten wurde darüber spekuliert, ob ein Treffen mit Andreas, einem Klassenkameraden aus dem Gymnasium (es hieß Anette von Droste-Hülshoff-Lyzeum, eigentlich eine Mädchenschule, ist aber heute noch ein Gymnasium in Berlin-Zehlendorf), zustande kommen wird. Er lebt bei Toulon und ist selbst aktiver und sehr erfahrener Segler. Die Weichen dazu habe ich gestellt durch meine Routenwahl über Korsika und speziell Calvi als Abfahrtsort zum Kontinent. Heute bin ich nach einer sehr schönen, aber auch spektakulären Fahrt entlang der Westküste der Insel in Calvi angekommen und plane nun die Überfahrt.

Zunächst zur heutigen Strecke von Porto di Centuri zum jetzigen Standort. Der sehr kleine Hafen ganz im Norden der Insel ist zwar schwellarm, jedoch nicht vor Nordostwind geschützt, obwohl er eigentlich durch die gebirgige Insel in dieser Richtung ideal abgeschirmt sein sollte. Meine Vermutung zu diesem Widerspruch ist das geografische Höhenprofil, welches geradezu eine Düsenwirkungen bei entsprechender Geometrie aufweisen kann. Ich ahnte Schlimmes als ich nach einer ruhigen Nacht an einer Legerwallpier am Morgen die Böen draußen wahrnahm und überlegte, mit welcher Taktik ich heute hier überhaupt herauskommen würde. Der Wind würde den Bug stets gegen die Pier drücken, egal was ich mache. Die Ausfahrt war sehr eng und mit Felsen teilweise versperrt und es waren nur wenige Meter bis dahin. Schaffen wollte ich das schon, denn das Wetter für den anstehenden Südwestkurs war gut geeignet. Wie immer bei einem Schiff ohne Bugstrahlruder hat dessen spezielle Eigenart das Sagen. Meine Taktik gelang auf Anhieb und ich gebe zu, dass ich etwas stolz darauf bin. Natürlich auch auf die Odd@Sea, die sich nicht zickig, sondern sehr zuverlässig so wie immer angestellt hat. Ich gab dem Schiff bei gelösten Leinen in einem Augenblick relativ schwachen Winds einen Schubs mit den Händen von außen, sodass sich das Heck von der Pier löste, sprang schnell auf das Deck und gab kräftigen Rückwärtsschub. Dadurch gewann ich genügend schnell Fahrt, um das Schiff rückwärtsfahrend präzise steuern zu können. Bei der Enge musste das aber dann auch 100 %-ig klappen. Erst im freien Wasser drehte ich das Boot mit Schub voraus und nahm meinen Kurs auf.

Dieselben schneebedeckten Berge, die ich auch bereits von Osten her aus Bastia gesehen und fotografiert hatte
Das Schiff des freundlichen französischen Nachbarn vor der bergigen Kulisse
Eine Festung ziert die Hafeneinfahrt von Calvi
… aber auch in der anderen Richtung gibt es Schiffe zu sehen

Es sollte der Auftakt für einen spannenden, aber insgesamt schönen Tag werden, der wieder in bewährter Weise mit und ohne Motorunterstützung absolviert wurde. Bei einem Wechsel von Sonne und Wolken konnte ich wirklich einmal eine längere Strecke mit relativ großer Geschwindigkeit mit allen vorhandenen Laken im Schmetterling teilweise mit bis zu 8,5 Knoten segeln. Beendet wurde das Vergnügen durch einen unerwartet einsetzenden Starkwind von mehr als 30 Knoten, die das voll getakelte Schiff nicht nur für den Autopiloten, sondern auch für den Skipper unsteuerbar macht. Ein Sonnenschuß vom Feinsten mit allen Konsequenzen für die nicht sorgfältig unter Deck verstauten Dinge waren die Folge. Schnell baute sich eine 2,5 Meter hohe, sehr steile Welle auf, die es ungemütlich werden ließ. Das Bergen der Segel unter diesen Bedingungen kostete viel Zeit und Kraft, aber es gelang letztlich mit Motorunterstützung gegen den Wind. Einige Zeit kam ich aus dem vom Schiff selbständig eingeleiteten Beilegen wegen dieser Bedingungen nicht mehr heraus und näherte mich dabei bedrohlich der Küste. Letztlich hat jedoch alles geklappt und ich konnte in den Hafen von Calvi wegen der relativ großen Gesamtgeschwindigkeit recht früh einlaufen. Hier fegte jedoch der Wind fast ungebremst über die Stege und Piers, was meine Bemühungen zum einhändigen christlichen Anlegen natürlich erschwerte. Gott sei Dank gab es einen freundlichen Skipperkollegen von einem 49 Fuß-Katamaran, der mich beim Festmachen der Leinen unterstützte.

Nun werde ich mich um die Planung der Überfahrt und insbesondere um die Wetterberichte kümmern. Aber zuvor gibt es erst einmal ein gutes Essen.

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