28.11.2017 Mangalia läßt mich nicht los

Zwei Tage nach meinem letzten Beitrag ergab sich endlich ein kurzes Zeitfenster, in welchem der Südwind abgeklungen ist und mit der üblichen Verspätung auch dessen Wellenwirkung nachgelassen hat. Diese Zeit war in erster Linie mit Warten verbunden sowie mit stetem nachfragen beim Hafenmanager wegen Kleingkeiten, die trotz Zusage einfach nicht zum versprochenen Zeitpunkt umgesetzt wurden. So waren einkaufen gehen sowie Besuche im Internetcafe bzw. Restaurant zusammen mit dem bereits erwähnten Finnen, sein über 80-jähriger Skipper kann wegen Gebrechlichkeit nur sehr schwer von Bord gehen, die Hauptbeschäftigung in diesen Tagen. Die mit etwa 3 Stunden kurze Fahrt nach Mangalia, der Pflichtstation vor dem Grenzübertritt nach Bulgarien, fand zwar bei Nebel statt, aber war nur durch die Kälte der Südluft etwas unschön geprägt. Zu sehen war ausser einem gestrandeten Großschiff eigentlich nichts. Der Navigator hat mich also wieder einmal gut um alle Hindernisse und Untiefen herum und zur Ansteuerungstonne am Zielort geführt. Ein riesiger Hafen, eine sehr gut ausgestattete Marina, die nur etwas mehr technische Pflege benötigen würde, um perfekt zu sein, und eine Vorzeigehafenverwaltung empfingen mich mit einer gesalzenen Rechnung für die erste Übernachtung. Schade, dass deren WLAN nur in diesem Gebäude und nicht an den Stegen nutzbar ist. Nach den bisher eher enttäuschenden Erfahrungen mit den rumänischen Gastgebern, steht hier der Kundendienst weit vorne. Ich konnte es kaum glauben, aber am Abend kachelte der Südwind wieder los und ein Blick in die Wetterprognosen versprach nur wenig Aussicht für den nächsten Tag. Die Nacht war dann entsprechend laut. Ich konnte dennoch gut schlafen, da mein Schiff sicherer als im letzten Hafen festgemacht ist. An die vielen Geräusche habe ich mich bereits gewöhnt, trauere aber den Ankernächten am Ufer der Donau nach, die unvergleichlich mehr Schlafkomfort boten. Meine Abfahrtplanungen waren heute Morgen schnell vergessen und es stand wieder ein Tag mit einem Spaziergang bei Wind und großer Kälte, dem Einkaufen von Lebensmitteln sowie dem Studium der Wetterprognosen an. Für morgen sieht es besser aus.

Nun stehe ich unter noch größerem Zeitruck, zumal jetzt ein Familientreffen zur Jahreswende im Harz vereinbart wurde, ich danke Dir, liebe Anna, für Deine Mühen, zu dem ich vorteilhaft nur über Athen kommen kann. So stehen nun eine der drei Marinas von Athen auf meinem Fahrplan, die ich pünktlich kurz vor dem Jahresende erreichen muß, denn die Flugtickets sind praktisch bereits gebucht.

Abschließend möchte ich allen Lesern noch einen Blick in mein Zuhause gewähren, welches durch seine hervorragende Heizung und die gute sonstige technische Ausstattung für einen respektablen Komfort an Bord sorgt. Ich fühle mich jedenfalls wohl, insbesondere wegen meiner umfangreichen Musiksammlung, die mich wegen der Qualität der Anlage auch in großer Lautstärke stets bei guter Laune hält. Natürlich habe ich mich neben den normalen Hausarbeiten wie Kochen, Abwaschen, Saubermachen auch um besondere Dinge zu kümmern, die eine Landratte wahrscheinlich nicht zu würdigen weiß. Dazu gehört, mehrmals am Tag sämtliche Lukenrahmen zu wischen, da das Kondenswasser, welches sich insbesondere in der kalten Jahreszeit an den Metalleinfassungen bildet und sich „sturzflutartig“ im Innenraum breit macht, ständig entfernt werden muß. Sonst steht man ständig im Wasser. Man erkennt in der Mitte des Raumes zwei kunstvoll horizontal ausgerichtete Leinen, die als Trocknungshilfe für alles dienen, was naß werden kann und demzufolge auch wird. Soetwas haben andere nicht sehr häufig in ihrer guten Stube. Darunter kann man drei Komponenten meiner Amateurfunkanlage erkennen, die nach der Konversion in die Segelvariante noch nicht wieder in Betrieb gegangen ist. Sie wird später in den Arbeitsbereich integriert, was einige Umbauarbeiten erforderlich machen wird und dazu die Lust zur Zeit fehlt. Der Scanner/Drucker im Vordergrund ist sehr wichtig für jemanden, der eigentlich nur eine virtuelle feste Adresse hat, insbesondere bei der Korrespondenz mit öffentlichen Stellen.

So sieht es aus, mein kleines Reich in der Aluminiumkapsel – hier aus der Tür der Achterkabine aus gesehen
… und so die Ansicht aus der Toilettentür

Zum Abschluss eine Bitte: Drückt mir bitte die Daumen, dass das Wetter morgen hält, was es verspricht und dass der für die Folgetage angesagte Rückfall in den kalten Südwind nicht oder nur in gemäßigter Form eintritt. Ich werde um 8:00 Uhr losfahren und habe mindestens sieben Stunden Fahrt vor mir, um die erste Stelle zum Einklarieren in Bulgarien, den Hafen von Baltchik, zu erreichen. Das sollte dann vor dem Sonnenuntergang passieren. Das Navigieren in der Nacht ist nicht das Problem, aber das Manövrieren in einem gegebenenfalls unbeleuchteten Hafen. Auf dem Weg dahin gibt es keine Häfen und selbst wenn, ich dürfte diese nicht anlaufen. Dieses Phänomen begleitet mich seit dem Verlassen der EU.

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