29.1.2018 Es gibt ihn doch nicht, den Klabautermann, jedenfalls nicht auf der Odd@Sea

Die Fahrt entlang der Inselkette des Ionischen Meers nimmt immer mehr den Charakter einer Kanalfahrt an. Bei der Überfahrt zur nächsten, nördlich von Kefalinia gelegenen Insel, Lefkada, konnte ich wider Erwarten für eine halbe Stunde wieder einmal die Segel setzen. Natürlich nur, um den Motor zu entlasten bzw. virtuell zu verstärken, je nachdem, wie man es deuten will. Dann war der Wind wieder weg und die Kanalfahrten zwische Lefkada und Meganisi bzw. etwas später Skorpios, einer Privatinsel, fand dann auch bei spiegelglatter See statt. Wenn zwischen Kefalinia und Ithaki die Meerenge schon eindrucksvoll war, dann wurde dieser Eindruck nun noch gesteigert, denn es ging erheblich enger zu und die beidseitigen natürlichen Wände waren noch einmal steiler. In Bezug auf die Enge wurde diese Ereignisse noch einmal getoppt durch die mit Tonnen gekennzeichnete Zufahrt nach Lefkada, wobei ich mich an die brandenburgischen Kanäle erinnert fühlte, die zum Teil auch durch große Seengebiete führen. So wurde auch hier ein Kanal eingerichtet inmitten einer Seenplatte mit zahlreichen kleinen und kleinsten Inseln.

Anfahrt auf die Meerenge zwischen Lefkada (links) und Meganisi (rechts) bei spiegelglatter See. Kein Lüftchen regt sich.
Die spektakuären Wände sind athemberaubend. Einmal schroff und steinig …
… und einmal bewachsen, aber stets steil.
Eine betonnte Fahrrinne führt zur Marina

Nun stehe ich den zweiten Tag in der riesigen Marina in Lefkas, die den Qualitätsmaßstäben mitteleuropäischer Freizeitsporthäfen vollauf genügt. Hier findet man alles in der Nähe und die Anlage ist wirklich riesengroß. Mein Schiff gehört hier zu den kleineren. Nach oben sind keine Grenzen gesetzt, auch nicht bei den Luxusausstattungen. Die Anlage ist voll mit Winterliegern, sowohl an den Stegen, in denen christlich festgemacht wird, als auch auf den Freiflächen an Land. So viele Masten in so großer Dichte habe ich bisher nur selten gesehen.

Schon aus der Ferne ist ein riesiger Mastenwald zu erkennen
Schaut man auf die Übersichtstafel, dann werden die Dimensionen dieser Marina deutlich, die zur Zeit fast voll ist

Jetzt muss ich allerdings auch von einem peinlichen Flop reden, der mir beim Anlegen nach dem von mir in einen der letzten Beiträge für den Einmannbetrieb empfohlen wurde. Ins Hafenbecken eingefahren und das Schiff in den Stillstand gebracht, brachte ich zunächst die Fender an Steuerbord aus und machte die Bugleine an dieser Seite klar. Ich legte diese lose auf das Vorschiff, um diese nach dem Längsseitsaufstoppen sofort am Pier festzumachen. Gesagt, getan, drehte ich die Odd@Sea, die zwischenzeitlich durch den Wind gedreht und versetzt wurde, und fuhr langsam an den Steg. Was ich nicht bemerkte war, dass die Bugleine von Bord gefallen war und kurz vor dem Erreichen des Stegs diese Leine in den Propeller geriet, was den Motor abrupt zur Aufgabe seiner Arbeit veranlasste. Ich erinnere mich an einen ähnlichen Fall beim Ausfahren aus dem eisfreien Hafen beim SV03 in Schwanenwerder im letzten Frühjahr, bei dem ich wegen der Enge ein ziemlich kompliziertes Manöver mit zwei Zusatzleinen vornehmen mußte, da der Wind sehr ungünstig stand. Ich war sehr stolz darauf, dass das Manöver sehr gut klappte und habe aus lauter Freude darüber auch vergessen, eine der beiden Leinen wieder an Bord zu nehmen. Ich hatte hierbei das Glück, dass die Restfahrt nach dem Motorstillstand gerade zum Erreichen des Stegs ausreichte und ich das Schiff festmachen konnte. Ein taucherfahrener Clubkamerad half mir damals. So einfach war es denn in Lefkas nicht, denn ich kam nicht bis an den Steg. Ich trieb gemächlich auf die Tankstelle des Hafens zu und rief die Verwaltung über Funk an mit der Bitte um „tug assistance“. Mit einem kleinen Boot wurde ich an die Pier zurück geschleppt und dieses Mal gleich „richtig“ herum, also mit dem Heck am Steg, festgemacht. Danach konnte direkt die Mooring gelegt werden und das Schiff lag fest und sicher.

Meine Befürchtung, dass ich in dieser Lage nur unbequem das Boot verlassen kann, bestätigte ich nicht. Im Gegenteil. Wenn das Heck in einem sicheren Abstand zum Steg steht, dann passt in idealer Weise die Annalena, mein Dhingy, dazwischen. Ich brauche nur die Davits zu lösen und es auf die Wasseroberfläche herablassen, dann habe ich einen der denkbar komfortabelsten Zugangsmöglichkeiten, die es gibt. Sozusagen einen Schwimmsteg, der aus der Ruderbank besteht, in Höhe der Badeplattform. So werde ich das ab jetzt immer machen.

So liegt man nicht nur christlich richtig herum, mit dem Beiboot an den Heckdavits ist der Ein- und Ausstieg auch noch äußerst komfortabel. Die Sitzbank wirkt dabei wie ein Schwimmsteg. Vorne ist die einseitig verlegte Mooringleine zu erkennen, die den Abstand des Schiffs vom Steg sicherstellt.

Wegen der Leine in der Schraube und einer langen Liste an notwendigen Tätigkeiten an Bord, habe ich einen zusätzlichen Tag in dieser Marina geplant, zu der auch eine sehr hübsche kleine Stadt mit vielen Läden gehört. Zudem lag der Winterliegepreis mit ca. 25 € pro Nacht für eine solche Anlage eher im niedrigen Niveau. Einen Taucher habe ich in der Stadt telefonisch mit der Bergung der Leine beauftragt. Das Thema war dann in einer Stunde durch. Technische Kleinteile und Catering konnte ich in der Stadt bequem besorgen, in der die Geschäfte, anders als in den bisher besuchten Orten in Griechenland, einen gehobenen Standard aufweisen. Ein Pärchen aus Australien lud mich zudem zum Kaffeetrinken auf ihre schon betagte, aber sehr schöne Monsteryacht ein, die der Besitzer hier vor Ort ausstattungsmäßig auf den neuesten Stand bringt. Ein sehr großes und geräumiges Schiff mit dem typischen Interieur einer alten Yacht und zwei äußerst nette Menschen. Wundervoll.

Heute hat sich nach allen den erfreulichen Ereignissen auch der Klabautermann von Bord verabschiedet. Es ist kaum zu glauben, meine Schlauchadapter, ich habe darüber geschrieben, und auch das erwähnte Lötzinn hat sich innerhalb einer halben Stunde durch Zufall wieder angefunden. Sie waren beide an Stellen deponiert, die zwar absolut logisch für den Zweck sind, meinem Empfinden nach aber dort nicht sein konnten. Wie blöd ist das denn? Auf jeden Fall habe ich den Tag gut genutzt und allerhand repariert und verbessert sowie mal wieder die Kajüte geputzt. Bezüglich der dem Klabautermann auch unterstellten Frechheit, nicht identifizierbare Geräusche während der Fahrt zumachen, die wirklich beängstigend durch ihre Lautstärke als auch durch ihren schlagenden Charakter wirken, scheint sich ebenfalls eine Erklärung gefunden zu haben. Auf jeden Fall ist der Autopilot der Übeltäter, der, wenn er „scharf“, also auf eine geringe Dämpfung eingestellt ist, zu abrupten und sehr kurzen Ausschlägen ohne Steuerwirkung neigt, da er viel zu stark auf Rollbewegungen des Schiffs reagiert. Die Mechanik des hydraulischen Steuerantriebs scheint in jedem Fall in Ordnung zu sein. Erste Versuche mit geänderten Parametern waren bereits sehr erfolgreich. Nun muß sich meine Theorie auch bei höherer See noch beweisen.

Es kann also wieder losgehen.

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