29.11.2017 Wieder in Bulgarien – ein kurzes Wetterloch half

Vorgestern schien es noch nicht möglich, mehr als den einen Törn nach Baltchik zu machen. Es war umso erfreulicher, dass sich am Abend abzeichnete, dass sich eine fahrbare Wetterlage für den nächsten Tag aufbaute. Da die Strecke an der Grenze des im Tageslicht Möglichen lag, mußte das Ausklarieren, welches an einem anderen Pier des großen Hafens gemacht wird, bereit kurz nach Sonnenaufgang erfolgen. Ich fuhr also erst einmal dort hin. Nun war aber gerade Schichtwechsel bei der Grenzpolizei zu diesem Zeitpunkt. Diese Beamten arbeiteten aber schnell und ich konnte noch vor neun Uhr den Hafen verlassen um nach Bulgarien zu fahren.

Da war es auf See zwar bitter kalt, aber es zeichnete Sonnenschein am Horizont ab, der mich hoffnungsvoll stimmte. Die Hoffnung wurde durch einen herrlichen Tag auf dem Schwarzen Meer belohnt mit blauem Himmel, einer Temperatur von ca. 15°C und zuweilen ein paar Kumuluswolken. Etwas über die Hälfte der Strecke herrschte jedoch ein zunehmender Südwind, also genau aus der Richtung, in die ich wollte. Schnell wurde klar, dass es zeitlich eng werden würde, denn unter Motor waren so nicht mehr als 5 Knoten, also weniger als 10 km/h zu machen. An dem Punkt, an welchem die Küste einen Knick nach Westen macht, konnte ich allerdings dann das erste Mal auf dieser Reise zumindest ein Stützsegel einsetzen. Es gelang damit eine ausreichende Geschwindigkeit zu erreichen, um die Verspätung aus dem ersten Teilstück wieder aufzuholen und rechtzeitig vor dem Sonnenuntergang in Baltchik einzulaufen. Dazu setzte ich die Genua auf etwa 50% der Gesamtfläche, also mit dem Schothorn auf Masthöhe und hatte wieder einmal das Gefühl ein richtiges Segelboot zu führen. Glück pur, auch wenn die aufgewühlte See die Odd@Sea zu einigen Bocksprüngen animierte. Sie lief hervorragend! Um der Frage zuvor zu kommen: Warum nicht mehr Segel setzen und den Motor abschalten? In diesem Fall wäre ich einfach noch langsamer gewesen, da der Wind zum Segeln nicht gut stand. Auf der anderen Seite darf man mit laufendem Motor nur sehr wenig krängen, da entweder die Kühlung kein Wasser mehr bekommt, Wasser durch den Auspuff in den Motor gelangen kann oder das Motoröl nicht mehr angesaugt wird. Es heißt also unter diesen Bedingungen aufrecht zu fahren. Soweit einige nautische Anmerkungen für den geneigten Leser.

Fast die gesamte Küste Bulgariens stellt sich als Steilküste dar – wenig Häfen, keine Ankerplätze
So sieht ein richtiges Kap aus. Nach dessen Umrundung konnte ich wieder einmal Segel setzen

Leider sieht das Wetter an der Schwarzmeer-Westküste für die gesamte folgende Woche miserabel aus. Kalter, starker Südwind. Es sieht nach einem stationären Sonderurlaub für mich aus in diesem im Sommer sicherlich gut besuchten Badeort. Ich benötige für mein nun geplantes nächstes Zwischenziel Athen etwas weniger als zwei Wochen reine Fahrtzeit. Dabei ist eingeplant, dass bei ungeeignetem Wind der Motor zum Einsatz kommt. Aber umbringen möchte ich mich natürlich nicht. Das sagt einer, der bisher weit mehr als 4000 km mit dem Schiff unter Motor gefahren ist (Holland – Berlin und Berlin – Schwarzes Meer). Irgendwie bin ich etwas ratlos und hoffe auf ein Wunder.

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