29.8.2020 Wieder einmal durch die Meerenge von Gibraltar – dieses Mal jedoch von Westen nach Osten

29.8.2020 Wieder einmal durch die Meerenge von Gibraltar – dieses Mal jedoch von Westen nach Osten

Ich bin schreibfaul geworden in der Zwischenzeit und bitte alle Leser des Blogs um Verständnis. Auch für die versprochene Zusammenstellung von Bildern habe ich noch nicht genügend Zeit gehabt. Außerdem haben wir nur sehr selten Zugang zum Internet, da wir meistens weit weg von den Küsten unterwegs sind. Diejenigen, die uns mit Hilfe von Marietraffic verfolgen, werden erkannt haben, dass selbst in den Meerengen nur wenige oder gar keine Monitorstationen vorhanden sind und auch sonst deren Dichte in diesem Teil von Europa sehr gering ist. Denen wird auch nicht entgangen sein, dass wir die letzte Nacht wetterbedingt im Hafen von Almerimar verbracht haben und den Tag auch heute hier verbringen werden. Zuvor wich eine sehr angenehme Segelpartie entlang der Nordküste des Mittelmeers vorbei an Marbella und Malaga einem Kampf gegen zunehmenden Wind und Wellen, bei dem die Odd@Sea durchaus auch ihre Grenzen zu zeigen vermochte. Wir luften mehrere Male beim Absurfen einer Welle ungewollt gegen den Wind und konnten uns aus dieser Lage nur mit Hilfe des Motoreinsatzes befreien. Eine Beendigung dieses Spektakels war dann erst durch Reffen der Segel möglich.

Durch die lange Zeit des Wartens auf günstiges Wetter für die Biskayaquerung und die Abfahrt in La Corunia haben Jörg und ich sehr viel Zeit verloren und sein verfügbares Zeitfenster für die gesamte Reise ist begrenzt. Deshalb haben wir uns nach der Abfahrt aus La Coruna entschlossen, soweit es geht in einem Stück in Richtung Sardinien durchzufahren. Mit jedem neuen Tag fiel uns eine Verlängerung dieser Entscheidung leichter, denn wir gewöhnten uns rasch an den Tagesrhythmus eines Hochseetörns. Nun haben wir gestern bereits Portugal und gegen Mitternacht Gibraltar passiert und fahren zurzeit in Richtung Almeria. 24 Stunden Fahrzeit am Tag machen doch einen großen Unterschied gegenüber den sonst typischen 10 bis 12 Stunden an einem Fahrtag. Eigentlich wollten wir Station machen in Portimao an der westlichen Küste der Algarve. Weil es so schön lief, fuhren wir weiter nach Vilamoura und entschieden dort, dass wir hier lediglich Diesel tanken und sogleich weiter fahren werden. Dazu eine kleine Bemerkung: Man wollte uns in diesem eleganten Hafen doch tatsächlich für das Anlegen am Tankpier einen halben Tagespreis für einen Liegeplatz zusätzlich zum Sprit berechnen. Ich konnte nur noch bewusst radebrechend meine Zustimmung dazu solange verweigern, bis die Dame des Hauses uns ohne Zusatzrechnung vom Hof ließ.

Durchgehend waren die Tage seit unserer Abfahrt geprägt von eher schwachen bis mittelstarken, aber stets aus achterlichen Richtungen kommenden Wind, der uns zum Teil sehr zügig mit bis zu 10 Knoten segelnd, aber auch immer wieder über lange Strecken nur den Motorantrieb mit Spardrehzahl unterstützend voranbrachte. Insbesondere durch Jörgs gutes Zeitmanagement konnten wir die Tidenströmungen und den Gibraltarstrom so ausnutzen, dass wir dabei nur relativ wenig Sprit einsetzen mussten. Zwischen 1200 und maximal 1500 U/Min. reichten dabei völlig aus.

Da auf einer solchen Langfahrt nur wenig passiert, kann ich darüber auch nur wenig schreiben. Wir haben unseren Rhythmus so gefunden, dass ich mich am späten Abend in die Koje lege und bis zum frühen Morgen schlafe und nach einer kurzen Wachübergabe Jörg sich dann bis in den späten Vormittag hinein in seine Koje zurückzieht. Er ist ein ausgesprochener Nachtmensch und kommt damit gut klar. Den aus Filmen bekannten Wachwechsel alle 4 Stunden kennen wir an Bord der Odd@Sea nicht. Den Tag verbringen wir dann gemeinsam an Deck, verrichten die seglerische Arbeit und quatschen dabei oder genießen auch schon mal wortlos die Schönheit des Meeres. Die Malzeiten nehmen wir gemeinsam ein: Frühstück am späten Vormittag bis Mittag, Kaffee und Kuchen am Nachmittag und ein üppiges Mal dann am Abend beim Sonnenuntergang. Ja, wir kochen gutbürgerlich, viel frisches Gemüse und weniger aus der Dose. Jörg macht das Frühstück und den Kaffee und ich die Hauptmahlzeit. Mit jedem neuen Fahrtag hat sich mein Lebensgefühl, welches nach der langen wetter- und Corona bedingten Fahrpause etwas gelitten hatte, wieder normalisiert und es spielt für mich nun keine Rolle mehr, ob wir in der Nacht auf dem Meer bleiben oder in einem Hafen übernachten. Das natürlich nur solange der Proviant ausreicht. Dafür haben wir weitgehend bereits in La Rochelle gesorgt.

Auffällig ist in diesem Jahr, dass sich so wenige Sportboote auf dem Meer und in den Häfen befinden, aber auch die Berufsschifffahrt, insbesondere an den Hot-Spots wie Gibraltar, deutlich weniger zu sehen ist. Einzig die Fischerei zeigt die übliche Aktivität, insbesondere in der Nacht, wo deren Lichter überall um uns herum gut zu sehen sind.

Eine Bemerkung noch zu meinem Schiff, die sich gar nicht so „odd“ anstellt, wie es ihr Name unterstellen könnte. Die Reinigung und Aufbringung von Anti-Fouling in Rochefort scheint sie geradezu zu beflügeln. Auch bei schwächsten Winden zeigt sie ungeahnte Fahrleistungen. Jörg kennt weit mehr Segelschiffe als ich und kann seine Begeisterung kaum bremsen. Das ist doch einmal was für die geschundene Seele eines Skippers, oder? Seine kleinen Trimm- und andere Tricks als sehr erfahrener Skipper spielen dabei sicherlich auch eine große Rolle. Ich lerne dabei ständig dazu, auch wenn wir durchaus auch verschiedene Ansichten zu manchen Details haben und diese dann auch nach einer ausgiebigen Diskussion verbleiben. Gelassenheit ist dann das Gebot des Moments.

Noch ein abschließendes Wort zu meinem nicht gehaltenen Versprechen zur Lieferung eines bebilderten Blogbeitrags. Asche auf mein Haupt. Jörg fotografiert ständig und hat mir Unmengen an Bildern zur Verfügung gestellt, die ich alle sichten, selektieren, in der Größe auf ein für das Internet geeignetes Format reduzieren, mit ein wenig erklärenden Text versehen und dann veröffentlichen muss. Das braucht Zeit. Während der Liegezeit hier in Almerimar werde ich mich darum kümmern. Hier scheint zwar die Sonne an einem stahlblauen Himmel, der Wind fegt allerdings über die Schiffe im Hafen und verursacht dabei viel Lärm.

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