5.3.2018 Nun wird es langsam peinlich

Nein, nicht das Wetter, welches mir immer wieder Streiche spielt! Die Peinlichkeit betrifft mein eigenes Handeln. Ich habe gestern beim Festmachen in der Marina von Gaeta, ca. 75 km nordwestlich von Neapel, erneut eine Muringleine mit meiner Schraube eingefangen und musste wieder einmal einen Taucher beanspruchen. Was war geschehen?

Die Nacht vor Anker in der Nähe von Baia in der Bucht von Pozzuoli bei stürmischen Westwind war mit Hilfe Jörgs Hinweisen zu einem Vergnügen geworden. Keine Ankergeräusche, nicht einmal Rucken der Kette beim Auffrischen in Böen störten meine Nachtruhe. An das Heulen des Windes in den Wanten habe ich mich längst gewöhnt. Meine Befürchtung, dass ich mir wieder eine Muring aus dem Ankergrund eingefangen habe, als ich den Belastungstest am Vorabend durchgeführt und einen recht großen Ruck zum Stillstand gespürt habe, bestätigten sich nur zum Teil. Einige sehr alte Seil- und Planenstücke und diverse Plastikteile im Anker konnte ich mit dem Bootshaken sehr leicht entfernen und war entsprechend schnell wieder unterwegs. Zunächst bei Windstille ging es um die Nordecke der Bucht auf den direkten Weg nach Gaeta.

Wie immer, krönt eine Festung jedes Kap, so auch bei der Abfahrt aus der Bucht von Pozzuoli. Das Foto aus der Ankerbucht konnte nicht erahnen lassen, daß dieses Monument so groß ist.
Überall an der Küste findet man sehr große Marinekulturen für die Muschelzucht, die durch Schwimmkörper so gekennzeichnet sind, daß man sicher nicht in ein derartiges Feld hineinfahren möchte. Die früher verwendeten und in den Karten verzeichneten Signaltonnen gibt es kaum noch.
Schnell und Langsam begegnen sich hier
… und schwupp, ist der Schnelle mit über 50 km/h vorbei. Hier in einem so geringem Abstand, daß ich hoffe, daß der Skipper mich überhaupt gesehen hatte.

Bei Windstille hat sich eine mit mehr als zwei Metern recht hohe Welle auf dem Meer nach einer sehr langen Phase von Starkwind aus Westsüdwest aufgebaut, die aber aufgrund einer Wellenlänge von mehr als 50 Metern sehr angenehm fahren ließ. Es geht hinauf und herunter in einem sehr schönen Wiegetakt, der durch keine kleineren Wellen gestört wird. Ein reines Vergnügen. Später nahm der Wind aus Nordost etwa auf 8 bis 10 Knoten zu und ich konnte die Genua wieder zur Unterstützung des Motors nutzen. Kurz vor dem Ziel ging es so mit 7 Knoten voran, was den Skipper natürlich gefreut hat, denn es war nicht gerade warm auf dem Meer und es regnete leicht. Bei dieser geringen Windgeschwindigkeit hätte ich den Hafen ohne den Motor nicht vor dem Sonnenuntergang erreicht. Dort angekommen, begann langsam der Wind auf die angesagten 25 Knoten anzusteigen und ich hatte leider keine Zeit, um einen wunderschönen schwarzen Dreimaster, den Jörg mir angekündigt hatte, an seinem Liegeplatz die richtige Aufmerksamkeit zu schenken. Dafür fuhr ich in eine große Marina etwas nördlich davon ein, nachdem ich den vollen Fischereihafen daneben ohne Erfolg aufgesucht hatte und suchte einen geeigneten Platz für die Odd@Sea an einem der fast unbelegten, großen Stege. Der Wind und einen Augenblick von Unachtsamkeit der Abdrift aufgrund des Windes geschuldet, konnte ich nur mit einem starken Propellerschub das Heck so drehen, dass eine Kollision verhindert werden konnte. Jedoch näherte ich mich den zahlreichen Muringleinen am Heck der 50 Fuß-Yacht, die in unterschiedlichen Winkeln im Wasser verschwanden, etwas zu weit und muss dabei die am flachsten liegende Leine erwischt haben. Jedenfalls stand mein Motor unverzüglich und ich fand mich wieder einmal steuerlos treibend im Hafen. Meinen Rufen um Unterstützung wurden von einigen Männern aus der Marina allerdings sofort gefolgt und gemeinsam konnte mein Schiff mit dem Bug voran in christlicher Weise festgemacht werden. Natürlich hatte der Hafenmeister Recht, wenn er mir vorwarf, dass ich mich beim Einfahren in den Hafen nicht über Funk angemeldet hatte. Dann hätten ein paar Leute mein Anlegemanöver unterstützt. Das habe ich nun gelernt und werde es auch in Zukunft beherzigen, denn diese Empfehlung hatte ich bereits mehrfach gehört. Ein Taucher begann in der Dämmerung sein Werk und befreite die Schraube von dem Seil, was allerdings aufgrund der Lage bis weit in den Abend hinein dauerte, denn er musste das Tau freischneiden. Mit einem Scheinwerfer bewaffnet kehrte er nach einer dreiviertel Stunde aus dem Dunkel der Tiefe in die jetzt beleuchtete Marina wieder auf. Der Motorencheck danach ließ mich aufatmen, denn es lief alles wie gewohnt. Der Preis dieser Dienstleistung war allerdings hier mehr als dreimal so hoch wie bei den vorangegangenen Taucheinsätzen.

Wie gewohnt änderte sich am Abend dann auch die Wetterprognose für die Weiterfahrt nach Norden. Insbesondere die Schauer auf See wollte ich mir ersparen und entschied mich für einen Tag Pause in dieser wirklich schön um eine Burganlage (wo gibt es hier keine?) gelegene kleine Stadt mit einem großen Hafen, der insbesondere einen großen militärischen Teil aufweist. Dieser beherbergt jedoch zurzeit kein einziges Schiff, sondern dient ausschließlich logistischen Zwecken. Obwohl sich keine grundsätzliche Änderung der instabilen Wetterlage abzeichnet, werde ich morgen dennoch nach Norden weiterfahren. Es gibt in kurzen Abständen zahlreiche Häfen, in die ich notfalls hineinschlüpfen kann. Irgendwie möchte ich schnellstmöglich nach Elba kommen.

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