5.8.2018 Der Endablauf meiner Reise hat begonnen

Die letzten Fahrtage waren Tage der Routine. Die Berichte darüber wären nicht sehr ergiebig gewesen: Einfahren in den Hafen, Liegeplatz erkämpfen, festmachen, im Hafenbüro anmelden und zahlen, kochen, Abendessen einnehmen, wegen der zeitlichen Tidenlage lange schlafen, das Schiff für die Fahrt vorbereiten, zum nächsten Hafen abfahren.

Das Wetter war in diesen Tagen eher ruhig, der Wind war eher schwach und kam aus achterlichen Richtungen, so wie fast immer. Das aus den schlechten Erfahrungen mit Tag-Nacht-Touren Gelernte erwies sich aber als sehr wertvoll. Nach der Abfahrt bei leichter Gegenströmung kippte die Tide und es ging dann recht schnell voran. Der Wind half dabei zwar ein wenig, man kam aber um das Motorsegeln nicht herum. Wenigstens war der Kraftstoffverbauch gering.

So sehen die Fähren aus, die Calais mit Dover verbinden

Von Boulogne sur Mer fuhr ich an der Küste entlang zunächst nach Dunkerque, einem riesigen Hafen mit starkem Großschiffverkehr und einer sehr großen Marina. Um dahin zu kommen, musste ich zunächst Calais passieren, einem der Fährhäfen nach Dover. Es war schon aufregend, bereits aus der Ferne erkennen zu müssen, dass es kaum eine Lücke in dem fast kontinuierlich laufenden Förderband aus Fähren über den englischen Kanal gab. Entweder lief eine der schnellen Fähren gerade ein oder aus. Ich hatte dann letztlich das Glück, dass sich zwei Fähren gerade vor mir begegneten und damit eine größere Lücke für mich frei wurde.

Ein Blick zurück in den Hafen von Boulogne sur Mer. Der Strand reicht bis unmittelbar an die Mole
… und etwas entfernt davon lernt die nächste Generation von Seglern ihr neues Hobby
Ein sehr großer Hafen bei Ebbe. Das Gestein liegt für ein paar Stunden frei, bis es wieder in den Fluten versinkt.
Ausfahrt aus dem Hafen von Dünkirchen bei Ebbe
Da hinten geht es auf das offene Meer hinaus.

Von Dünkirchen ging es dann zu meinem gegenwärtigen Standort, der kleinen, aber sehr modernen Marina Cadzand. Auf dem Weg dahin bot sich mir das tägliche Schauspiel: Die Yachten, die sich auf dem letzten Abschnitt ihrer Tagesreise befanden, begegneten mir gerade bei kippender Strömung, die meine Fahrt dann unterstützen sollte. An diesem Tag konnte man den Eindruck gewinnen, dass sich mir ein riesiges Regattafeld näherte. Ich zählte mehr als 50 Schiffe. Es ist schon beeindruckend, wenn einem die Boote so nahe kommen, dass man sich gegenseitig die Logge ablesen könnte. Akustisch wurden Grüße ausgetauscht. Nach einer halben Stunde war dann der Spuk vorbei.

Nachdem das Seglerfeld an mir vorbei gerauscht war, machte ich diese Aufnahme, welche die Größe des Feldes leider nicht mehr wiederspiegeln konnte.

Auch das Spielchen mit dem Liegeplatz wurde mir in Catzand nicht erspart. Zunächst galt es, einen Liegeplatz in diesem engen Hafen zu finden. Das dauert, denn ich musste mehrere Umkehrmanöver fahren, nachdem meine Suche erfolglos blieb und ich wieder zum Ausgang des Hafens fuhr. Am allerersten Steg winkte mir ein holländisches Pärchen zu und bot mir per Handzeichen an, dass ich zu ihnen kommen und an ihrem Schiff festmachen könnte. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, wendete noch einmal und legte bei Wilfried und Gefco an. Die Verwirrung mit ihrem Namen klärte Wilfried rasch auf, denn es handelt sich dabei um ein in Holland gebräuchlichen Frauennamen. Nach dieser Klärung lud man mich an Bord und der Abend ging dann mit diesen beiden außergewöhnlich netten Menschen bis fast in den Morgen. Gott und die Welt standen auf dem Gesprächsprogramm. Jedenfalls war ich zu einer normalen Frühstückszeit noch lange nicht in der Lage, irgendetwas anderes zu tun als zu schlafen. Ich konnte gerade noch die beiden verabschieden, die wieder hergestellt zu sein schienen. Ich verschwand jedenfalls noch einmal bis mittags in der Koje. Es war wunderbar und ich danke den beiden Seglern noch einmal ausdrücklich für diesen schönen gemeinsamen Abend.

Cadzand hat eine kleine, überschaubare Marina mit modernen Anlagen
Die Odd@Sea (links) liegt direkt hinter der Einfahrt und hat einen belgischen Nachbarn für diese Nacht bekommen. Die Flaggen führen bekanntlich die gleichen Farben.

Bis zum Mittwoch werde ich kaum vorteilhafte Winde antreffen und habe mich dazu entschlossen, zwei weitere Tage hier in Cazand zu bleiben und mich der Planung des letzten Abschnitts meiner Reise zu widmen. Meine derzeitige Planung für die Fahrt bis in den Hamburger Yachthafen in Wedel sieht eine punktgenaue Ankunft am 16.8.2018, genau ein Jahr nach meiner Abfahrt aus Berlin vor. Allerdings sind alle Sicherheiten aufgebraucht und es ist sehr wahrscheinlich, dass ich mich etwas verspäten werde. Das Wetter lässt sich nämlich nicht in die Karten schauen. Schaun mer mal.

Ein Gedanke zu „5.8.2018 Der Endablauf meiner Reise hat begonnen“

  1. Hallo Jurgen,
    Es hat uns aus sehr gefreut dich zu begegnen.
    Meine Name ist auch in Holland nur für Mannen, ich hatte eine Tante, ihre Name war Wilfrida. Meine Eltern haben mich vernent.
    Wir liegen jetzt in die Grevelingen und fahren Mitwoch von Stellendam nach Ijmuiden. Dann Richtung Amsterdam und nacht Hause.
    Gute heimfahrt, Gerco und Wilfried ⛵⛵⛵

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