Garrucha hat uns zwei Tage wegen zu starken Wind aus der Richtung unseres Kurses festgehalten. Da wir nach Mitternacht eingetroffen sind, mussten wir nur für einen Tag die Hafengebühr zahlen und hatten zudem einen schönen Abend in einer Tapas-Bar an der Hafenkante. Wie schön! Nach dem Frühstück und vor der Ausfahrt wurden noch kurz die Tanks gefüllt, wir hatten nur wenig Verbrauch gehabt auf dem letzten leg, und begaben uns auf den vom Gegenwind bestimmten Kurs nach Cartagena. Einfach den Autopiloten auf das Ziel ausrichten war nicht möglich, da wir gegen den beträchtlichen Gegenwind kreuzen mussten. Zunächst ging es unter Motorkraft bis zum nächsten Kap gegen den Wind. Danach setzten wir zunächst nur die Genua und wegen des stärker werdenden Windes aus günstiger Richtung kam dann das Großsegel zusätzlich zum Einsatz. Wegen der nur geringen erreichten Gesamtgeschwindigkeit kamen wir erst kurz vor Sonnenuntergang vor Cartagena an, einem sehr großen Industriehafen mit einer Marina. Dabei verlockte uns eine idyllisch erscheinender Kanal um einen großen, weithin sichtbaren Felsen, dort einen extravaganten Ankerplatz zu finden. Dieser war mit Tiefenangaben in der Karte verzeichnet und schien uns befahrbar. So war es dann auch, wenn man von der Kleinigkeit absieht, dass uns auf etwa halber Strecke im Kanal eine flache Brücke eine Weiterfahrt versperrte. Das Wenden in diesem engen Kanal, dessen Wände auf beiden Seiten steil nach oben anstiegen, war insofern nur mit Fingerspitzengefühl zu machen, da er nicht wesentlich breiter war, als die Odd@Sea lang ist. Es gelang und wir fuhren wieder in die Nacht hinaus, da uns eine Ankerbucht auf der anderen Seite der Stadt lockte. Sehr schön eng und tief schien dieses uns ein guter Ort für die Nacht zu sein. Im Stockdunklen tasteten wir uns nach der Karte in dieses Loch hinein und mussten schließlich erkennen, dass der Ankergrund alles andere als geeignet war. Wir gaben schließlich das Ankern für diese Nacht auf und fuhren hinein in den Industriehafen der Stadt. Da uns bisher die Häfen des königlichen Yachtclubs Real Nautico immer gute Dienste für einen erstaunlich geringen Preis angeboten hatte, war dieser dann unsere Adresse für diese Nacht. Wir fielen nach einem Essen an Bord in den Tiefschlaf und erholten uns von den besonderen Erlebnissen des Tages.




Noch besser sollten die Erlebnisse am nächsten Tag werden. Wegen kräftigen Winds auf der Nase mussten wir zunächst wieder den Motor einsetzen. Segel konnten hierbei nicht helfen. Am nächsten Kap vorbei gelang eine schnelle Fahrt nach Norden in Zielrichtung Alicante nur unter der Genua. Bei abnehmender Windstärke wollten wir dann das Großsegel zusätzlich setzen und müssten dazu in den Wind drehen. Dabei geschah uns ein Missgeschick auf hoher See: Die Genua flatterte beim Segelsetzen auf den anderen Bug so stark, dass diese sich irgendwo am Mast mit der Hinterkante verhakte. Hierbei behinderte nicht nur der stärker gewordene Wind, sondern auch eine unangenehme Welle, die nach unserer beiden Schätzungen 3 bis 3,5 Meter erreichte. Die Folge war, dass ein etwa einen Meter langer Riss entstand, der uns zwang, dieses äußerst hilfreiche große Vorsegel einzuholen und dafür das wesentlich kleinere Kuttersegel zu aktivieren. Ich ahnte bereits aus meiner Erfahrung mit dieser Konfiguration, dass dieses kleinere Vorsegel ebenfalls schnelle Fahrt hoch am Wind ermöglichen würde. So war es dann auch. Wir erreichten dennoch den Hafen CaboRoig nicht vor Sonnenuntergang. Bevor wir in den Hafen einfuhren, probierten wir ein weiteres Mal in der davor liegenden Bucht, die eigentlich alle Merkmale einer geschützten Bucht aufwies, zu ankern. Geschützt war diese sehr wohl gut vor dem Wind, der Schwell der hochgehenden See ließ uns allerdings keine andere Wahl: Die Einfahrt in den kleinen Hafen, der nur durch ein Paar von roten und grünen Lichter markiert ist und eine sehr enge und zugleich gekrümmte Einfahrt aufweist, im Stockfinsteren. Hier lagen wir die Nacht zwar auch etwas unruhig im Schwell, jedoch sehr viel komfortabler als in der Bucht davor.
Was nun, war die Frage am nächsten Morgen. Wegen des Samstags war kein Segelmacher für die Reparatur der Genau anzusprechen und an diesem Ort war ohnehin keiner dieser Zunft ansässig. In den zahlreichen Häfen in Richtung Alicante wäre sicherlich Hilfe zu bekommen, aber nicht samstags und sonntags. Es kam wieder einmal der Kollege Zufall zum Einsatz. Ein deutscher Segler im gleichen Hafen berichtete uns von einem deutschen Journalisten Michael, der in der Nähe einer der nächsten Häfen wohnen würde und uns sicherlich bei der Suche nach einem Fachmann helfen würde. Ein Anruf klärte die Sache sofort: In Torrevieja, etwa 4,5 Meilen weiter gibt es jemanden und Michael würde den Kontakt herstellen. So erstaunlich einfach ist das hier in Spanien.
So sind wir heute dieses kurze Stück bei schwachem, aber ausreichenden Wind mit ca. 4 Knoten und wieder zwei Schlägen nach Torrevieja gefahren und ankern bei herrlichem Wetter in der großen Bucht vor den Hafen zusammen mit zahlreichen anderen Schiffen.






Morgen werden wir dann im Hafen liegen, um das Segel zu bergen und zu verpacken. Am Montag erwarten wir dann Michael, der es zum Segelmacher bringen und uns wahrscheinlich mitnehmen wird. Wir verlieren durch dieses Ereignis zwar weitere zwei Tage, werden aber das neue Ziel Alicante so erreichen, dass Jörg einen geeigneten Flug nach München erreichen wird. So ist das Ende unseres gemeinsamen Törns nun abzusehen. Wir haben unser Ziel zwar nicht erreicht, müssen uns aber, davon bin ich fest überzeugt, keinen Vorwurf dazu machen, denn das Wetter war sehr lange immer wieder gegen uns und wir haben, so glaube ich, wacker mir unseren Langtörns dagegen angekämpft. Vielleicht schaffen wir es aber noch in der verbleibenden Zeit bis Valencia, wenn das Wetter uns auf den letzten Metern gnädig eingestellt ist. Schaun´ wir mal.