7.10.2019 Eine gute und eine schlechte Nachricht von der Odd@Sea

Der Hafen von Dieppe hat bei dem Sturm in der gestrigen Nacht nicht ganz gehalten, was er versprochen hatte: Man liegt hier zwar bestimmt absolut sicher, aber nicht sehr komfortabel bei Weststurm mit über 40 Knoten. Die Nacht war für mich dann auch sehr turbulent, da der Schwell ziemlich stark war. Wenn erst einmal die Stege in Wallung geraten, dann übertagen sich die Schwingungen jedes einzelnen Schiffs auf alle Schiffe im Hafen. Ein wahrlich bewegender Anblick, aber für einen schläfrigen Skipper nicht sehr erbaulich.

Ich habe nach einer intensiven Konsultation des Wetterberichts und mit Bestätigung von Jörg, meinem nautischen Gewissen (Ich danke Dir für Deinen steten Rat, lieber Jörg), den Sprung nach Le Havre nicht vorgenommen. Es ist schon einigermaßen skuril: Heute gab es morgens zunächst Westwind, nicht sehr stark, aber zu stark, um gegen diesen anzuknüppeln. Nach etwa 4 Stunden hätte ich die Richtung auf Südwest ändern müssen, um nach Le Havre zu kommen. Was passiert also nach der Vorhersage? Der Wind dreht nach vier Stunden auf Südwest. Was soll das und wer steckt eigentlich hinter diesen Entscheidungen in diesem chaotischen System?

Egal, ich werde nun mindestens bis zum Wochenende in Dieppe bleiben. Das Treffen mit meinen Freunden aus Karlsruhe war also doch nur ein Traum, denn diese müssen morgen endgültig ihre Heimreise antreten. Schade, Stefan und Regine.

Nun zur positiven Nachricht! Nachdem ich vorgestern mit Verdruss festgestellt hatte, dass der Pegel in meiner Bilge über Nacht wieder angestiegen ist, musste ich nun nach einer gründlicheren Kontrolle feststellen, dass sich dieser Anstieg in homöopathischen Grenzen hielt. Offensicht bin ich einer optischen Fehleinschätzung erlegen. Da die Bilge beidseitig des Schwerts nur sehr schmal und mit relativ flachen Winkel zur Seite ansteigend verläuft, muss man schon einmal eine wirkliche Messung mit dem Zollstock vornehmen, um Klarheit zu bekommen. Wenige Millimeter Unterschied der optischen Breite des Wasserspiegels bedeuten noch keinen signifikanten Anstieg. Um dieses Problem zu lösen, habe ich die Bilgekammern gestern  gänzlich trocken gewischt und konnte heute feststellen, dass im der Nacht allen Kammern (der Motorraum ist separiert) trocken geblieben sind. Wie beruhigend! Also zunächst Entwarnung. Ich war schon so weit, dass ich auf der hiesigen Werft die Odd@Sea aus dem Wasser wollte und eine Inspektion von außen vornehmen wollte. Das bleibt mir nun erspart.

Es bleibt zu diesem Thema also letztlich nur die Frage unbeantwortet, wie es zu der doch ziemlich großen Menge Salzwasser in der Bilge kam. Hier mein Ratschluss dazu: Mein nunmehr unerschütterlicher Glaube an die Existenz des Klabautermann geht davon aus, dass der sich ja sicherlich auch manchmal mit segensreichen Aktionen bemerkbar macht und nicht nur mit Katastrophen. Ich bin jedenfalls wieder sehr entspannt und sehe der anstehenden Woche in Dieppe entgegen.

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