7.8.2018 Stark angefangen und dann stark nachgelassen

Das Thema des Titels bezieht sich auf den gestrigen Wind, der mich eigentlich in „Windeseile“ von Cadzand nach Den Hague bzw. Scheveningen bringen sollte. Das tat er auch, jedoch nicht in der erhofften Stärke, die sich mir bei der Ausfahrt aus dem Hafen von Cadzand anbot. Bereits am ersten Kap war Schluss mit der Freude eines perfekten Segeltages. Damit die Freude am großen weißen Tuch nicht vergeht, mußte der Motor ein wenig Leistung ins Geschehen einbringen. Nicht viel, aber soviel, dass eine akzeptable Geschwindigkeit von minimal 5 Knoten erreicht werden. Wenn dieses nicht erreicht würde, dann wäre das Tagesziel nicht zu erreichen gewesen. Es standen immerhin ca. 100 km nach Den Haag an, der Stadt, die eine Symbiose mit einer zweiten holländischen Großstadt, Schevenigen, eingegangen ist. Vorteilhaft bei einer solchen Wetterlage ist, dass keine Windsee existiert. Das bedeutet, dass es kaum kurze Wellen und meistens auch keine Dünung gibt. Also Konditionen wie auf dem Wannsee. Das ist dann bei herrlichem Sonnenschein ein pures Vergnügen, obwohl ein wenig mehr Wind den Spass noch erhöhen würde, da dann das Brummen des Motors verstummen und dafür meine Bordmusik besser zu hören sein würde. Das zu befahrene Revier ist nicht ganz ohne Ansprüche, denn man fährt weitgehend durch das Wattenmeer, einer See mit geringen und stark wechselnden Fahrtiefen. Man muß also sehr konzentriert fahren. An dieser Stelle muß ich meinem Navigationscomputer einmal ausdrücklich meinen aufrichtigen Dank aussprechen. Ich brauche wirklich nicht auf die vielen Seezeichen in dieser Gegend schauen, denn diese sind auf dem Display exakt verzeichnet. Da die Tiefenangaben ebenfalls ziemlich genau die Wirklichkeit widerspiegeln, ist ein sichere Navigation auch im absoluten Nebel möglich.

Vor Rotterdam gibt es eine unendliche Reihe von Seeschiffen, die Ein- oder Auslaufen. Hier ein „Riese“, der von einem kleineren, aber schnellen Schiff bei der Ausfahrt aus Rotterdam übeholt wird und mich an der Weiterfahrt behindert.
Ich bin nicht Lebensmüde und reduzierte meine Fahrt , um dem Frachtschiff nicht zu nahe zu kommen. Hier ist er gerade an mir vorbei.
Kurz danach wird auch das kleine schnelle Schiff wieder sichtbar.

Es waren gestern wieder riesige Pulks von Fahrtenyachten in beiden Richtungen unterwegs, da mittlerweise überall in Europa die Ferien begonnen haben, die entlang der Küste die zahlreichen Marinas besuchen. Die Häfen sind in diesen Tagen am Abend absolut überfüllt, die Liegeplätze alle belegt und es werden dann sogenannte Päckchen gebildet. Dabei werden ein oder mehrere Schiffe an einem Schiff festgemacht, das am Steg liegt. Interessant wird diese Technik dann, wenn am Morgen der am Steg oder zumindest weiter innen liegende Skipper morgens früh abfahren möchte und dazu alle anderen Skipper in die Gänge kommen und die Festmacher ihrer Schiffe ebenfalls lösen müssen. Beliebt ist das nicht, aber es gehört zum Alltag im Hafen.

Mit einem gut stehenden, aber etwas schwachen Wind von ca. 5 bis 8 Knoten, war die Fahrt unter Motor und voller Beseglung bei diesen Bedingungen sehr erbaulich. Der Hafen von Den Hague war natürlich voll belegt und ein kurzes Telefonat per Handy mit dem Hafenmeister brachte mir die Erlaubnis ein, in einem der städtischen Hafenbecken festzumachen, in der auch zwei weltbekannte Segeldynastien ihre Rennyachten für das Volvo-Oceanrace abgestellt haben. Hier gibt es keinen Service und etwas mehr Schwell als in der Marina, aber der Liegeplatz ist kostenlos. Zweifellos ein Vorteil in dieser Jahreszeit, in der die größten Preise verlangt werden. Ein sehr nettes holländisches Seglerpaar machte bereits nach ein paar Minuten Liegezeit an der Odd@Sea fest, welches zusammen schon alle Weltmeere befahren hat. Das abendliche kurze Gespräch mit diesen beiden „Salzbuckeln“ war für mich sehr aufschlußreich und bestärkte mich einmal mehr in meiner diesbezüglichen Absicht für die kommenden Jahre.

Die Yacht vom Volvo Ocean Race des Teams von Brunel
Hier das Boot von Ipatec

Ein Blick auf den Wetterbericht sagt mir, dass ich heute nicht fahren werde, da der Wind überhaupt nichts für mich zu bieten hat. Übermorgen wird er jedoch voraussichtlich in Richtung und Stärke für eine schnelle Fahrt nach Den Helder sorgen. Das werde ich nutzen. Die Tage darauf sollten dann für eine einzige Tages-und-Nachtfahrt direkt nach Cuxhafen an der Elbemündung geeignet sein. Damit bin ich die lästige Suche nach geeigneten Häfen für die ansonsten benötigten zwei Übernachtungen los. Wenn diese Planung aufgeht, dann kann ich jetzt schon Interessenten eine Hin- und Rückfahrt mit der Odd@Sea nach Helgoland anbieten und dennoch plangemäß am 16. August im Hamburger Yachthafen in Wedel ankommen. Also, gebt Euch einen Ruck und kommt nach Cuxhafen, wenn Ihr etwas flexibel seid und Lust für einen kleinen Ausflug auf demMeer mit einem nunmehr erfahrenen Skipper habt.

Ein Gedanke zu „7.8.2018 Stark angefangen und dann stark nachgelassen“

  1. Lieber Jürgen,
    wir lieben das Liegen im Päckchen, denn besonders in Holland ergeben sich immer wieder nette Begenungen, wie Du schon gemerkt hast.
    In Wilemstad waren wir einmal 17.Schiff in einem Päckchen und es war herrlich!
    Wir wünschen Dir viel Glück für den letzten Teil Deiner Reise!
    Die Crew des Goldzahn

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