7.8.2020 Morgen geht meine Zeit in Rochefort zu Ende

Morgen kommt der Jörg aus München mit dem Flugzeug mit kostensparendem Umweg über Porto nach La Rochelle. Ich will als guter Gastgeber ihn direkt am Zielort empfangen und trete daher mit der abnehmenden Morgenflut meine Rückreise nach La Rochelle an.

Die letzten Tage waren geprägt durch viel, viel körperlich schwere Arbeit in brühender Hitze, in den letzten Tagen bis knapp unter 40 °C. Die Odd@Sea wurde zunächst mit einem riesigen Kran aus den Wasser gehoben und mit einem von einem starken Trecker gezogenen, hydraulisch an die geometrische Schiffsform anpassbarem Spezialfahrzeug an einen Parkplatz an Land befördert und dort auf starken Stahlböcken abgestellt. Da sie unten eine schmale horizontale Ebene aufweist, wurden keine seitlichen Stützen benötigt in der Annahme, dass die Breite der Ebene auch bei stärkerem Wind nicht die Stabilität des Aufbaus überfordert.

Als jemand, der sich über eine lange Zeit stets an Bord auf dem Wasser aufgehalten hat und einfach immer, also auch bei Windstille auf dem Schiff kleine oder große Körperbewegungen zur eigenen Stabilisierung macht, war das eine Herausforderung. Es gab zwar nur wenig Wind, aber die wenigen Windböen ließen das Schiff doch ein wenig auf den Böcken wackeln. Da kommt dann leicht Panik auf, denn im Wissen, dass man sich auf hartem Land aufhält, würde ein Kippen der Böcke zur Zerstörung des Schiffs und ggf. auch seines Skippers führen. Diese lange Sensibilisierung für leichteste Bewegungen war hier sehr störend.

Was war zu tun? Zunächst habe ich mit einem großen Spachtel den starken Bewuchs durch Algen und harten Pocken und Muscheln unterhalb der Wasserlinie abgeschabt. Dieses ergab nach der heutigen Reinigung der Standfläche dann einen richtig großen Berg. Danach wurde das Schiff mit einem starken Kärcher und einem wirklich starken Wasserstrahl abgespritzt, wobei die nach der ersten Behandlung noch vorhandenen Reste entfernt wurden. Diese Arbeit machte ein Mitarbeiter der Werft. Dann kam mein großer Auftritt, der mich wegen der Hitze an den Rand des Wahnsinns gebracht hat: Zwei Lagen von Anti-Fouling-Farbe mussten aufgetragen werden.

Ich hatte vom Vorbesitzer zwei große Kanister mit amerikanischem Material für den Pazifik übernommen, die hier zum Einsatz kommen sollten. Leider waren beide Kanister mit schwarzem Material gefüllt. Das würde ich nur einem Menschen empfehlen, den ich nicht gut leiden kann. Bei hohen Temperaturen erwärmt sich das Material in der Sonne stark, wird dabei zäh und kaum mehr zu applizieren und ihm muss ständig Verdünner zugesetzt werden. Dass es dabei und beim Ausrollen am Schiff ständig Spitzer gibt ist genauso unvermeidlich, wie die häufigen Reinigungen der Werkzeuge und des ansonsten weißen Schiffs, welches dabei eingefärbt wird. Beim zweiten Anstrich kann man zudem kaum unterscheiden, wo man gerade Farbe appliziert hat, denn es sieht alles gleich aus. Schrecklich!

Mit viel Einsatz und einem hitzebedingten arbeitsfreien Tag ist am Ende doch noch ein erfreuliches Ergebnis entstanden. Wenn ich davon Fotos gemacht hätte, dann hätte ich im Anschluss meinen Fotoapparat wegen Verdreckung wegschmeißen müssen. Ich bitte um Verständnis.

Mein Fahrrad hat mich dann auch noch beschäftigt, denn es hatte einen Platten auf dem Hinterrad. Da dieses für mich unverzichtbar ist, war sofortige Aktion gefordert. Ich besorgte in einem kleinen, aber feinen Fahrradladen direkt am Hafen Flickzeug, welches allerdings das Problem auch nach dreimaligen Wiederholen nur begrenzt lösen konnte. Mit Optimismus startete ich zu meiner routinemäßigen Einkaufstour in die Innenstand und als ich unmittelbar vor dem Carrefour Cité ankam, hatte ich wieder einen Platten, dieses Mal gut hörbar mit lautem Knall. Shit ist immer! Offenbar war der desolate Mantel die Ursache, denn ich lief mit meinen Einkäufen am Lenker direkt wieder zu dem Fahrradladen und ließ dieses Mal mein Rad auf Anraten des Mechanikers dort, um es nach etwa einer Stunde für wenig Geld repariert funktionierend wieder abzuholen.

Gestern wurde die Odd@Sea wieder in ihr Element verbracht, wobei ich die von den Böcken an Land verdeckten Streifen am hängenden Schiff nachbearbeiten konnte. Wegen der Hitze trocknete die Farbe sehr schnell und konnte entsprechend schnell gewässert werden. Nun stehe ich mit dem Bug Richtung Schleuse und kann morgen um etwa 9:00 Uhr auslaufen. Durch die eigentlich ungeplante Eigenarbeit konnte ich die Kosten dieses Aufenthalts hier an der Charente in Grenzen halten. Allerdings habe ich körperlich in den letzten Tagen stark zugesetzt und wahrscheinlich den durch die lange Bewegungslosigkeit an Bord angerichteten körperlichen Schäden kompensieren können. Ich bin zwar müde, aber mir geht es gut. Die Hitze wird aber ab morgen wieder etwas abnehmen.

Jörg und ich werden am Montag das für den zweiwöchigen Trip benötigte Catering beschaffen, uns für diesen fertig machen, tanken und wahrscheinlich am Dienstag morgen losfahren. Dann beginnt ein neues Abenteuer, auf das wir uns beide schon jetzt freuen.

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