Rückblick auf die Zeit zwischen den Törns

Nach der Ankunft in Cuxhaven im August letzten Jahres habe ich die Odd@Sea zunächst weiter die Elbe hoch nach Glückstadt und von dort zusammen mit meiner Familie an Bord in den zentralen City Sporthafen Hamburg direkt am Baumwall und unterhalb der Elbphilharmonie gefahren, um für den Winter dort festzumachen. Dieser kleine schwimmende Tidenhafen liegt mitten im Stadtzentrum direkt an der Hochbahnstation Baumwall am Fuß der Elbphilharmonie und damit im Zentrum des touristischen Interesses der Hansestadt. Eine bessere Location für die Überwinterung gäbe es nicht, wenn hier nicht auch ein Zentrum der Aktivitäten der Hamburger Barkassenflotte inmitten des Industriehafens wäre, die einen erheblichen Schwell verursachen. Sämtliche schwimmenden Elemente des Hafens schaukeln nicht unerheblich und verursachen Uneingeweihten zum Teil erhebliche Probleme. Daran muss man sich natürlich erst einmal gewöhnen. Da ich nach meinem Jahrestörn einigermaßen erschöpft und müde war, fiel mir das aber nicht sehr schwer, denn ich habe zunächst viel Zeit in meiner Koje verbracht.

Ein großes Lebensmittelgeschäft, ein Sportstudio sowie ein gut ausgestatteter Schiffsausrüster sind von dort aus fußläufig zu erreichen und das sehr dichte Netz des Hamburger Verkehrsverbundes ist sehr gut zum Erreichen der einschlägigen Baumärkte, Elektronikläden und natürlich meiner Hamburger Familie geeignet.

Zum Hafengeburtstag Anfang April wurde mir allerdings der Liegeplatz gekündigt, da die gemeldeten Teilnehmer an der Schiffsparade stets Vorrang haben. Meine Entscheidung zum Wechsel nach Finkenwerder in den Rüschhafen, direkt neben dem Airbuswerk und der nord-östlichen Schwelle seiner Landebahn, war jedoch ebenfalls eine sehr gute Entscheidung gewesen. Hier gab es auch bei Sturm überhaupt keinen Schwell und man lag dort stets absolut wie in Blei gegossen und umgeben von vielen Schiffen mit ihren sehr freundlichen Seglern. Jedoch waren von hier aus die Wege zu den Einkaufsmöglichkeiten, speziell in der Innenstadt oder in Harburg ziemlich weit. Ich musste mich einfach erst einmal daran gewöhnen, dass man mit der Fähre sehr komfortabel in 4-5 Minuten auf die andere Elbseite nach Teufelsbrück oder in etwa einer halben Stunde auch in das Hamburger Zentrum zu den Landungsbrücken fahren kann.

Meine Entscheidung, nach meiner Reise nach Hamburg zu fahren, war jedoch in erster Linie dem äußerst erfreulichen Umstand geschuldet, dass ich hier zum zweiten Mal Großvater werden sollte. So konnte ich das neue Familienmitglied, ein Junge, bereits kurz nach seiner Geburt persönlich als stolzer Großvater begrüßen und auch meiner jetzt dreijährigen Enkelin ein wenig über die anfängliche natürliche Eifersucht hinweghelfen.

Ich war immer wieder überrascht und habe mich außerdem stets sehr gefreut über die vielen Besuche von Freunden und ehemaligen Kollegen in dieser Zeit. Auch die regelmäßigen Telefonate mit einigen Spezies will ich nicht unerwähnt lassen. Damit und mit den vielen Kontakten mit Hafennachbarn kann ich feststellen, dass ich mich über die lange Liegezeit seit August hinweg letzten Jahres niemals wirklich alleine gefühlt habe.

Ich habe die Auszeit natürlich auch genutzt für die Notwendigkeit, aus den Erfahrungen meiner ersten Reise zu lernen und die Odd@Sea zu warten, zu reparieren und weiter auszustatten. Dazu gehörte vor allen Dingen der Einbau der Windsteueranlage am Schiffsheck, für die ich allerdings mein Dhingy opfern musste. Dieses war an zwei Davits hängend unter dem Instrumententräger stets ein guter und nützlicher Begleiter, war jedoch so groß, dass es auch entlüftet keinen Platz mehr an Bord findet. Nun werde ich voraussichtlich in Kiel ein kleineres Beiboot bei einem gut ausgestatteten Ausrüster erwerben, welches leicht auf ein raumsparendes Maß zu falten ist. Bei den anderen Tätigkeiten handelte es sich um viele Kleinigkeiten, von denen ich ein neues Decks-Toplicht am Mast und einen neuen Radarreflektor explizit erwähnen möchte, da zu deren Installation Hilfe von Seglerkameraden für mein Aufwinschen in den Mast erforderlich war.

Das Schiff ist also seit Ende Juni klar für die Abfahrt auf eine neue Tour, die am Treffendsten mit dem Begriff „Rund Ostsee“ beschrieben ist. Der folgende Blog soll darüber wieder chronologisch berichten.

Zum Abschluß noch ein paar Aufnahmen aus dieser Zeit.

Die Elbphilharmonie von meinem Liegeplatz im City-Sporthafen Hamburg aus gesehen.
Der Blick vom Rundgang der Elphi auf den kleinen Hafen, in dem u.A. auch interessante Schiffe liegen: Zwei Dreimaster, ein Zweimaster und ein altes Feuerschiff, welches heute eine Kneipe, ein Restaurant und ein Hotel beherbergt. Wo liegt die Odd@Sea? Sie liegt direkt neben dem weißen Betriebsgebäude am Hauptponton.
Sehr komfortabel für mich ist der Einstieg am Hauptponton des Seglervereins Finkenwerder-Hamburg (SVFH) im Rüschhafen.
Nach dem Einbau des Windpiloten fehlt jetzt das Dhingy am Heck. Der Abschied von der Annalena fiel mir wirklich schwer. Ich habe sie an einen Seglerkameraden verschenkt, der dafür eine bessere Verwendung hat. Er muß auch einige kleine Reparaturen vornehmen.
So sieht die Selbststeueranlage aus: Unten ein Ruderblatt im Wasser und oben eine Windfahne. Rechts unten im Bild zwei der insgesamt 9 Kücken, die mich jeden Tag zwei Mal zusammen mit ihrer Mutter mit lautem Geschnatter um Futter angeschnorrt haben und während meiner Liegezeit dort sehr stark gewachsen sind.
Wenn man es nicht benutzt, wird das Ruderblatt aus dem Wasser nach oben geklappt. Die Bemalung der Windfahne zeugt davon, dass der Vorbesitzer der Anlage aus Holland stammt.
Mit Hilfe dieser beiden Leinen sowie einer am Steuerrad befestigten Seiltrommel wird die Steuerkraft auf das Steuerrad übertragen.

Ein Gedanke zu „Rückblick auf die Zeit zwischen den Törns“

  1. Hallo Jürgen,
    heute wieder mal ein WiFi bei Walmart in Cody, östlich des Yellowstone Parks.
    Schön, dass es weiter geht. Viel Erfolg und wir werden deinen Blog verfolgen.
    Liebe Grüße aus Wyoming!
    Konni und Jutta

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