25.11.2017 Positives und Negatives liegen öfter einmal dicht zusammen

Eigentlich wollte ich vorgestern bereits nach Mangalia zum Ausklarieren aus Rumänien weitergefahren sein. Zwei Gründe sprachen dagegen: Ich war bei Weitem noch nicht fertig mit der Umrüstung der Odd@Sea, die sich bei einem Einhandbetrieb sehr arbeitsaufwändig darstellt. Das eigentlich benötigte zweite paar Hände muß ich durch technische Hilfsmittel und Tricks ersetzen. Der Vorteil dabei ist, dass ich das Schiff dadurch wirklich gut kennenlerne. Erst heute bin ich wirklich mit Allem fertig und könnte losfahren!

Es gab aber noch zwei weitere Gründe: Ich hatte von meiner Begegnung mit dem Amerikaner und dem Finnen in Rousse (Bulgarien) berichtet, mit denen ich einen sehr schönen Abend erlebt hatte. Diese beiden sind gestern auch hier in Eforie Nord eingetroffen, wobei die sich die Einfahrt in den Hafen bereits als ein Abenteuer dargestellt hat. Die Einfahrt hat zur Zeit infolge Versandung nur etwa 1,2 m Tiefe, deren Schiff allerdings hat 1,6 m Tiefgang. Es wurde letztlich in zweistündiger Arbeit letztlich mit einem sehr starken Motorboot (mit roher Gewalt) über die versandete Stelle in der Einfahrt gezogen. Unglaublich, aber wahr! Die beiden waren nicht happy, hatten aber aufgrund der fortgeschrittenen Zeitauch keine Alternative.

Der zweite Grund war noch viel unerfreulicher und sogar extrem beänstigend. Innerhalb einer halben Stunde hatte sich hier ein unauffälliger Himmel in einen lokalen Extremsturm verwandelt, der zudem direkt in Richtung der Marina auswirkte. Was das heißt, ist kaum zu beschreiben. Der amerikanische Freund und ich waren die Einzigen, die sich seitlich an die Mole gelegt hatten. Das ich sehr bequem beim Ein- und Asusteigen. Aller anderen liegen hier „römisch-katholisch“, d. H. mit dem Heck oder dem Bug zur Mole und das jeweilig andere Ende an einer Mooringleine befestigt, welche im Hafenbecken verankert ist. Bei bis zu einem Meter Wellenhöhe im Hafen ist natürlich der Teufel los, zumal wir beide mit unseren Schiffen sowohl vom Schwell als auch vom Wind gegen die Mole gedrückt wurden, wobei die Boote wie die Korken im Wasser tanzten und gegen die Mole schlugen. An Schlafen war natürlich nicht zu denken, denn wir mußten die gesamte Nacht über etwas gegen Leinebruch und für die geeignete Abfenderung tun, wobei jeder Schritt auf den bockigen Booten eine Herausforderung darstellte. Ich hatte wirklich im mein Schiff Angst, dass ich es nicht schaffe, auch nur einigermaßen das Anschlagen der knapp 10 Tonnen an der Steinmole zu mindern. Ich bin heute zwar völlig fertig, aber ich habe es geschafft. Eine Leine war gebrochen, aber ich hatte in meiner Vorahnung bereits alle Leinen verdoppelt. Meine neuen und auch die alten Fender haben alle gehalten! Den beiden Freunden auf ihrem Schiff ging es schlechter. Sie haben einigen Schaden am Schiff und ihre Segel verloren, die auf dem Deck liegend, dem Sturm nicht standgehalten haben.

So etwas habe ich noch nie erlebt und werde diese Erfahrung in meine weitere Tourplanung einbeziehen. Dieses Wetterphänomen, dass hier ein Unwetter sozusagen explosionsartig entstehen und nicht vorausgesagt werden kann, war mir zwar theoretisch bekannt, in der Wirkung vorstellen konnte ich es mir jedoch nicht.

Sie sieht wieder wie eine richtige Segelyacht aus. Nur die vielen Fender erinnern noch an die Ereignisse
… dem Amerikaner (links) erging es viel schlechter

Es ist alles gut gegangen und ich warte jetzt einen Zeitslot ab, in dem ich die relativ kurze Strecke nach Mangalia gefahrlos fahren kann. Heute hatte der Wind und die Wellen jedoch nur leicht abgenommen und jetzt am Abend sogar wieder zugenommen. Ich liege jetzt mit dem Bug zur Mole in einer sicheren Lage, wie oben beschreiben, werde zwar tüchtig durchgeschaukelt, muß aber keine Angst um mein Schiff mehr haben und werde dadurch wieder gut schlafen können. Ob ich morgen fahren kann steht noch in den Sternen. Dagegen steht, dass der Wind aus Süden kommt, ich also dagegen anfahren muß. Das macht ein guter Segler prinzipiell nicht. Schaun mer mal.

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