5.5.2021 Wieder einmal ein kurzes Lebenszeichen von der Odd@Sea und Ihrem Skipper

Der letzte Monat war gekennzeichnet durch puren Stress. Zwei sehr unangenehme Probleme trafen zeitgleich ein: Der e-mail-Server der TU-Berlin, der mich über Jahrzehnte immer zuverlässig versorgt hat, ist ausgefallen. Es handelte sich dabeioffensichtlich um einen feindlichen Anschlag, der natürlich nicht nur mich, sondern auch ganz beträchtlich den Universitätsbetrieb beeinträchtig und noch für eine Weile, man spricht von bis zu 5 Wochen, beeinträchtigen wird. Für mich bedeutet dieses nur, dass ich weder e-mails empfangen noch senden kann. Das wäre letztlich noch zu ertragen, wenn es nicht gleichzeitig ein noch viel mehr mein Leben beeinträchtigendes Problem geben würde: Ich habe seit über einen Monat keinen Zugriff mehr auf mein Bankkonto! Ausgangspunkt dafür war eine im Prinzip lange vorher angekündigte Änderung der Bank, alle Transaktionen nur noch über eine Smartphone gestützte App zu ermöglichen. Ich habe mein Smartphone erst seit kurzer Zeit und dadurch noch große Probleme mit dessen Umgang und zudem musste diese neue App, die ich schon einige Zeit vorher installiert hatte, zum Laufen gebracht werden. Nach insgesamt drei erfolglosen Versuchen, diese App zu aktivieren, habe ich jetzt aufgegeben. Nun benötigte die jeweilige Zusendung der neuen Zugangsdaten jeweils zwischen einer und einer halben Woche und damit verging dann ein kompletter Monat. Ich will hier nicht über zumindest eine für mich ganz offensichtliche Fehlfunktion beim Abschluss dieses Prozesses sprechen, denn ich kann ja durchaus zwischenzeitlich völlig verblödet sein, das begrenzt natürlich nicht meinen Ärger darüber. Selbst eine telefonische Schritt-für-Schritt-Begleitung durch eine Bankangestellte konnte dieses Desaster nicht verhindern. Wenn ich nicht eine funktionierende Kreditkarte hätte, wäre wohl mein Leben außerhalb des Strafvollzugs vorbei! Egal, ich muss jetzt wieder einmal in der Heimat vorbeischauen und mit der ganzen Wissensmacht meiner Töchter, derenLebenspartnern und meinen immer zahlreicher werdenden Enkelinnen und Enkeln das Problem angehen. So soll es denn sein, wenn die letzte noch ausstehende Reparatur am Mast der Odd@Sea beendet sein wird: Die gebrochene Saling muss ausgetauscht werden. Nun gibt es hier überhaupt keine Touristen und die typischen Billigflüge von Ryanair etc. werden erst wieder im kommenden Monat stattfinden. Nun ja, dann kostet der Flug halt das Sechsfache und führt nicht direkt, sondern über Madrid nach Hamburg. Egal.

Über meinen Aufenthalt hier im Hafen von Aguadulce kann ich eigentlich nichtsbesonders berichten. Neben ein paar Spaziergängen und natürlich den wenigen Gängen zu den Supermärkten kann ich eigentlich nichts Interessantes berichten. Mehr als das passiert hier aber ohnehin nicht, weder im Hafen noch am Strand oder in der Stadt und ich muss sagen, dass es noch einen weiteren Grund zur Reise in die Heimat gibt: Menschen treffen, mit denen ich sprechen kann. Dieser Mangel über eine so lange Zeit ist wirklich sehr hart und meine gelegentlichen Ausfälle beim Denken haben ausschließlich damit zu tun.

Nun möchte ich aber nicht mit meiner Befindlichkeit langweilen und schicke Euchdeshalb ein paar Bilder von hier, die ich allerdings das erste Mal mit dem Smartphone aufgenommen habe. Das ist auch so eine besondere Geschichte. Wo und wie lange muss ich den Auslöser drücken, wie bekomme ich die Fotos auf den Rechner und welche Auflösung ist für die Veröffentlichung im Netz sinnvoll? Nachdem ich so ziemlich alles falsch gemacht habe, was man falsch machen kann, zeige ich Euch in der Folge das Resultat.

Von ganz links hinter der Bergkante, da wo einige weiße Häuser so gerade noch sichtbar sind, kam ich hierher nach Aguadulce (übersetzt: Süßwasser). Davon rechts, etwa in Bildmitte, ist auch das Kap meines Schicksals gelegen. Hier hatte ich den ersten SAR-Notruf meines Lebens abgesetzt.
Ein Überblick über die Werft und den Hafen. Der blaue Schiffskran, der Grund meines Hierseins, ist an der Einfahrt zu erkennen. Die Odd@Sea liegt davon links in katholischer Weise am Kai, ist aber nicht sichtbar.
Hier kann man sie links neben der größeren Parklücke rechts von der Bildmitte erkennen. Bei Windstille kann man in diesem klaren Wasser bis auf den wirklich tiefliegenden Grund schauen.
Na bitte, geht doch auch besser.
Ganz links ist der „Tower“ des Hafenamts zu sehen. Ansonsten gibt es unzählige Bars, Restaurants und Geschäfte entlang des Hafens, die zwar offen, aber wegen der coronabedingt ausbleibenden Touristen kaum besucht sind.

Hier sieht man rechts eine große englische Motorjacht, die in die Höhe sich erstreckenden modernen Bauten und den alles überragenden Berg, der fast bis ins Wasser reicht.

24.4.2021 Ich bin umgezogen von Almeria nach Aguadulce!

Einige der Leser meines Blogs schauen von Zeit zu Zeit auf Marinetraffic.com und schauen nach meinem aktuellen Standort. Diejenigen, die dieses gestern getan haben werden verfolgt haben, dass ich immer noch kurz hinter der Ausfahrt aus Almerimar stehe, da die Abdeckung mit Empfangsstationen in diesem Bereich eher gering ist. Ich bin jetzt jedoch etwas weiter westlich in dem Hafen eines Städtchens mit dem übersetzen Namen „Süßwasser“ stationiert. Zwar habe ich die in Almeria in Auftrag gegebene Genua noch nicht erhalten, für die Segelmacher ist Aguadulce jedoch ein Stadtteil von Almeria und so liefern diese auch hierher aus. Die etwa 10 km Wasserdistanz hat die Odd@Sea mit ihrer begrenzten Antriebsleistung in etwa einer Stunde ohne Probleme hinter sich gebracht. Für diejenigen, die mich auf meinen Fahrten stets verfolgen:

Der Grund für den Ortswechsel war technischer Natur, denn ich hatte bereits seit einigen Monaten nur eine begrenzte Antriebsleistung zur Verfügung. Da ich jedoch den Antrieb immer nur für die Ab- und Einfahrten in Häfen genutzt hatte, war das eigentlich kein großes Problem außer für meinen Kopf. Dieser sagte mir stets, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist am Antrieb. In Almeria machte mir dann ein von mir befragter Marineiro den Vorschlag, das Schiff aus dem Wasser zu holen. Das sei ohnehin fällig, um den Bewuchs am Unterschiff wenigstens einmal im Jahr zu entfernen. Da ich ja sonst nichts tue, nahm ich diese Idee dankbar auf und machte mich nach Absprache mit den davon Betroffenen früh am Morgen auf den Weg und kam an dem dafür vorhandenen Schiffskran in Aguadulce um etwa 10.00 Uhr an. Die beiden Techniker kamen auf dem Landweg und so wuchsen der Odd@Sea kurzfristig „Flügel“ in Form von Gurten unter dem Bauch.

Es geht zunächst einmal rückwärts in die Kranbucht hinein. Die Gurte werden ins Wasser gelassen, dass die Odd@Sea, mit hochgestelltem Schwert und Ruderblatt, darüber fahren kann.
Dafür sorgt der freundliche Marineiro!
Der Skipper hat für die Taxifahrt zum Ort der Reinigung an Bord Platz genommen und beobachtet die Szene.
Hier ist der Punkt erreicht, wo die Wasserstrahlreinigung stattfindet. Leider gab es für mich keine Möglichkeit mehr, die Sache von unten anzuschauen, denn ich hatte den Zeitpunkt verschlafen, an dem die Arbeit begann. So blieb ich auf meinem Schiff.
Der Werftbetrieb endet vor den Felsen der Steilküste. Hier wurde „gekärchert“.
Manch einer hat eben auch Pech! Auf dem Weg zurück fiel mir dieser Totalschaden einer Yacht auf, die offenichtlich gebrannt hat. Schade darum!

Was ich mir dann allerdings überhaupt nicht hatte vorstellen können, wurde sofort sichtbar: Der gesamte Propeller war beiseitig mit jeweils einer etwa 1 cm dicken Schicht aus Muscheln und Kalk bedeckt. Unglaublich, aber wahr! Der Unterboden war hingegen großflächig relativ sauber. Der Bereich direkt unterhalb der Wasserlinie hatte leichten Bewuchs und auch das Schwert sowie das Steuerruder waren recht stark bewachsen. Das Wasserstrahlen ging dann auch sehr schnell. Das Abkratzen des Propellers und das Polieren danach waren schon aufwändiger. Der Gesamtaufwand hat sich aber durchaus gelohnt, wie die Versuchsfahrt nach der Arbeit zeigte. Die Odd@Sea zeigt wieder das altgewohnte Verhalten und auch die Drehzahlen, die zuvor nicht einmal mehr an die 2000 U/min herankamen, stimmten mit dem gewohnten Maximum von 3500 U/min ebenso wieder, wie auch die erzielbare Geschwindigkeit. Das, was zuvor den Gashebel gefühlt mechanisch in einer deutlich geringeren als Vollgasstellung begrenzt hatte, war allerdings zunächst noch vorhanden. Erst einige Hebelbewegungen führten dazu, dass diese Behinderung immer geringer wurde und schließlich fast völlig verschwand. Ich machte mich für die gute Arbeit zunächst ehrlich und ging dann in die Capitanerie zur Anmeldung meiner nunmehr geplanten, sicherlich noch ein paar Tage andauernden Liegezeit in dieser Marina.

Nach getaner Arbeit ist der Rumpf wieder sauber. Kleine Reste von Fouling werden noch aus dem Schwertkasten herausgeschabt.
Nach getaner Arbeit glänzt der Propeller wieder, denn er wurde zuvor mit einem Schwindschleifer behandet.
Auch die Elemente des Steuerbatts weisen nach getaner Arbeit wieder eine glatte Oberfläche auf.
Die Odd@Sea wartet darauf, wieder in ihr Element zu kommen.

Was jetzt kam, war auch für mich, der ich in diesen Dingen eigentlich bereits einigermaßen geübt ist, ziemlich neu bzw. bemerkenswert. Es begrüßte mich zunächst eine junge Frau, die mich allerdings wegen ihrer Probleme mit Englisch an eine sehr beeindruckende ältere Dame verwies. Diese konfrontierte mich zunächst mit meiner Unart, bei der Einfahrt in einen Hafen nicht stets zuvor eine Anmeldung per Funk vorzunehmen. In diesem Fall schien mir es überhaupt nicht angeraten gewesen, da ich quer durch den Hafen in den Bereich der Werft zum Schiffskran wollte. Aus dieser zunächst eher rabiaten Begegnung wurde dann allerdings nach meiner Erläuterung gleich wieder Entspannung und rasch ein sehr freundliches und hilfsbereites Miteinander. Alles andere wäre ja wohl auch zu langweilig.

Das Verlegen der Odd@Sea vom Werft-Kai in einen geeigneten Liegeplatz war dann allerdings nur mit der Hilfe von drei Marineros zu schaffen, denn es lag ein veritabler Sturm quer zur Einfahrt. Nach getaner Arbeit liege ich jetzt also in dem Hafen mit dem übersetzten Namen des Begriffs „Süßwasser“ neben einem riesigen Katamaran und einem englischen Motorboot. Die Nacht war bestimmt von diesem sehr unangenehmen Sturm, dessen Windgeschwindigkeit durch das Kap, an dem die Marina positioniert ist, deutlich verstärkt wird. Außerdem ist der hafenbegrenzende Steinwall nicht sehr hoch. Nun ja, die Mooringleinen sind entsprechend stark, aber bei der Schaukelei ist ein tiefes Schlafen kaum möglich. Gott sei Dank flaute der Wind dann am Morgen ab und ich konnte mich wieder einmal um Nebensächlichkeiten wie Duschen und Wäschewaschen kümmern. Beim Warten auf die Wäsche habe ich doch tatsächlich ein deutsches Pärchen und deren spanische Freundin getroffen und mit denen ein Bierchen getrunken. Es war wirklich sehr belebend für mich, der ich seit vielen Monaten so etwas nicht mehr erlebt habe und wieder einmal Deutsch sprechen durfte. Es gibt nämlich keinen Tourismus zurzeit in Spanien.

Über ein wirklich dramatisches Problem muss ich auch noch kurz berichten. Es begleitet mich eigentlich bereits seit Langem und hat sich für mich nun zu einem Riesenproblem mit schlaflosen Nächten hin entwickelt: Die Umstellung des Bankzugangs vom PC auf das Smartphone über eine Banking-App! Ich habe mit dieser Übung sehr lange gewartet. Wahrscheinlich hatte ich bereits eine Katastrophe gewittert, da ich weder mit meinem Smartphone noch mit der neuen Prozedur vertraut bin. In Almeria habe ich mich dann ans Werk gemacht. Da war dann der alte Weg bereits abgeschaltet. Ich muss dazu sagen, dass ich auf meiner gesamten Fahrt eigentlich so gut wie keine Überweisungen getätigt, sondern stets mit der Kreditkarte bezahlt habe und sehr selten auch mit Bargeld, welches ich zuvor mit Hilfe der Kreditkarte am Automaten beschafft habe. Nun habe ich aber, spätestens mit dem o.g. Rettungsschlepp eine Dienstleistung in Anspruch genommen, zu der eine Rechnung gestellt wurde, die ich erst später erhalten und danach begleichen wollte. Außerdem schickten wohl eine oder einige automatische Abbuchungen mein Konto in den negativen Bereich. Genaues weiß ich darüber nicht, denn ich habe jetzt überhaupt keinen Zugang mehr zu meinem Konto. Mit vielen Versuchen und Telefonaten, mir würde wieder schlecht werden, wenn ich diese genauer beschreiben müsste, kümmert sich nun ein Bankmensch um mein Problem, die APP als alleinigen Bankzugang so einzurichten, dass auch ein älterer Mensch damit umgehen kann. Das Alles hat mir einige Nächte lang den Schlaf geraubt und ich hoffe nun auf den mir angebotenen Kurzlehrgang zur Einrichtung des Kontozugangs auf meinem Smartphone am Montag. Was hier erschwerend hinzu kommt ist, dass es lediglich einen kostenpflichtigen WLAN-Zugang im Hafen pro Schiff gibt. Wenn ich also mit der App diesen Zugang nutze, kann ich nicht parallel dazu im Internet die Anweisungen zur Einrichtung des Smartphones zugleich lesen. Schrecklich, da es einen selbst zu einem Dummy der Technik macht. Drückt mir also bitte Eure Daumen.

P.S.: Ich danke hierzu ausdrücklich dem Jörg, dass er mich in dieser Zeit in dieser Angelegenheit so vielfältig, zuverlässig und geduldig unterstützt hat. Ich werde Deinem großem Vertrauen in meine Redlichkeit auf jeden Fall gerecht werden, lieber Jörg.

Die Schiffe im Hafen von Aguadulce liegen in römisch-katholischer Weise. Links neben mir steht ein riesiger Lagoon-Katamaran.
Direkt am Hafen geht es steil bergauf! Allerdings formt dieser Kamerad auch einen aerodynamischen Haken, der die Windgeschwindigkeit im Hafen spürbar erhöht.
Ich glaube, dass ich diesen Moment bereits irgendwann einmal in meinem Blog beschrieben habe. Als ich morgens die Sonne begrüßte, musste ich erkennen, dass der Wind Saharasand in Mengen über die spanische Küste gebracht und dort fallengelassen hat. So auch auf der Odd@Sea.
Auch andere Ecken des Schiffs sind betroffen und ich muss mich wirklich stark dazu aufraffen, vor meiner Abfahrt den Sand mit Wasser abzuwaschen.

15.4.2021 Hilfe benötigt! Der spanische Such- und Rettungsdienst ist zuverlässig zur Stelle

Dieser Blogbeitrag beschreibt ein eher aufregendes Kapitel auf meiner Tour, die bisher eigentlich immer recht wenig spannend war. Vor drei Tagen bin ich in Cartagena aufgebrochen zunächst mit dem Ziel, über Garrucha und Almeria nach Almerimar zu fahren. Der Wind war für diese Tage so angesagt, dass er stets von Achtern (direkt von hinten für die „Nicht-Seeleute) mit anfänglich 12 bis 15 und später dann 15 bis 20 Knoten kommen sollte, was auch bei größeren Windgeschwindigkeiten und einer Schmetterlingsstellung der Segel zu nicht allzu großen Geschwindigkeiten führen würde. Zudem waren Wellenhöhen von lediglich 60-70, später sogar nur 50 cm veröffentlicht worden. Das versprach für ältere Menschen wie mich eine absolut komfortable Segelei auf dem Mittelmeer. Allerdings ist der fahrbare Windwinkelbereich in dieser Konfiguration einigermaßen eng und erfordert deshalb sehr viel Aufmerksamkeit. Sollte der Wind die Hinterkante des Großsegels auch nur einen Moment lang nicht von hinten, sondern von vorne treffen, dann schlägt das Großsegel mit so viel Schwung auf die andere Seite, dass dieses im schlimmsten Fall sogar zum Mastbruch führen kann. Man muss also sehr aufmerksam sein und schnell reagieren. Je nach Dynamik der See ist dabei der Autopilot hilfreich oder aber auch nicht. Dann gilt es, das Schiff manuell zu steuern, wobei die Ruderkräfte sehr groß werden können. Ein wenig Routine hat sich auf dem ersten Törn von Torrevieja nach Cartagena bereits aufgebaut und ich war entsprechend guter Dinge. Soweit meine Vorstellung für die kommenden Tage.

Nun zur Realität. Bereits auf dem ersten Leg war zu spüren, dass insbesondere die Erwartungen zur Wellenbildung überhaupt nicht erfüllt wurden. Eingestellt auf eine komfortable Fahrt unter Autopilot, genoss ich zunächst die Schönheit des Segelns in vollen Zügen bei Sonnenschein und tiefblauem Meer. Dieses änderte sich dann langsam mit der Annäherung des Cap de Palos. Dort musste ich den West- in einen Nord-West-Kurs ändern und dazu die Genua auf die Seite das Großsegels bringen. Da dabei die Hinterkante dieses Segels kurzzeitig von hinten angeblasen und dann schlagartig auf die andere Seite umschlägt, bedarf dieses Manöver sehr viel Aufmerksamkeit und Fingerspitzengefühl. Die Wellenhöhe stieg währen dieser Zeit langsam immer weiter an und deren Struktur wurde zunehmend chaotisch. Später kamen Wellen wie aus dem Nichts mit Höhen bis zu geschätzten 3 Metern und zwar ständig. Da man keine Struktur erkennen konnte, wurde das Bewegen an Bord höchst unkomfortabel und kräftezehrend. Das endete erst in der Einfahrt zum Industriehafen von Garrucha. Na ja, die ruhige Nacht dort ließ mich tief schlafen.

Im Hafen von Garrucha findet man auch große Schiffe aus fernen Ländern!

So, nun wird es ein wenig nautisch! Für die Fahrt nach Almeria sollte das Meer nur 50 cm Wellenhöhe haben, also angenehmere Verhältnisse. Es kam anders! Mein Sollkurs nach Almeria lag wieder in Windrichtung über eine lange Zeit. Dann ändert sich auch hier der Küstenverlauf nach Nord-Ost. Almeria liegt in einer großen Bucht und es war zu erwarten, dass sich der Wind hinter dem Kap de Gata stark und damit auch die Wellen verringern werden. Das taten er und die Wellen dann auch. Aber zuvor kam eine für mich alptraumartige Erfahrung. Mein Kurs folgte zunächst stundenlang der Küste, die auf meiner rechten Seite mäanderte. Ich hatte mich an die Wellen, die nun noch höher zeigten, als am Tag zuvor, einigermaßen gewöhnt. Jedoch brachte mich die Kurs-im-Wind immer dichter an die Felsenküste heran. Ich entschied mich also zur Kursänderung, also, in diesem Fall, zum Verändern der Genua auf die Seite des Großsegels. Das ist insofern nicht einfach, da man die Genua dabei vor dem Kutterstag entlang führen muss. Das geht nur, wenn man die Genua einrollt. Das ist bei Windstille überhaupt kein Problem, bei mehr als 20 Knoten allerdings schon. So etwas habe ich aber bereits vielmals mit Erfolg durchgeführt. Allerdings komme ich jedes Mal an die Grenze meiner Kräfte. Wie geht das? Einerseits muß man das Segel etwas entlasten. Dazu löst man dessen belastete Schot und kontrolliert diese heftig belastete Leine über die Winsch mit der einen Hand. Mit der anderen Hand gilt es, die Reffleine mit Hilfe einer Winsch einzuziehen. Das Vorsegel wird auf diese Weise auf seinem Stag so weit aufgewickelt, dass dessen Hinterkante vor dem Kutterstag auf die andere Schiffsseite gewendet und hinaus gelassen werden kann. So weit, so gut. Das kräftezehrende Aufwinschen der Reffleine mit der einen Hand und das zeitgleiche Herauslassen der stark belasteten Schot, was zugleich dessen Last zunehmend verringert, vereinigt die Anforderung an ein abgestimmtes Handeln mit beiden Händen in stark unterschiedlicher Weise. Heftiges Schlagen des Segels führte letztlich dazu, dass dieses sich teilweise in die eine und in die andere Richtung auf das Stag aufwickelte. Man nennt dieses fachsprachlich: Es entstand ein sogenanntes „Uhrenglas“! Diese ist selbst im Hafen nur mühselig oder im Extremfall durch einen Schnitt zu entfernen. In dieser Situation war es aber unmöglich. Ich ließ also die freistehenden Reste des Vorsegels, die aber immer noch relativ große Kräfte wie ein Segel erzeugen, einfach weiter flattern. Man muss dabei auch bedenken, dass jeder Gang auf das Vorschiff unter diesen Bedingungen lebensgefährlich ist, nicht nur für alte Menschen wie mich!

Es ist klar, dass während dieser Arbeit eine dritte Hand für die Steuerung des Schiffs fehlt. Der Autopilot macht diese Arbeit in der Regel klaglos. Also habe ich die Maschine angelassen, um mit Motorkraft wieder Fahrt aufnehmen und das Ruder wirksam werden zu lassen. Allerdings wollte mir aber in der extrem dynamischen Situation bei chaotischen, etwa 4 Meter hohen Wellenbergen, nicht gelingen, das Schiff gegen den Wind zu stabilisieren. Nun hatten sich allerdings die Wellenhöhe und deren -struktur soweit verschlechtert, dass das Schiff sich trotz aktiviertem Autopiloten ständig in die „Beiliegeposition“ bewegte. Sodann habe ich die Maschine angelassen, um mit Motorkraft wieder Fahrt aufzunehmen und das Ruder wirksam werden zu lassen. Dieses wollte mir in der extrem dynamischen Situation bei chaotischen, etwa 4 Meter hohen Wellenbergen, nicht gelingen. Sodann habe ich die Maschine angelassen, um mit Motorkraft wieder Fahrt aufzunehmen und das Ruder wirksam werden zu lassen. Dieses wollte mir jedoch in der extrem dynamischen Situation bei chaotischen, etwa 4 Meter hohen Wellenbergen, nicht gelingen. Ein Abwarten in dieser beigelegten Situation bis der Wind nachlassen würde, wäre in dieser Situation durchaus möglich gewesen. Um dann wirklich in eine Seenotsituation zu kommen, bedurfte es dann eines weiteren Effekts. Dieser kam dann auch sehr rasch. Beide Genuaschoten hatte der Wind für mich unbemerkt aus ihren Leitrollen gezogen und das über den Bug schießende Wasser hatte diese dann über Bord geworfen. Der letzte Akt des Dramas war dann, dass die laufende Schraube geradezu wie ein Magnet, eine strömungsmechanische Analyse erspare ich mir an dieser Stelle, die Leinen angesaugt und um die Welle gewickelt hat. Die Maschine stoppte sofort. Die Odd@Sea war also im Starkwind mit 25 Knoten völlig steuerlos und schaukelte um alle Achsen auf einem tobenden Meer.

Meine Konsequenz in dieser Lage war sofort klar: Ich war in einer Seenotsituation und musste Hilfe holen. Leicht gesagt, denn dazu musste ich unter Deck und das macht man in dieser Situation nicht so einfach, denn zunächst kotzt man sich lieber an Deck aus als in der Kabine. Egal: Wat mut , dat mut. Der Segen eines digital unterstützten Notrufs zeigt sich mir sofort, obwohl ich Derartiges noch nie gemacht habe und mich kaum noch an die komplizierte Ausbildung dazu vor vielen Dekaden erinnern kann. Egal, es gibt ja den Rettungskanal 16, bei dessen Nutzung automatisch die Standortkoordinaten übertragen werden. Gedacht, getan: Es funktionierte sofort und die Rettungszentrale in Almeria meldete sich sofort. Auch viele andere Schiffe und Stationen erkundigten sich nach meinem Wohlbefinden. Das war ein gutes Gefühl. Nach etwa einer Stunde war dann ein riesiger militärische Seeschlepper bei mir. Wie ich hinterher hörte, befand er sich auf dem Weg nach Cartagena, hatte den Notruf empfangen und wollte in meiner Nähe bleiben, bis ein geeigneter, kleinerer Schlepper auf dem Weg zu mir war. Das war nach etwa einer halben Stunde der Fall. Der Große fuhr einfach weiter und ich wartete noch etwa eine Stunde, bis am Horizont der zuständige, kleinere und rote Schlepper bei mir war. Er kam zunächst dicht an meine Bordwand und teilte mir mit, dass unter diesen Wellenbedingungen kein Übersetzen eines Mannes möglich sei. Wir warteten also noch eine weitere Stunde in einigem Abstand. Ein wenig nahm in der Tat zwar der Wind, nicht aber die Wellenhöhe ab. Ein Seemann fasste also Mut und in einem günstigen Moment sprang er zu mir an Bord. Dann ging es schnell: Eine Leine wurde herüber geworfen und an den Klampen am Bug befestigt und los ging die turbulente Fahrt gegen den ohnehin schon starken Wind. Wir konnten während der etwa 4 Stunden Fahrt nach Almeria dabei zuschauen, wie sich meine Genua so langsam mehr und mehr zerlegte.

Nach einer Weile im Schlepp kann man die sich immer mehr zerlegende Genua gut, aber auch mit innerlichen Schmerzen beobachten.
Der Seenotretter Bruno war mutig genug, um bei dem starken Wellengang vom Schlepper aus den Sprung auf die Odd@Sea zu wagen.
Das Rettungsschiff nahm im Hafen von Almeria mein lädiertes Schiff an seine Seite, um es sicher an die Pier für Havaristen zu bringen.

Der junge, sehr freundliche Mann, Bruno, der mich auf der Odd@Sea dabei begleitete und das Steuer im Wechsel mit mir übernahm, konnte gut englisch sprechen und wir hatten in den vier Stunden bis nach Almeria intensive Gespräche über Gott und die Welt. Es wurde dunkel und wir kamen spät am Hafen an. Wir hielten aber zunächst kurz vor der Einfahrt in den Sportboothafen, denn mit 80 Metern Leine als Vortriebserzeuger geht ein kontrolliertes Anliegen nicht. Diese Leine wurde also entfernt und der Schlepper legte sich an die Bordwand der Odd@Sea, dessen Besatzung machte diese mit einzelnen Leinen an seiner Bordwand fest und der Schlepper legte sozusagen mit mir zusammen am Havaristenkai an, der sich direkt hinter der Einfahrt an Steuerbord befindet. Damit war meine aktuelle Reise zunächst beendet und ich fiel nach einem kleinen Abendbrot direkt in den Tiefschlaf.

An der Havaristenpier war dann das Drama aus nächster Nähe zu bestaunen.

Am nächsten Morgen stand zunächst nach einem guten Frühstück die Begrüßung eines Tauchers auf dem Programm. Dieser kam etwa um 10.00 Uhr bereits in seiner Tauchausrüstung schwimmend an der Odd@Sea an. Sein Helfer klopfte höflich bei mir an und berichtete, dass die Arbeit bereits wie vereinbar erledigt sei. Die Leinen waren von der Antriebswelle entfernt und das Kunststofffenster des Sonars gereinigt. Alles wieder klar. Ich war startklar zur Verlegung des Schiffs in den Bereich der normalen Liegeplätze, was ich dann auch sofort machte. Hier werde ich jetzt wohl wieder einige Zeit verbringen, denn die Fertigung einer neuen Genua und der Ersatz der eingerissenen oberen Saling braucht nach Angabe des Segelmachers, der mich heute vor Ort besuchte, mindestens eine Woche. Bei dieser Gelegenheit habe ich mit ihm auch gleich eine eingehende Prüfung des gesamten Ricks (Mast, Großbaum, Stage, Wanten, Beschläge usw.) vereinbart. Eine weitere Nacht mit hervorragend tiefen Schlaf brachte mich heute Morgen wieder ins wirkliche Leben zurück. Das bestand aus aus einer Rundfahrt mit einem Taxi durch Almeria mit dem Ziel, den Segelmacher zu finden. Es gab einige sprachbedingte Konfusion, die mich zu einer Adresse im Industriegebiet der Stadt führte, die jedoch keinen Segelmacher beherbergte. Ich hatte aber eine Visitenkarte und damit auch eine Telefonnummer. Der Fahrer übernahm die Kommunikation und brachte mich dann zu einer entsprechenden Firma und zu deren Geschäftsführer, der allerdings von meinem Fall nichts wusste. Die Konfusion löste sich nach Rückkehr zum Schiff auf. Dort waren der Gesuchte und ein zweiter Segelmacher bereits bei der Inspektion meines Schiffes und zur Verabredung der notwendigen Arbeiten, u. A. den Ersatz der gebrochenen oberen Saling. Ich konnte ihm folgen, als er mir empfahl, dass der komplette Mast gelegt werden sollte, um dessen gesamte Struktur (Mast, Stage, Wanten, Salinge) zu prüfen. Die Gelegenheit dazu kann nicht günstiger sein. Wir vereinbarten ein Gesamtpaket und setzten den Preis für die Genua fest. Der Versuch zur direkten Überweisung einer Anzahlung für die Genua direkt von meinem Konto über meinen Computer schlug dann fehl, da das komplette Überweisungssystem zwischenzeitlich verändert wurde. Ein Computer kann nicht mehr verwendet werden, sondern u. A. nur noch Smartphones oder andere spezielle Spielzeuge sind dafür jetzt noch brauchbar. Was für eine Katastrophe! Zu meiner Schande wußte ich zwar von der Systemumstellung, war aber immer zu träge, mich darum zu kümmern. Nun muß ich mein Smartphone endlich zum Laufen bringen, da dafür die entsprechende App existiert. Auch das hatte ich verschlampt. Egal, das Leben geht weiter.

Auch meine DNationalflagge wurde in Mitleidenschaft gezogen!

9.4.2021 Mein erster Schritt zur Rückfahrt nach Deutschland ist getan

Wahrscheinlich ist es den noch übrig gebliebenen Lesern meines Blogs aufgefallen, dass es sehr lange keine Beiträge mehr von mir gab. Nun steht da in der Überschrift, dass ich wieder unterwegs bin mit der Odd@Sea. In der Tat kommt dieser Beitrag nicht aus Torrevieja, sondern aus Cartagena, dem ersten Zielhafen auf dem Weg zurück nach Hamburg. Das bedarf sicher einiger Erklärung. Eigentlich wollte ich über die Kanaren eine Weltumseglung beginnen und machte mich von Hamburg aus auf den Weg. In Frankreich, genauer gesagt in Les Sables D`Olonne musste ich in Karantäne, denn es hatte sich die Corona-Pandemie bereits ausgebreitet. Das bedeutete für mich damals zunächst abwarten. Ich hatte ja einiges zu tun am Schiff mit der Hilfe der dort ansässigen Werft. Das wird schon wieder vergehen, war meine Hoffnung. Wie wir später sehen konnten, tat das Schicksal uns aber diesen Gefallen nicht. Zunächstwollte ich mich ganz gemütlich auf den Weg Richtung Kanaren machen. Später kamen immer mehr Berichte über die Pandemielage in einzelnen Gebieten Europas auf, wobei sicheinige Schwerpunkte zeigten. Madrid war z.B. ein solcher. In dieser Zeit sprach mich Jörg an, der vorschlug, dass wir uns gemeinsam an einen Ort an der Costa Blanca begeben sollten, da dort die Inzidenzen sehr niedrig, später sogar einstellig waren. Das war zunächst eine passende Lösung sowohl zum Zeit totzuschlagen und zugleich unserem gemeinsamen Hobby nachzugehen. Wie ich zu dieser Zeit im Blog berichtete, machten Jörg und ich mit der Odd@Sea einen wunderbaren Törn zusammen nach Torrevieja. Das war Anfang Herbst letzten Jahres. Jörg flog wieder nach Hause, ich wartete die Zeit an der Costa Blanca ab. Nach etwa zwei Monaten ging es mir in der Fremde nicht mehr sehr gut. Der Grund war die absolute Einsamkeit an diesem ansonsten wunderschönen Ort. Ich spreche kein Spanisch, außer dem Hafenmeister kaum irgendjemand Englisch, geschweige denn Deutsch. Wegen der Pandemie gab es auch keine Touristen und damit auch keine deutschen. Ich hätte nie gedacht, was so etwas mit einem macht. Mir ging es immer schlechter, da mein Gedächtnis immer schwächer wurde. Irgendwie schwanden meine Lebenskräfte. Ich war ständig unter Deck, hörte ständig Rockantenne Hamburg über den Webstream, abends sah ich auf diesem Weg die Tagesschau und ein paar Filme aus der Mediathek und ging alle vier Tage zum Supermarkt. Ansonsten ernährte ich mich noch. Aber das war es dann bis Mitte September. Es war sehr schön, dass mir meine Hamburger Familie das Angebot machte, einige Zeit bei ihnen zu verbringen. Damals konnte ich sehr einfach einen der sehr wenig nachgefragten Sitze der Ryanair von Alicante nach Hamburg und zurück für sehr wenig Geld buchen. Es wurde eine sehr schöne und aufbauende Zeit für mich bei meinen Lieben, in der sich anfänglich dann bei mir beeindruckend starke Amnesien zeigten. Eine mehr als einwöchige komplette Klinikuntersuchung ergab dann aber Gott sei Dank, dass ich körperlich in guter Verfassung bin und die Ursache meiner kognitiven Probleme eher in meiner zu einseitigen Ernährung lagen. Am 7. Oktober ging es dann mit einem guten Gefühl wieder zurück auf mein Schiff. Die dadurch genossene persönliche Stärkung trug dann über den Jahreswechsel bis etwa zu meinem Geburtstag Anfang April. Mein Leben war aber immer noch so, wie vor meiner Reise nach Hamburg. Es reifte also der Gedanke, dass ich wieder auf Fahrt gehen sollte. Gedacht, getan. Nun habe ich das erste Stück meines Törns hinter mir und freue mich auf die kommenden Strecken. Wohin sollen diese mich führen? Zurück nach Hamburg!

Zum gestrigen Törn: Das Datum ergab sich aus der Tatsache, dass meine Monatsmiete im Hafen an diesem Tag auslief. Es dauerte eine Weile, bis ich das Schiff wieder klar zum Ablegen hatte. Mit der beratenden Unterstützung von Jörg (ich danke Dir dafür), habe ich nur mit sehr viel Kraft und Anstrengung die Persenning meiner Genua abziehen können. Man muß dabei ein wenig tricksen nach so einer langen Standzeit. Der Motor sprang an, als wäre er gerade neu und überhaupt gab es auch sonst kaum Befunde, die noch zu behebengewesen wären. Der Wetterbericht sagte gute achterliche Winde mit 10 bis max. 15 Knoten in Böen und eine schwache Welle von 60 bis 70 cm voraus. Als ich denn den geschützten Bereich des Hafens verließ, konnte ich von den angesagten schwachen Wellen nichts sehen, sondern mußte zur Kenntnis nehmen, dass mich ein höchst unangenehmer Ritt über steile, teilweise mehrere Meter hohe und dabei recht kurze Wellen erwarteten. Von irgendwelchen Bewegungen an Bord konnte keine Rede sein, denn es ging zu wie im Schleudergang. So ließ mein erstes Erbrechen in diesem Jahr auch nicht lange auf sich warten. Jeder Schritt an Bord war so eine Tortur und es sah nach kürzester Zeit unglaublich wild im Cockpit aus. Irgendwann kam nichts mehr von innen, aber auch insgesamt körperlich von mir. Aber es sollte noch viel schlimmer kommen!

Ab dann wurde es zu einem Höllenritt, der erst dann noch an Schärfe gewann, als ich an einem Kap einen leichten Kurswechsel vornehmen musste. Bei bis dahin raumen Wind musste ich beide Segel bewegen. Zunächst die Genua einrollen, um diese dann auf der anderen Seite des Kutterstags wieder auszurollen. Danach das Großsegel fieren, wobei ich feststellen musste, dass mein Backstag sich auch unter Anwendung aller meiner verfügbaren Kräfte nicht lösen ließ und so das Großsegel nicht weit genug aufgemacht werden konnte. Wegen der fehlenden Genua war nun das Schiff so schlecht getrimmt, dass der Autopilot keine Chance hatte, die Fahrtrichtung zu halten. Das bedeutete, dass ich die kommenden Stunden bis zur Ankunft am Ziel das Schiff per Hand und nur mit dem Großsegel fahren muß. Jeder weitere Versuch, die Havarie des Backstags zu bereinigen oder die Genua auszufahren schlug so natürlich fehl und ich ergab mich meinem Schicksal. Bei der Einfahrt in die Bucht von Cartagena kam der Wind dann von voll achtern, also bei schwach ausgestelltem Großsegel über dessen Hinterkante. Also mußte ich auch diesen Zustand akzeptieren, weiterhin per Hand steuern und gelegentlich schlug das Segel, welches ich vorsichtshalber mit einem Bullenstander gesichert hatte, mehrmals auf die andere Seite über. Dann half nur noch die Kraft des Motors, um das Schiff wieder auf Kurs zu bekommen. An dieser Stelle möchte ich einfach mal sagen: Aus einer kleinen Ursache kann stets auch eine große Wirkung kommen. Gott sei Dank nahm der Wind in der Bucht zunehmend ab, sodass ich diesen schrecklichen Törn ohne Schaden für mich und das Schiff an der Pier vom Hafen zu einem guten Ende bringen konnte. Hier konnte ich erstmalig die typisch spanische Festmachertechnik längsseits eines Stegs oder einer Pier praktizieren: Mit Hilfe zweier Moorings auf der stegabgewandten Seite an Bug und Heck wird das Schiff in ca. 1 Meter Abstand von Land festgemacht mit den üblichen Festmachern nach vorne und hinten. Man lernt nie aus!

Was zeigt sich noch an Handlungsbedarf nach diesem ersten Törn? Die Klemmen der Backstage habe ich wieder richten können, sodass diese nun auch wieder unter Belastung aufgemacht werden können. Die Logge und das Sonar funktionierten gar nicht. Also Kleinigkeiten. Was mich bei aller Anstrengung bei diesem ersten Törn aber wieder aufmunterte, war die Tatsache, dass das vor mir in der Bucht von Cartagena parkende U-Boot der spanischen Marine so lange seinen Standort behielt, bis ich neben ihm war. Danach begleitete es mich fast bis kurz vor meinen späteren Liegeplatz. Das ist doch einmal was Besonderes, oder?

So, nun beginnt die Fahrtenplanungsroutine wieder. Zunächst die Frage nach den nächsten Fahrtzielen. Ich habe jetzt im Prinzip die gleiche Route geplant, auf der ich hierher gekommen bin. Ich würde dabei allerdings, wo möglich, Häfen anlaufen wollen, die ich bisher noch nicht besucht habe. Sollte jemand vergnügungssüchtig sein, dann ist er oder sie stets herzlich eingeladen, mich ein Stück des Weges an Bord zu begleiten.

So, das soll der Anfang eines wieder kontinuierlicher erscheinenden Blogbeitrags gewesen sein. Über Fragen, Anregungen und sonstige Rückmeldungen bin ich sehr dankbar.

P.S.: Ich bin noch nicht so richtig auf die Routine des Blog-Schreibens eingestellt und bitte um Verständnis dafür, dass ich noch kein umfangreiches aktuelles Bildmaterial zur Verfügung habe. Also kommen abschließend nur ein paar nautiklastige Bilder.

Die Odd@Sea endlich wieder auf Tour. In spanischer Weise festgemacht im Hafen von Cartagena. Im Hintergrund ein futuristisch aussehender Riesenkreuzer.

In einer anderen Blickrichtung steht ein großer Seenotrettungskreuzer. In dieser Größe und so schön rot angemalt, Hut ab.

9.2.2021 Weiter geht es mit dem Warten auf das Ende der Pandemie

Ich habe mich lange nicht mehr bei den noch verbliebenen Beobachtern meines Blogs gemeldet und habe auch heute nicht wirklich etwas Neues zu erzählen. Die Quarantäne hält mich weiterhin im Hafen von Torrevieja an alter Stelle fest. Es gibt auch keine Flüge nach Deutschland bzw. in die entgegengesetzte Richtung. Außerdem wäre eine Rückkehr nach Spanien zur Zeit nicht erlaubt. Ich verlasse fast seit meiner Ankunft nur zum Einkauf von Lebensmitteln die Odd@Sea, wobei ich jeweils den kürzest möglichen Weg zum nächsten Supermarkt nehme. Das geschieht so alle vier bis fünf Tage. Ansonsten bin ich, abgesehen von den Gängen zum Duschen im Hafengebäude, immer unter Deck und lasse mich sanft oder manchmal auch recht rüpelhaft durchschaukeln oder auch durchprügeln. Das machen dann der Wind oder die Tag und Nacht ein- und ausfahrenden Fischereischiffe. An ein normales Gehen an Land ist garnicht mehr zu denken, denn der Boden schwankt unentwegt. Ich glaube, dass es sehr gut zu verstehen ist, wenn ich das Ganze beschreibe als Zumutung für einen normalen Menschen. Das Fahren als Einhandsegler ist zwar auch irgendwie recht einsam, aber aufgrund von ständig notwendigen Aktivitäten kommt diese Einsamkeit einem nicht so sehr unter die Haut und man belohnt sich selbst immer wieder mit einem Blick auf die Natur und den jeweils veränderten Standort auf der Karte und mit dem Stolz, wieder einmal einen Schlag erfolgreich hinbekommen zu haben. Wenn ich nicht mein Webradio hätte (Rockantenne Hamburg – sehr zu empfehlen!), wäre ich wahrscheinlich schon verrückt geworden.

Warum schreibe ich gerade heute diesen Blogbeitrag? Vor zwei Tagen hatte es hier ein einigermaßen seltenes Naturereignis gegeben: Der Wind kam aus Nordafrika und trug eine Menge von rotbraunen Saharasand über das Meer nach Spanien. Zunächst gab es nur einen kleinen Hauch davon, aber in der zweiten Nacht muß dann der große Zampano die Schaufel so richtig voll gemacht haben. Die folgenden Bilder zeigen, wie die Odd@Sea seitdem aussieht.

Da hat die Wüste zugeschlagen! Eine dicke Schicht Saharasand bedeckt die Odd@Sea. Im Hintergrund sind die Fischtrawler der örtlichen Flotte zu sehen.

Nun brauche ich irgendwann einmal einen guten Tag, der mich zum Arbeiten mit dem Wasserschlauch und der Bürste motivieren kann. Mal schauen.

Ich kann die Gelegenheit natürlich nicht ungenutzt lassen, Euch ein wenig neidisch zu machen. Jeden Abend sehe ich in der Tagesschau, was so in der Heimat gerade angesagt ist, u. A. auch das Wetter. Als ich hier im September festgemacht habe, lagen die Tagestemperaturen etwa bei sehr angenehmen 20 bis 25°C. Nach dem Jahreswechsel sanken diese dann auf etwa maximale 20°C, um dann im Januar auf minimal etwa 15°C zu sinken. Schrecklich, denn da muß man ja ein wenig heizen! Geregnet oder besser gesagt genieselt hat es hier übrigens in dieser Zeit auch: Etwa fünf mal für jeweils etwa eine Stunde. Ansonsten herrscht hier die Sonne bei stahlblauem Himmel. Wenn ich an diese Aspekte meines Hierseins denke, dann bin ich dem Schicksal natürlich sehr dankbar.

Wie geht es für mich weiter? Ich weiß es nicht. Irgendwie hat mich dieser extreme Lockdown auch gedanklich völlig ausgebremst. Ich möchte, sollte ich weiterfahren, nicht vom Regen in die Traufe kommen. Ansonsten habe ich überhaupt keine Idee, was denn das nächste Ziel sein könnte. Der Atlantik ist mir gedanklich abhanden gekommen. Ist das nun das Resultat meines zunehmenden Alters oder der allgemeinen Ratlosigkeit? Bis zum Ende der Pandemie werde ich jedenfalls keine großen Fahrten unternehmen. Sollten es die Winde erlauben, dann würde ich dann vielleich doch noch einmal in Richtung Balearen fahren, zumindest aber noch einmal für ein paar Tage nach Almerimar, bevor ich wieder Kurs in Richtung Gibraltar setze. Kommt Zeit, kommt Rat!

Ich wünsche den verbliebenen Lesern meines Blogs, dass Ihr in dieser schrecklichen Zeit gesund bleibt und dem Virus die Nase zeigt. Haltet Euch wacker,

Euer Jürgen von der Odd@Sea aus Torrevieja an der Costa Blanca.

26.12.2020 Ich möchte mich nach einem Vierteljahr Auszeit wieder einmal melden

Sollte es noch eine kleine treue „Fangemeinde“ für meine Reise mit der „Odd@Sea“ geben, dann spreche ich diese hiermit gerne wieder einmal an und erstatte für diese lange Zeit einen gar nicht einmal zu kurzen Bericht, denn diese Zeit war bis auf einige Ausnahmen wenig spektakulär. Insbesondere kann ich überhaupt nicht mit nautischen Aspekten aufwarten. Was ist also bisher passiert?

Torrevieja, in dessen sehr großen Hafen sich mein derzeitiger Liegeplatz befindet, ist eine sehr lebendige spanische Kleinstadt, die vor Allem den Vorteil hat, in eine Gegend zu liegen, in der Corona fast ein Fremdwort ist. Das liegt vielleicht daran, dass man hier sehr diszipliniert mit den besonderen Lebensbedingungen umgeht. Alles ohne Aufregung, immer mit Maske und genügend Abstand, immer! Hier gibt es folglich fast keine Infizierten. Es ist einfach vorbildlich, was hier geschieht! Durch diese Einsicht und deren Folgen ist das normale Leben kaum eingeschränkt. In den Restaurants gibt es zahlreiche Gäste, die allerdings Abstand halten. Das gilt auch für die gut besuchten Läden und Supermärkte und auch die Spielplätze für die Kinder. Es ist einfach „the place to be“.

Fast immer sonnig, Temperaturen zwischen 15° und 23°, kaum Wind, aber ziemlich viel Wassersport im und vor dem Hafenbecken, der hier ganzjährig mit viel Einsatz eher professionell von morgens bis zum Sonnenuntergang gegen 18 Uhr trainiert wird. Die Anlagen sind sehr werthaltig gebaut, sehr komfortabel und gut gepflegt und der Liegepreis ist erträglich, zumindest als Langlieger im Winter. Mein durchschnittlicher Tag ist eher von Faulheit geprägt: Rockantenne Hamburg über das WLAN hören, Computerspiele spielen, ab und zu Lebensmittel einkaufen gehen, am Schiff basteln und die benötigten Materialien und Werkzeuge in einem der zahlreichen riesigen Kaufhäuser besorgen und ab und zu auch nur durch die Gegend spazieren. Ich bekoche mich selber, fast ausschließlich vegetarisch. Nachts plagen mich ein wenig diese sehr kleinen, aber heftig stechenden Mücken, deren Fluggeräusch mich in den Wahnsinn treibt. Da dann nur mein Gesicht unbedeckt ist, erwischen sie mich meist an den Rändern der Ohren oder den Augenlidern. Da ist wohl die Haut sehr dünn und deren Werk leicht zu verrichten. Na dann, wohl bekommt´s!

Eigentlich wollte ich Mitte September nur für zwei Wochen nach Deutschland reisen, eine Woche zu Freunden und meinen Schwestern nach Berlin und eine weitere Woche zu meinen beiden Töchtern und meinen drei Enkelkindern nach Hamburg. Das damit geplante dichte Programm war zwar sehr schön, aber auch sehr anstrengend für einen über Siebzigjährigen wie mich. Als ich dann in Hamburg ankam, geschah etwas schrecklich Unerwartetes: Ich hatte eine vollständige Amnesie! Ich wusste nicht mehr wo ich war, war aber, ohne es wahrgenommen zu haben, fähig genug, eine meiner Töchter anzurufen und ihr mitzuteilen, dass ich nicht mehr weiß, wo ich mich gerade befinde. Daran und an die folgende Hilfe meiner Töchter konnte und kann ich mich nicht erinnern. Die Erfahrung war wirklich bedrohlich, dauerte aber nicht sehr lange an. Wir beschlossen gemeinsam, dass ich in den kommenden Tagen zu einer Komplettuntersuchung in eine Tagesklinik gehen sollte. Die dann folgende vollständige apparatemedizinische Untersuchung dauerte dann zwei Wochen und brachte nur zwei Gesamtaussagen: Es gibt keine Befunde und mein körperlicher Gesamtzustand ist der eines 15 Jahre jüngeren Menschen. Das wurde insbesondere auf dem Leistungsergometer sichtbar, bei dem die um die Integrität ihres Equipments fürchtende Ärztin mich um Mäßigung bat. Das klingt einerseits sehr schmeichelhaft und nahm mir die bis dahin vorherrschenden Ängste, war aber dennoch sehr unerfreulich, da mein totaler Gedächtnisverlust nicht das Produkt einer Einbildung war. Aus den zusammenfassenden Gesprächen mit dem leitenden Arzt, einem sehr ausgiebigen Frage- und Antwortspiel, ging dann aber letztlich eine nachvollziehbare Erklärung hervor: Wassermangel. Meine Flüssigkeitsaufnahme tendierte in der Zeit auf dem Schiff, also seit drei Jahren, in der Tat in Richtung von alkoholischen Getränken, also Wein und Bier. Wasser kam da überhaupt nicht vor! Als der weise Mann mir dann zwei Infusionen mit einem für derartige Fälle wirksamen Aufbaupräparat zukommen ließ, konnte ich bereits während der Aufnahme eine positive Veränderung meines Körpergefühls feststellen. Es brauchte dann noch bis Mitte Oktober, bis mein Körper mit etwa zweieinhalb Litern Wasser täglich wieder befundfrei war, das heißt, dass mein Kopf wieder Ruhe gab. Die ständigen sehr kurzen, nicht erklärbaren und absolut sinnlosen Gedankenfetzen, die von ebenso kurzen, unangenehmen Körpergefühlen begleitet waren, gingen bis Anfang September langsam zurück. Sie verschwanden dann völlig und ich war wieder völlig gesund und reiste dann sogleich wieder zu meinem Schiff zurück, mit mit mehr als einem Monat ungeplanter Verspätung! Natürlich habe ich in dieser Zeit den Kindern sowie meiner früheren Ehefrau meine handwerklichen Möglichkeiten in Haus und Garten zur Verfügung gestellt, wobei ich abwechselnd in dem mir von früher bekannten Haus sowie dem meiner Jüngsten wohnte. Es war trotz meiner körperlichen Befunde insgesamt eine sehr schöne Zeit in Hamburg, insbesondere das Erlebnis mit meinen drei unterschiedlich alten Enkelkindern.

Während meiner Abwesenheit wurde ich vom Hafenmeister darüber per e-mail unterrichtet, dass mein Schiff an einen anderen Ort verlegt werden mußte, da die Plätze in diesem Stegbereich bereits vergeben waren. Ich fand also nach meiner Rückkehr die Odd@Sea am Ostende des gleichen Stegs eng zwischen zwei Segelschiffen wieder, eines davon ein riesiger Zweimaster. Sie war natürlich professionell fest gemacht, nur der Einstieg erfordert nun etwas mehr Sportlichkeit vom Skipper. Na ja, das kann ja nicht schaden.

Nun erwarte ich ein sehr, sehr ruhiges Weihnachtsfest alleine an Bord der Odd@Sea, also weitere Tage wie die bisherigen hier an der Costa Blanca und bin gespannt darauf zu beobachten, wie die Einheimischen mit einer Familienfeier in der Pandemie umgehen. Mit den beiden „einheimischen“ Berlinern, der Gitta und dem Peter, werde ich mich jedenfalls nach den Feiertagen wieder einmal treffen und ein Schwätzchen halten. An dieser Stelle möchte ich Euch dazu ermutigen, einen Abstecher an diese sehr schöne Küste des Mittelmeers zu erwägen und eine Weile bei mir an Bord zu verbringen. Platz ist reichlich vorhanden und ein Preis von 15€ für den 2500 km(!) langen Flug mit Ryanair ist auch nicht gerade ein hohe Hürde. Wie wäre es?

Planungen für mein weiteres Reisen in die Ferne werde ich erst nach dem Ende der Zeit beginnen, in der das Virus mitmischt. Bisher habe ich weder eine Idee noch mache ich mir Gedanken dazu. Was ich mir allerdings vorgenommen habe ist den Standort zu wechseln nach Almerimar, etwa 300 km wieder nach Südwesten Richtung Gibraltar. Ich hatte über diesen für mich besonders schönen Ort bereits ausgiebig in einem früheren Blogbeitrag berichtet. Allerdings werde ich diese Strecke nicht ohne ausreichenden Wind aus einer günstigen Richtung in Angriff nehmen. Bisher war er stets viel zu schwach und kam ständig aus der Richtung der geplanten Fahrtroute. Mal schauen, ob sich das im kommenden Jahr ändert. Bis zum 8. Januar habe ich jedenfalls meinen Liegeplatz gemietet.

Ich wünsche allen Lesern meines Blogs gute Ideen zur Veranstaltung eines schönen Weihnachtsfestes unter den Bedingungen von Corona. Passt auf Euch auf und beachtet dabei die Risiken. Es wird schon gehen und wenn es gegangen ist, dann steht auch dem Jahreswechsel nichts mehr im Wege, der ebenfalls irgendwie auch ein wenig prickelnd werden sollte.

Macht es Euch schön und kommt gesund in das Neue Jahr, welches Euch maximale Freude schenken sollte nach den Entbehrungen des ablaufenden Jahres.

Ein schönes Weihnachtfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr wünscht Euch der Skipper
bei herrlich sonnigem Winterwetter an der Costa Blanca

14.9.2020 Ich möchte vor meinem Abflug nach Hamburg noch einmal etwas von mir hören lassen

Mein letzter Blogeintrag war am 5.9., also vor knapp 10 Tagen. Warum? Es gab kaum etwas zu berichten. Wie haben nach einer Nacht vor Anker in der schönen, großen Bucht von Torrevieja wieder einmal im königlichen Yachtclub festgemacht. Dieser Club scheint sich in außerordentlicher und vorbildlicher Weise mit der Ausbildung von Seglern für den Leistungssport zu befassen und stellt diesen dazu eine sehr große und repräsentative Anlage zur Verfügung. Das Hauptgebäude hat den Charakter einer komfortablen Villa mit großem Restaurant und es fehlt auch ein sehr schöner Swimmingpool nicht. Leider ist dieser coronabedingt nur begrenzt nutzbar. Der Liegeplatzpreis trägt dem Ambiente dieses Clubs Rechnung. Uns wurde jedoch bereits vor der Ankunft ein hier ansässiger, perfekt spanisch sprechender deutscher Journalist empfohlen, der uns bei Fragen außerordentlich behilflich sein sollte. So war es dann auch. Michael ist hier sehr gut bekannt und vermittelte mir einen unschlagbaren Monatspreis für meine kommende Abwesenheitszeit. Vielen Dank dafür, lieber Michael. Wegen der Pandemie ist die Marina nur mäßig belegt.

Die Odd@Sea liegt vor zwei Moorings in Torrevieja. Es ist aber nicht viel los!

Jörg und ich haben uns die Tage vor seinem Abflug mit Ryanair nach Memmingen am 12.9. mit zwei Besuchen beim Segelmacher zum Segel hin- und zurückbringen, kleineren Restarbeiten am Schiff und mit abendlichen Restaurantbesuchen bei Gesprächen die Zeit vertrieben. Jörg und ich haben die Genua sofort wieder gesetzt und konnten die hervorragend ausgeführte Reparatur nur bewundert zu Kenntnis nehmen. Für seinen Abflug zum Flugplatz Alicante und auch für Übermorgen hatte wiederum Michael den Peter, einen hier ansässigen Deutschen, angesprochen, der uns mit unserem Gepäck zum Flugplatz bringt. Die etwa einstündige Tour mit Jörg war für uns sehr unterhaltsam und informativ, insbesondere was Land und Leute angeht. Übermorgen werde ich zu meinem Abflug erneut das Vergnügen mit Peter haben.

Viele Liegeplätze sind frei in Torreveija. Corona hat zugeschlagen!
Aber es gibt auch besondere Nachbarn. Hier ein Dreimaster von der Seite gegenüber.

Ansonsten mache ich zurzeit … nichts. Irgendwie ist bei mir ein wenig der Drive verschwunden, nicht gerade bis zur Depression, aber doch irgendwie merkbar. Die Zeit mit Jörg war im Vergleich zu meiner bisherigen Solofahrt natürlich völlig anders. Wenn zwei, die meinen, dass sie es können, aufeinander treffen, dann ist das zum Einen lehrreich, aber auch anstrengend, denn es gibt unterschiedliche Praktiken und Ansichten im Detail, die dann zu Kontroversen führen können. Es gibt an Bord keinen Schiedsrichter und die Akteure müssen sich manchmal irgendwie selbst zusammenraufen, um die Situation zu bereinigen. Wir hatten keine wirklich ernsten Probleme auf unserer gemeinsamen Fahrt, es tauchten zuweilen eher kosmetische Aspekte auf, die dann aber auch sportlich bearbeitet wurden. Außerdem ist hier das seit Tagen hervorragend arbeitende WLAN total ausgefallen. Ich merke daher das Alleinsein jetzt in besonderer Weise und freue mich umso mehr darauf, meine zwischenzeitlich um ein weiteres Mitglied vergrößerte Familie in zwei Tagen in Hamburg wiederzusehen. Ja, ich bin vor wenigen Tagen zum dritten Mal Opa geworden und bin riesig stolz auf meine Enkelin Thea Marie und deren Eltern Lena und John. Wenn es also wieder einmal um eine Auszeit bezüglich meiner Blogbeiträge geht, dann ist diese erklärt durch meine anstehenden Besuche in Hamburg und Berlin. Zurück auf meinem Schiff werde ich erst etwa Ende der ersten Oktoberwoche sein. Bis dahin wünsche ich meinen Lesern alles Gute in diesem langsam endenden Sommer.

6.9.2020 Ein wenig Schwund ist immer

Garrucha hat uns zwei Tage wegen zu starken Wind aus der Richtung unseres Kurses festgehalten. Da wir nach Mitternacht eingetroffen sind, mussten wir nur für einen Tag die Hafengebühr zahlen und hatten zudem einen schönen Abend in einer Tapas-Bar an der Hafenkante. Wie schön! Nach dem Frühstück und vor der Ausfahrt wurden noch kurz die Tanks gefüllt, wir hatten nur wenig Verbrauch gehabt auf dem letzten leg, und begaben uns auf den vom Gegenwind bestimmten Kurs nach Cartagena. Einfach den Autopiloten auf das Ziel ausrichten war nicht möglich, da wir gegen den beträchtlichen Gegenwind kreuzen mussten. Zunächst ging es unter Motorkraft bis zum nächsten Kap gegen den Wind. Danach setzten wir zunächst nur die Genua und wegen des stärker werdenden Windes aus günstiger Richtung kam dann das Großsegel zusätzlich zum Einsatz. Wegen der nur geringen erreichten Gesamtgeschwindigkeit kamen wir erst kurz vor Sonnenuntergang vor Cartagena an, einem sehr großen Industriehafen mit einer Marina. Dabei verlockte uns eine idyllisch erscheinender Kanal um einen großen, weithin sichtbaren Felsen, dort einen extravaganten Ankerplatz zu finden. Dieser war mit Tiefenangaben in der Karte verzeichnet und schien uns befahrbar. So war es dann auch, wenn man von der Kleinigkeit absieht, dass uns auf etwa halber Strecke im Kanal eine flache Brücke eine Weiterfahrt versperrte. Das Wenden in diesem engen Kanal, dessen Wände auf beiden Seiten steil nach oben anstiegen, war insofern nur mit Fingerspitzengefühl zu machen, da er nicht wesentlich breiter war, als die Odd@Sea lang ist. Es gelang und wir fuhren wieder in die Nacht hinaus, da uns eine Ankerbucht auf der anderen Seite der Stadt lockte. Sehr schön eng und tief schien dieses uns ein guter Ort für die Nacht zu sein. Im Stockdunklen tasteten wir uns nach der Karte in dieses Loch hinein und mussten schließlich erkennen, dass der Ankergrund alles andere als geeignet war. Wir gaben schließlich das Ankern für diese Nacht auf und fuhren hinein in den Industriehafen der Stadt. Da uns bisher die Häfen des königlichen Yachtclubs Real Nautico immer gute Dienste für einen erstaunlich geringen Preis angeboten hatte, war dieser dann unsere Adresse für diese Nacht. Wir fielen nach einem Essen an Bord in den Tiefschlaf und erholten uns von den besonderen Erlebnissen des Tages.

Wegen der Windrichtung war Kreuzen vor der Küste angesagt. Ein Schlag führte hinaus auf das Meer und einer direkt nach Cartagena
Die in dieser Gegend sehr unwirtliche Steilküste.
So zeigte sich der kleine Kanal rund um die Insel neben dem Industriehafen von Cartagena. Dort schien ein Ankern möglich nach unserer Einschätzung. Jedoch war die eingezeichnete, den Verlauf des Kanals kreuzende Linie eine flache Brücke. Da gab es kein Durchkommen und so mußten wir in der Enge drehen und wieder zurückfahren.
So zeigte sich die Einfahrt in den Kanal in Natura. Links eine hohe Kaimauer, rechts eine steile Felswand. Es war bereits wesentlich dunkler, als es das Bild vortäuscht. Im Segelsack auf dem Vordeck haben wir das Kuttersegel verstaut. Den Sack kann man an einer dünnen Leine in die Plicht ziehen und dann das Segel direkt am Kutterstag hissen, da das Fall daran stets befestigt ist. So vermeiden wir ein unnötiges Begehen des Vordecks während der Fahrt.

Noch besser sollten die Erlebnisse am nächsten Tag werden. Wegen kräftigen Winds auf der Nase mussten wir zunächst wieder den Motor einsetzen. Segel konnten hierbei nicht helfen. Am nächsten Kap vorbei gelang eine schnelle Fahrt nach Norden in Zielrichtung Alicante nur unter der Genua. Bei abnehmender Windstärke wollten wir dann das Großsegel zusätzlich setzen und müssten dazu in den Wind drehen. Dabei geschah uns ein Missgeschick auf hoher See: Die Genua flatterte beim Segelsetzen auf den anderen Bug so stark, dass diese sich irgendwo am Mast mit der Hinterkante verhakte. Hierbei behinderte nicht nur der stärker gewordene Wind, sondern auch eine unangenehme Welle, die nach unserer beiden Schätzungen 3 bis 3,5 Meter erreichte. Die Folge war, dass ein etwa einen Meter langer Riss entstand, der uns zwang, dieses äußerst hilfreiche große Vorsegel einzuholen und dafür das wesentlich kleinere Kuttersegel zu aktivieren. Ich ahnte bereits aus meiner Erfahrung mit dieser Konfiguration, dass dieses kleinere Vorsegel ebenfalls schnelle Fahrt hoch am Wind ermöglichen würde. So war es dann auch. Wir erreichten dennoch den Hafen CaboRoig nicht vor Sonnenuntergang. Bevor wir in den Hafen einfuhren, probierten wir ein weiteres Mal in der davor liegenden Bucht, die eigentlich alle Merkmale einer geschützten Bucht aufwies, zu ankern. Geschützt war diese sehr wohl gut vor dem Wind, der Schwell der hochgehenden See ließ uns allerdings keine andere Wahl: Die Einfahrt in den kleinen Hafen, der nur durch ein Paar von roten und grünen Lichter markiert ist und eine sehr enge und zugleich gekrümmte Einfahrt aufweist, im Stockfinsteren. Hier lagen wir die Nacht zwar auch etwas unruhig im Schwell, jedoch sehr viel komfortabler als in der Bucht davor.

Was nun, war die Frage am nächsten Morgen. Wegen des Samstags war kein Segelmacher für die Reparatur der Genau anzusprechen und an diesem Ort war ohnehin keiner dieser Zunft ansässig. In den zahlreichen Häfen in Richtung Alicante wäre sicherlich Hilfe zu bekommen, aber nicht samstags und sonntags. Es kam wieder einmal der Kollege Zufall zum Einsatz. Ein deutscher Segler im gleichen Hafen berichtete uns von einem deutschen Journalisten Michael, der in der Nähe einer der nächsten Häfen wohnen würde und uns sicherlich bei der Suche nach einem Fachmann helfen würde. Ein Anruf klärte die Sache sofort: In Torrevieja, etwa 4,5 Meilen weiter gibt es jemanden und Michael würde den Kontakt herstellen. So erstaunlich einfach ist das hier in Spanien.

So sind wir heute dieses kurze Stück bei schwachem, aber ausreichenden Wind mit ca. 4 Knoten und wieder zwei Schlägen nach Torrevieja gefahren und ankern bei herrlichem Wetter in der großen Bucht vor den Hafen zusammen mit zahlreichen anderen Schiffen.

Wir legten uns zwischen die zahlreichen, in der Bucht ankernden Schiffe und genossen die herrliche Ruhe des Wassers.
In Richtung Stadtufer ist wegen der abnehmenden Tiefe das Ankern nur noch für Motorboote geeignet.
In gleicher Blickrichtung konnten wir die Stille hier in der Nacht geradezu sehen, denn im Wasser spiegeln sich die Lichter.
Der Industrieteil des Hafens von Torrevieja.
Jörg beim Baden …
… und beim Genießen der Situation. Natürlich führen wir beim Ankern stets einen schwarzen Ankerball am Tag (siehe rechts oben. In dieser Stellung zeigt sich eher ein Kreuz, aber er dreht sich ja ständig) und ein Ankerlicht in der Nacht.

Morgen werden wir dann im Hafen liegen, um das Segel zu bergen und zu verpacken. Am Montag erwarten wir dann Michael, der es zum Segelmacher bringen und uns wahrscheinlich mitnehmen wird. Wir verlieren durch dieses Ereignis zwar weitere zwei Tage, werden aber das neue Ziel Alicante so erreichen, dass Jörg einen geeigneten Flug nach München erreichen wird. So ist das Ende unseres gemeinsamen Törns nun abzusehen. Wir haben unser Ziel zwar nicht erreicht, müssen uns aber, davon bin ich fest überzeugt, keinen Vorwurf dazu machen, denn das Wetter war sehr lange immer wieder gegen uns und wir haben, so glaube ich, wacker mir unseren Langtörns dagegen angekämpft. Vielleicht schaffen wir es aber noch in der verbleibenden Zeit bis Valencia, wenn das Wetter uns auf den letzten Metern gnädig eingestellt ist. Schaun´ wir mal.

2.9.2020 Eine gewisse Verzweiflung macht sich auf der Odd@Sea breit

Nach einem wetterbedingt längeren Aufenthalt im Hafen von Almerimar, dem bereits von mir als besonders angenehm und schön beschriebenen Ort, sind Jörg und ich zunächst mit der Absicht, über Cartagena in Richtung der Balearen zu fahren sehr früh am Morgen losgefahren. Zuvor hatte ein ausgiebiges Studium der Wetterberichte von drei meteorologischen Institutionen bereits signalisiert, dass es wohl bei diesem recht schwachen und stets gegen unsere Fahrtrichtung wirkenden Wind sehr schwer werden würde. So war es dann auch. Ohne einen fast durchgehenden Einsatz des Motors haben wir dann auch die während der Fahrt verkürzte Route nach Garrucha nicht vor Mitternacht schaffen können. Wirklich frustriert und beeindruckt vom lange anhaltenden Geräusch unseres eigentlich sehr leisen Volvos, fielen wir am gestrigen Abend nach einem wieder etwa Seelenfrieden stiftendem Schluck Rotwein in die Kojen.

Nichts für ungut: Diese schwierigen Windbedingungen geben natürlich immer auch Gelegenheit, das eigene Boot besser zu verstehen, sprich zu trimmen. Jörg ist in dieser Disziplin Meister und ich lerne dabei von ihm sehr viel an neuen seglerischen Feinheiten.

Es wird angesichts der voraussichtlich noch lange anhaltenden Flaute im fast gesamten Mittelmeer wohl nicht mehr zu schaffen sein, unser angestrebtes Ziel Olbia auf Sardinien rechtzeitig zu erreichen. Dazu bräuchten wir mindestens 6 Tage guten Segelwind. In den kommenden 5 bis 6 Tagen wird sich dieser absehbar jedoch leider nicht einstellen. Jörg muss aber in jedem Fall bis zum 12.9. in die Nähe eines internationalen Verkehrsflughafens kommen, um nach Hause zu fliegen und seinen Verpflichtungen in München gerecht zu werden. Auch ich hatte vor, zu den Geburtstagen meiner Töchter und kurz nach der anstehenden Geburt meines dritten Enkelkindes nach Hamburg zu reisen und benötige dazu einen sicheren Standort für die Odd@Sea in meiner Abwesenheit. Was machen wir also mit der verbleibenden Zeit von etwa 9 Tagen und wohin fahren wir am Günstigsten? Erste Überlegungen sprechen für Alicante oder Valencia. Aber wir haben ja noch etwas Zeit. Auf jeden Fall sind wir beide sehr traurig über die stark verringerten Möglichkeiten, die uns verblieben sind. Irgendwie haben wir uns aber bereits damit abgefunden und bauen bereits unsere innere Verfassung wieder auf. Die tollen 6 Tage auf dem Meer auf der Non-Stopp-Fahrt von La Coruna nach Almerimar entschädigen uns allemal dafür.

Zu unserem Standort hier gibt es etwas Interessantes: Bereits bei der nächtlichen Fahrt entlang der Küste fielen uns das hohe Gebirge aus riesigen schwarzen Küstenfelsen auf, die eine große Anzahl von Feldern mit weißer Oberfläche haben. Als wir dann im Hafen einen riesigen Frachter passierten, der gerade mit Gestein beladen wird, erinnerten wir uns an Alcántara-Marmor, der aus dieser Region stammt und in alle Welt exportiert wird. Ansonsten ist dieser Hafen, insbesondere die Marina, ziemlich verwaist, obwohl das kleine Städtchen einen ganz hübschen Eindruck aus der Sicht von Bord aus macht. Corona zeigt auch hier seine Wirkung. Eine Schule für das Fahren mit Jet-Skies, kleinen stark motorisierten Bötchen, auf denen man rittlings sitzt und durch einen Wasserstrahl vorangetrieben wird, liegt uns gegenüber und beschert uns immer wieder einen unangenehmen Schwell an unserem Liegeplatz.

Sie ist wohlbehalten angekommen im Hafen von Garrucha nach einer eher langweiligen Fahrt unter Motor, die Odd@Sea. Sie liegt nun an einem der fast leeren Stege der Marina.
Gegenüber steht eine alte Kogge zum Verkauf.
Auf Jörgs Anregung hin werde ich zukünftig das Kuttersegel, wenn es während der Fahrt benutzt werden soll, am Kutterstag in seinem Segelsack verpackt auf dem Vordeck verstauen. Wenn ich es benutzen will, muss ich nur den Segelsack mit einer ins Cockpit verlegten dünnen Leine nach hinten und das Kuttersegel an seinem Fall nach oben ziehen und los geht es. Allerdings muss dann bei jeder Wende die Genua eingerollt werden bevor sie wieder in der anderen Richtung ausgefiert wird. Für Umsonst gibt es in der Segelei nichts!
Im Industrieteil des Hafens von Garrucha lag in der Nacht ein großer Frachter, der am Tag darauf kurz vor Sonnenuntergang von zwei Schleppern weg von der Pier und aus dem Hafen hinaus gezogen wurde. Eine imposante Zeremonie, die ich so oft bei meiner letztjährigen Liegezeit im Hamburg Hafen beobachten konnte.

31.8.2020 Teil II des bebilderten Blogs

Erklärungsbedürftig bleibt wohl noch die Tatsache zu sein, dass ich für den Zeitraum nach meiner Rückkehr aus der Ostsee bis jetzt meine Blogbeiträge auf reinen Text beschränkt und diese dann auch noch in unregelmäßigen Abständen veröffentlicht hatte. Der Grund dafür ist sehr einfach: Es gab nichts Interessantes zu erzählen oder bildmäßig zu beschreiben. Mein Tagesablauf war wahrscheinlich der gleiche wie Eurer. Während der Pandemie war es zudem sehr, sehr langweilig, denn es passierte, insbesondere in der Quarantäne in Les Sables Dolonne, überhaupt nichts. Als es wieder los ging, war meine Abstinenz durch pure Faulheit begründet. Nun aber geht es wieder weiter und zwar rapide.

Zunächst etwas Nautisches: Hier ist die Fahrlinie der Odd@Sea bei der Ankerung vor dem für das Schiff zu kleinen Hafen von Vivero in Nordspanien zu sehen. Wir kamen von Norden in die Bucht hinein und fuhren zunächst gegen den Wind, um dann den Anker fallen zulassen. Da wir dabei Probleme mit der Kette hatten, ich berichtete darüber, ließen wir schließlich die kompletten 50 m Kettenlänge fallen, was uns in Windrichtung nach rechts oben vertrieb. Dort lag dann das Schiff fest und schwoite in einem kleinen Raum bis zum nächsten Morgen. Das Bild zeigt den Weg des GPS-Sensors an Bord bis dahin. Der größere Schlenker nach links und zurück ist der Arbeit an der Kette geschuldet, die zuweilen sehr zeitaufwändig war und das Boot dann weiter abtreiben ließ.
Diese Bewegung der Odd@Sea vor dem Hafen von Viveiro hier in etwas größerer Auflösung. Das Schiff war immer in Bewegung und deren Bewohner haben davon absolut nichts bemerkt, sondern tief geschlafen.
Den richtigen Seemann schreckt überhaupt nichts! In voller Fahrt steigt Jörg über die Heckleiter aus und begibt sich ins offene Meer. Er hält sich an dieser natürlich ständig fest.
Der dynamische Auftieb Jörg’s athletischen Körpers hinter dem Schiff sorgt dafür, dass er nicht sehr weit ins Wasser eintaucht und somit zuweilen seine Details zeigt. Er scheint diesen Zustand im Schlepp sehr zu genießen.
Sonnenaufgänge haben immer etwas Besonderes. Hier kommt es zu einer besonderen Stimmung infolge von Dunst über einem „öligen“ Meer. Der Wind ist eingeschlafen.
Diese Stimmung ändert sich auch etwas später nicht.
Eine andere Situation mit klarer Luft. Kann ein Sonnenaufgang schöner sein als auf dem Meer?
Mitten auf dem Meer besucht uns eine Taube und fährt als willkommener Passagier ein Stück des Wegs auf dem Kicker mit uns, bevor sie sich wieder verabschiedete.
An den Landvorsprüngen dieser Meere befinden sich stets Leuchttürme, welche die Schiffsführer vor einem unbeabsichtigten Auflaufen auf das Land bewahren sollen. Hier ist der Leuchtturm von Faro abgebildet. Dahinter befindet sich eine sehr große Lagune, in die man einfahren kann und die uns durchaus unserer Entscheidung zum Durchfahrens über mehrere Tage schwer machte.
Schon von Weitem sieht man den Leuchtturm von Tarifa am nordwestlichen Eingang der Straße von Gibraltar.
Beim Umfahren zeigt sich dieser aus der Nähe als besonderes Prachtexemplar.
Vor Tarifa wurden zum Schutz der Seestraße große Bunkeranlagen gebaut.
In beginnender Dunkelheit zeigt sich in etwas Dunst der Affenfelsen von Gibraltar schon aus größerer Entfernung.
Dass wir beste Fahrbedingungen bei der Durchfahrt durch die Passage hatten, zeigt der Blick auf Jörgs Navigator. Der Strom und der Wind liefen mit uns!
Jörg hatte mich dankenswerter Weise mit dem Umgang mit meinem Spinnackerbaum vertraut gemacht, den wir in der Folge ausgiebig bei den überwiegenden Raumschotkursen mit großer Wirkung einsetzten. Hier ist die Genua und das Großsegel nch Backbord ausgefiert. Im Hintergrund ist die spanische Küste zu sehen. Ich hatte mich in den Jahren zuvor nicht zur Nutzung dieses sehr sinnvollen Teils durchringen können. Da es aber ohnehin nur bei schwachen Wind segensreich eingesetzt werden kann, werde ich es zukünftig auch solo einsetzen und den dazu nötigen Gang auf das Vorschiff wagen.
Aus geringerer Entfernung betrachtet, sieht man entlang der spanischen Küste bis hin zur französischen Grenze überall die großen, mit weißen Plastikfolien bedeckten Flächen, die sowohl eine vorteilhafte Treibhaus- wie auch eine ebenso stark nachteilige Umweltwirkung haben.
Auch mit anderer Blickrichtung, das gleiche Bild! „Schneebedeckte“ Landschaften.
Die Odd@Sea an ihrem Liegeplatz in La Coruna.
Hier lag nicht nur die Odd@Sea für ein paar Tage bis zu ihrer Abfahrt nach Almerimar …
… sondern auch die Freydis von Erich Wilts, einem Weltumsegler und Schriftsteller, der mit seinen siebzig Jahren immer noch mit Gästen Langfahrten macht. Wir hatten die Gelegenheit, dass uns der Skipper auf sein Schiff zur Besichtigung einlud, was Jörg und ich natürlich mit großem Vergnügen annahmen.
Jörg durfte auch die Mastleiter eines anderen Seglers im Hafen hinaufklettern und dessen Boot von oben fotografieren. Eine sehr seltene Perspektive zeigt sich dabei. Dieses beeindruckende Klettersystem scheint große Vorteile gegenüber den konventionellen zu haben.
Das beeindruckende Gebäude des Schiffahrts- und Hafenamtes in La Coruna mit einer die Bucht schützenden Kanone aus unseliger Zeit im Vordergrund
Die gewaltigen Brecher am Ufer der Bucht zeigen besonders eindrucksvoll den Grund, warum wir in La Coruna einige Tage abwettern mußten.
Auch auf der anderen Seite der Bucht wütete das Meer!
Dei Besatzung eines Zweimasters mit Besansegel scheute dennoch nicht die Ausfahrt.
Unser traumhafter Liegeplatz in einem der drei Hafenbecken von Alemerimar inmitten der Stadt und umgeben von zahlreichen Geschäften und Kneipen. Coronabedingt brummte das Leben hier allerdings nicht so, wie ich es von meinem letzten Besuch vor zwei Jahren kennengelernt hatte.