9.11.2017 Das Wetter spielt wieder mit

Heute war in jeder Hinsicht ein erfreulicher Tag auf meiner Reise. Die letzte Nacht am öffentlichen Ponton von Kladovo war schon paradiesisch, was die Ruhe anging und ein Lebensmittelgeschäft war auch in der Nähe, aber der Tag heute toppt das noch einmal. Sonnenschein, Windstille, ein überforderter Grenzpolizist, der mich einfach durchwinkt und keine Wartezeit bei der letzten Schleusung auf der Donau. Insgesamt deutlich wärmer als an den letzten Tagen. Was will man mehr?

Die allerletzte Schleuse auf meinm Weg ins Schwarze Meer ist die Schleuse „Eisernes Tor 2“, die zwar keine zweite Stufe hat, wie die Nr. 1, aber insofern für mich interessant war, als der Schleusenwärter mich in gutem deutsch anwies, in die Kammer einzufahren und dort weit vorne festzumachen, da hinter mir mit einem sehr großen Kreusfahrtschiff gerechnet wird. Das ist ungewöhnlich, da man normalerweise Sportboote warten läßt, bis die „großen“ eingefahren sind. Die Turbulenzen im hinteren Bereich sind üblicherweise geringer als vorne. Das Kreuzfahrtschiff entpuppte sich als ein deutsches und so war das Interesse der Passagiere an dieser kleinen Segelyacht groß. Ich nahm schon aus sportlichem Ehrgeiz den allerersten Schwimmpoller in der Kammer und stand direkt vor dem Rand der Schleuse, etwa 16 m über dem Fluß. Beeindruckend!

ein Blick von oben auf das Unterwasser an der Schleuse „Eisernes Tor 2“
Der Kreuzfahrer mit gutem Abstand hinter mir. Hat der sich nicht näher an den Abgrund getraut?
Das ganze wurde beobachtet von Kormoranen, die nebenbei einen Strommast neben der Schleuse bewachten

Ich liege heute Nacht als in Serbien ausklarierter aber nirgends gemeldeter Fremder am Rande der Donau und ankere einmal mehr in völliger Ruhe und tiefschwarzer Nacht. Das ist göttlich. Da ich mich auf einer internalen Wasserstraße befinde, geht das. Ich darf natürlich nicht an Land, ohne direkt zum Zoll zu gehen. Das werde ich morgen in Yidin (Bulgarien) machen.

Die gesamte Fahrt glich heute einer Fahrt auf einem riesigen Stausee, der wie Blei in der Sonne liegt. Völlig glatte Oberfläche, nur die eigene Welle zeichnet ein Muster hinter dem Schiff, welches sich ausbreitet und sehr lange noch verfolgt werden kann. Man fühlte sich überhaupt nicht mehr auf einem Fluß. Die beiden großen Staustufen mit den Schleusen sind die Ursache dafür, dass riesige Flächen überflutet und die Menschen umgesiedelt werden mußten. Das ist aber schon lange her. Allerdings sind die Berg- und Talfahrt von der Geschwindigkeit her weniger unterschiedlich.

So sieht das Wellenkonstrukt aus, wenn man auf einer spiegelglatten Wasseroberfläche mit ca. 8 Knoten fährt

Ansonsten gibt es kaum Städte und nur wenige ganz kleine Dörfer am Rand der Donau in diesem Bereich und Häfen so gut wie nicht mehr. Wenn doch, dann haben diese saisonbedingt geschlossen. Es gibt auch keine Flußtankstellen mehr. Will man tanken, so muss man eine Straßentankstelle suchen und den Kraftstoff irgendwie zum Boot bringen. Das ist alles nicht ganz einfach. Am dringensten benötige ich z. Zt. eine Wäscherei für meine Klamotten. Mal sehen, ob ich jetzt erfolgreicher bei der Suche bin, als bisher. Ankern und die wenigen öffentlichen Pontons und Stege sind die einzigen Möglichkeiten zu übernachten. Es ist ein kompliziertes Planungsspiel, aber es geht irgendwie. Die Schönheit des Flusses und die große Artenvielfalt bei den Tieren, die einen umgeben, ist die großartige Belohnung für manche Mühen.

P.S.: Na, das war ja jetzt eine Überraschung. Während ich den Blogbeitrag schreibe, wird es plötzlich draußen sehr laut, Scheinwerfer werden auf die Odd@Sea gerichtet, eine Sirene heult und es hält ein Polizeiboot neben mir an meinem Ankerplatz. Ich begrüße die zwei Herren und diese befragen mich kurz über meine Situation in gut verständlichem Deutsch. Meine wirklichkeitsgetreue Antwort beruhigt sie und nach der Prüfung meiner Papiere sind sie auch zufrieden. Sie wünschen mir eine gute Nacht, beglückwünschen mich zu meinem schönen Schiff und weisen mich darauf hin, dass ich morgen als allererstes nach Yidin fahren muß, um in Bulgarien einzuklarieren. Das war es dann in der Dunkelheit der Nacht. Es ist nie langweilig, wenn man unterwegs ist.

Bis bald, Jürgen und die Odd@Sea

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