24.4.2021 Ich bin umgezogen von Almeria nach Aguadulce!

Einige der Leser meines Blogs schauen von Zeit zu Zeit auf Marinetraffic.com und schauen nach meinem aktuellen Standort. Diejenigen, die dieses gestern getan haben werden verfolgt haben, dass ich immer noch kurz hinter der Ausfahrt aus Almerimar stehe, da die Abdeckung mit Empfangsstationen in diesem Bereich eher gering ist. Ich bin jetzt jedoch etwas weiter westlich in dem Hafen eines Städtchens mit dem übersetzen Namen „Süßwasser“ stationiert. Zwar habe ich die in Almeria in Auftrag gegebene Genua noch nicht erhalten, für die Segelmacher ist Aguadulce jedoch ein Stadtteil von Almeria und so liefern diese auch hierher aus. Die etwa 10 km Wasserdistanz hat die Odd@Sea mit ihrer begrenzten Antriebsleistung in etwa einer Stunde ohne Probleme hinter sich gebracht. Für diejenigen, die mich auf meinen Fahrten stets verfolgen:

Der Grund für den Ortswechsel war technischer Natur, denn ich hatte bereits seit einigen Monaten nur eine begrenzte Antriebsleistung zur Verfügung. Da ich jedoch den Antrieb immer nur für die Ab- und Einfahrten in Häfen genutzt hatte, war das eigentlich kein großes Problem außer für meinen Kopf. Dieser sagte mir stets, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist am Antrieb. In Almeria machte mir dann ein von mir befragter Marineiro den Vorschlag, das Schiff aus dem Wasser zu holen. Das sei ohnehin fällig, um den Bewuchs am Unterschiff wenigstens einmal im Jahr zu entfernen. Da ich ja sonst nichts tue, nahm ich diese Idee dankbar auf und machte mich nach Absprache mit den davon Betroffenen früh am Morgen auf den Weg und kam an dem dafür vorhandenen Schiffskran in Aguadulce um etwa 10.00 Uhr an. Die beiden Techniker kamen auf dem Landweg und so wuchsen der Odd@Sea kurzfristig „Flügel“ in Form von Gurten unter dem Bauch.

Es geht zunächst einmal rückwärts in die Kranbucht hinein. Die Gurte werden ins Wasser gelassen, dass die Odd@Sea, mit hochgestelltem Schwert und Ruderblatt, darüber fahren kann.
Dafür sorgt der freundliche Marineiro!
Der Skipper hat für die Taxifahrt zum Ort der Reinigung an Bord Platz genommen und beobachtet die Szene.
Hier ist der Punkt erreicht, wo die Wasserstrahlreinigung stattfindet. Leider gab es für mich keine Möglichkeit mehr, die Sache von unten anzuschauen, denn ich hatte den Zeitpunkt verschlafen, an dem die Arbeit begann. So blieb ich auf meinem Schiff.
Der Werftbetrieb endet vor den Felsen der Steilküste. Hier wurde „gekärchert“.
Manch einer hat eben auch Pech! Auf dem Weg zurück fiel mir dieser Totalschaden einer Yacht auf, die offenichtlich gebrannt hat. Schade darum!

Was ich mir dann allerdings überhaupt nicht hatte vorstellen können, wurde sofort sichtbar: Der gesamte Propeller war beiseitig mit jeweils einer etwa 1 cm dicken Schicht aus Muscheln und Kalk bedeckt. Unglaublich, aber wahr! Der Unterboden war hingegen großflächig relativ sauber. Der Bereich direkt unterhalb der Wasserlinie hatte leichten Bewuchs und auch das Schwert sowie das Steuerruder waren recht stark bewachsen. Das Wasserstrahlen ging dann auch sehr schnell. Das Abkratzen des Propellers und das Polieren danach waren schon aufwändiger. Der Gesamtaufwand hat sich aber durchaus gelohnt, wie die Versuchsfahrt nach der Arbeit zeigte. Die Odd@Sea zeigt wieder das altgewohnte Verhalten und auch die Drehzahlen, die zuvor nicht einmal mehr an die 2000 U/min herankamen, stimmten mit dem gewohnten Maximum von 3500 U/min ebenso wieder, wie auch die erzielbare Geschwindigkeit. Das, was zuvor den Gashebel gefühlt mechanisch in einer deutlich geringeren als Vollgasstellung begrenzt hatte, war allerdings zunächst noch vorhanden. Erst einige Hebelbewegungen führten dazu, dass diese Behinderung immer geringer wurde und schließlich fast völlig verschwand. Ich machte mich für die gute Arbeit zunächst ehrlich und ging dann in die Capitanerie zur Anmeldung meiner nunmehr geplanten, sicherlich noch ein paar Tage andauernden Liegezeit in dieser Marina.

Nach getaner Arbeit ist der Rumpf wieder sauber. Kleine Reste von Fouling werden noch aus dem Schwertkasten herausgeschabt.
Nach getaner Arbeit glänzt der Propeller wieder, denn er wurde zuvor mit einem Schwindschleifer behandet.
Auch die Elemente des Steuerbatts weisen nach getaner Arbeit wieder eine glatte Oberfläche auf.
Die Odd@Sea wartet darauf, wieder in ihr Element zu kommen.

Was jetzt kam, war auch für mich, der ich in diesen Dingen eigentlich bereits einigermaßen geübt ist, ziemlich neu bzw. bemerkenswert. Es begrüßte mich zunächst eine junge Frau, die mich allerdings wegen ihrer Probleme mit Englisch an eine sehr beeindruckende ältere Dame verwies. Diese konfrontierte mich zunächst mit meiner Unart, bei der Einfahrt in einen Hafen nicht stets zuvor eine Anmeldung per Funk vorzunehmen. In diesem Fall schien mir es überhaupt nicht angeraten gewesen, da ich quer durch den Hafen in den Bereich der Werft zum Schiffskran wollte. Aus dieser zunächst eher rabiaten Begegnung wurde dann allerdings nach meiner Erläuterung gleich wieder Entspannung und rasch ein sehr freundliches und hilfsbereites Miteinander. Alles andere wäre ja wohl auch zu langweilig.

Das Verlegen der Odd@Sea vom Werft-Kai in einen geeigneten Liegeplatz war dann allerdings nur mit der Hilfe von drei Marineros zu schaffen, denn es lag ein veritabler Sturm quer zur Einfahrt. Nach getaner Arbeit liege ich jetzt also in dem Hafen mit dem übersetzten Namen des Begriffs „Süßwasser“ neben einem riesigen Katamaran und einem englischen Motorboot. Die Nacht war bestimmt von diesem sehr unangenehmen Sturm, dessen Windgeschwindigkeit durch das Kap, an dem die Marina positioniert ist, deutlich verstärkt wird. Außerdem ist der hafenbegrenzende Steinwall nicht sehr hoch. Nun ja, die Mooringleinen sind entsprechend stark, aber bei der Schaukelei ist ein tiefes Schlafen kaum möglich. Gott sei Dank flaute der Wind dann am Morgen ab und ich konnte mich wieder einmal um Nebensächlichkeiten wie Duschen und Wäschewaschen kümmern. Beim Warten auf die Wäsche habe ich doch tatsächlich ein deutsches Pärchen und deren spanische Freundin getroffen und mit denen ein Bierchen getrunken. Es war wirklich sehr belebend für mich, der ich seit vielen Monaten so etwas nicht mehr erlebt habe und wieder einmal Deutsch sprechen durfte. Es gibt nämlich keinen Tourismus zurzeit in Spanien.

Über ein wirklich dramatisches Problem muss ich auch noch kurz berichten. Es begleitet mich eigentlich bereits seit Langem und hat sich für mich nun zu einem Riesenproblem mit schlaflosen Nächten hin entwickelt: Die Umstellung des Bankzugangs vom PC auf das Smartphone über eine Banking-App! Ich habe mit dieser Übung sehr lange gewartet. Wahrscheinlich hatte ich bereits eine Katastrophe gewittert, da ich weder mit meinem Smartphone noch mit der neuen Prozedur vertraut bin. In Almeria habe ich mich dann ans Werk gemacht. Da war dann der alte Weg bereits abgeschaltet. Ich muss dazu sagen, dass ich auf meiner gesamten Fahrt eigentlich so gut wie keine Überweisungen getätigt, sondern stets mit der Kreditkarte bezahlt habe und sehr selten auch mit Bargeld, welches ich zuvor mit Hilfe der Kreditkarte am Automaten beschafft habe. Nun habe ich aber, spätestens mit dem o.g. Rettungsschlepp eine Dienstleistung in Anspruch genommen, zu der eine Rechnung gestellt wurde, die ich erst später erhalten und danach begleichen wollte. Außerdem schickten wohl eine oder einige automatische Abbuchungen mein Konto in den negativen Bereich. Genaues weiß ich darüber nicht, denn ich habe jetzt überhaupt keinen Zugang mehr zu meinem Konto. Mit vielen Versuchen und Telefonaten, mir würde wieder schlecht werden, wenn ich diese genauer beschreiben müsste, kümmert sich nun ein Bankmensch um mein Problem, die APP als alleinigen Bankzugang so einzurichten, dass auch ein älterer Mensch damit umgehen kann. Das Alles hat mir einige Nächte lang den Schlaf geraubt und ich hoffe nun auf den mir angebotenen Kurzlehrgang zur Einrichtung des Kontozugangs auf meinem Smartphone am Montag. Was hier erschwerend hinzu kommt ist, dass es lediglich einen kostenpflichtigen WLAN-Zugang im Hafen pro Schiff gibt. Wenn ich also mit der App diesen Zugang nutze, kann ich nicht parallel dazu im Internet die Anweisungen zur Einrichtung des Smartphones zugleich lesen. Schrecklich, da es einen selbst zu einem Dummy der Technik macht. Drückt mir also bitte Eure Daumen.

P.S.: Ich danke hierzu ausdrücklich dem Jörg, dass er mich in dieser Zeit in dieser Angelegenheit so vielfältig, zuverlässig und geduldig unterstützt hat. Ich werde Deinem großem Vertrauen in meine Redlichkeit auf jeden Fall gerecht werden, lieber Jörg.

Die Schiffe im Hafen von Aguadulce liegen in römisch-katholischer Weise. Links neben mir steht ein riesiger Lagoon-Katamaran.
Direkt am Hafen geht es steil bergauf! Allerdings formt dieser Kamerad auch einen aerodynamischen Haken, der die Windgeschwindigkeit im Hafen spürbar erhöht.
Ich glaube, dass ich diesen Moment bereits irgendwann einmal in meinem Blog beschrieben habe. Als ich morgens die Sonne begrüßte, musste ich erkennen, dass der Wind Saharasand in Mengen über die spanische Küste gebracht und dort fallengelassen hat. So auch auf der Odd@Sea.
Auch andere Ecken des Schiffs sind betroffen und ich muss mich wirklich stark dazu aufraffen, vor meiner Abfahrt den Sand mit Wasser abzuwaschen.

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